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Cocktails fuer drei

Cocktails fuer drei

Titel: Cocktails fuer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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mit zerzausten, angegrauten Haaren und klugen, leuchtenden Augen. Er war bestimmt schon über fünfzig, dachte sie, strahlte aber immer noch eine geradezu beängstigende Energie aus.
    »Da kam eben diese Nachricht«, sagte sie etwas unwillig und reichte ihm den Zettel.
    »Ach«, sagte Ralph und warf einen leeren Blick darauf. »Danke.« Er faltete den Zettel zusammen und steckte ihn in seine Hosentasche.
    Candice machte den Mund auf, um zu fragen, ob alles okay sei, dann klappte sie ihn wieder zu. Der Gesundheitszustand ihres Chefs ging sie nichts an. Sie hatte einen privaten Anruf abgefangen. Das ging sie nichts an. Außerdem fiel ihr ein, dass es sich möglicherweise um etwas Peinliches handeln mochte, von dem sie gar nichts wissen wollte.
    »Ich wollte Sie gern sprechen«, sagte sie stattdessen, »weil der Londoner immer noch eine Redaktionsassistentin sucht.«
    »Ach ja?«, sagte Ralph und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
    »Ja«, sagte Candice und nahm ihren ganzen Mut zusammen. »Ich kenne nämlich jemanden, der gut passen würde.«
    »Wirklich?«, sagte Ralph. »Nun, dann bitten Sie ihn, sich zu bewerben.«
    »Es ist eine Frau«, sagte Candice. »Ich fürchte nur, ihr Lebenslauf ist nicht besonders aufregend. Aber ich weiß, dass sie Talent hat. Ich weiß, dass sie schreiben kann. Und sie ist intelligent und begeisterungsfähig …«
    »Freut mich zu hören«, sagte Ralph freundlich. »Aber ich denke, darüber sollten Sie mit Justin sprechen.«
    »Ich weiß«, sagte Candice. »Aber …« Sie schwieg, und Ralphs Augen wurden schmal.
    »Hören Sie …«, sagte er und beugte sich vor. »Sagen Sie es mir ehrlich. Wird es da Schwierigkeiten geben? Ich bin mir der Situation zwischen Ihnen beiden wohl bewusst, und wenn sich daraus Probleme ergeben …«
    »Das ist es nicht!«, sagte Candice eilig. »Es ist nur … Justin hat viel zu tun. Es ist sein erster Tag, und ich will ihn nicht damit belasten. Er hat genug um die Ohren. Außerdem …« Sie merkte, wie sich ihre Finger auf dem Schoß verknoteten. »Außerdem hat er sich gestern darüber beklagt, dass er die ganzen Bewerbungen lesen muss. Und außerdem ist er nur kommissarischer Chefredakteur … Also dachte ich, vielleicht …«
    »Was?«
    »Ich dachte, vielleicht könnten Sie das Bewerbungsgespräch mit der Frau selbst führen.« Flehend sah Candice Ralph an. »Sie wartet unten am Empfang.«
    »Sie wartet wo ?«
    »Am Empfang«, stammelte Candice. »Sie wartet … für den Fall, dass Sie Ja sagen.«
    Ralph starrte sie an, mit ungläubiger Miene, und einen schrecklichen Augenblick lang dachte Candice, gleich würde er sie anbrüllen. Plötzlich jedoch fing er an zu lachen. »Schicken Sie sie rauf«, sagte er. »Wenn Sie sie schon hergeschleift haben, sollten wir der armen Frau auch eine Chance geben.«
    »Danke«, sagte Candice. »Ehrlich, ich bin mir sicher, dass sie …« Ralph hob eine Hand, um sie zu bremsen.
    »Schicken Sie sie rauf!«, sagte er. »Dann sehen wir weiter.«
    Maggie Phillips saß allein in ihrer geschmackvollen Smallbone-Küche, trank Kaffee, starrte den Tisch an und überlegte, was sie als Nächstes tun sollte. Am Morgen war sie wie immer früh aufgewacht und hatte mit angesehen, wie Giles sich anzog und für die Fahrt in die Stadt bereitmachte.
    »Lass es ruhig angehen«, hatte er gesagt und hektisch seine Krawatte geknotet. »Ich versuche, so gegen sieben zurück zu sein.«
    »Okay«, hatte Maggie geantwortet und ihn angelächelt. »Bestell dem Smog schöne Grüße.«
    »So ist es recht, reibt es mir ruhig unter die Nase«, erwiderte er verschmitzt. »Ihr verdammten Müßiggängerinnen.«
    Als sie die Haustür ins Schloss fallen hörte, breitete sich ein köstliches Gefühl von Freiheit in ihrem ganzen Körper aus. Keine Arbeit, dachte sie bei sich. Keine Arbeit! Sie konnte tun und lassen, was sie wollte. Zuerst hatte sie versucht weiterzuschlafen, hatte die Augen wieder zugemacht und sich in ihre Bettdecke gekuschelt. Aber das Liegen war unbequem. Ihr Bauch war zu dick und zu schwer, um eine komfortable Lage zu finden. Nachdem sie ihr Kopfkissen mehrmals zurechtgeschüttelt hatte, gab sie es auf.
    Sie war nach unten gegangen, hatte sich Frühstück gemacht, dann die Zeitung gelesen und den Garten draußen vor dem Fenster bewundert. Das hatte bis halb neun gedauert. Anschließend war sie wieder nach oben gegangen, hatte sich ein Bad eingelassen und – wie es ihr schien – mindestens eine Stunde darin gelegen. Als sie herauskam,

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