Cocktails fuer drei
planten sie einen gemeinsamen Urlaub. Dann gab es Probleme mit seinem Mitbewohner in Pimlico, und er zog bei ihr ein.
Das war im Grunde der Moment, in dem es schiefging, dachte Candice. Ihre umnebelte Bewunderung verflog, als sie ihn aus der Nähe betrachtete – er brauchte morgens dreimal so lange wie sie, verkündete stolz, dass er nicht kochen konnte, wollte es aber auch nicht lernen, und er erwartete ein sauberes Badezimmer, ohne es jemals selbst zu putzen. Da war ihr das ganze Ausmaß seiner Eitelkeit bewusst geworden, seine unglaubliche Arroganz und schließlich – erschreckend – der Umstand, dass er sie nicht für intellektuell ebenbürtig hielt. Wenn sie klug argumentierte, wurde er herablassend, bis er ihren Argumenten nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Dann wurde er böse und war beleidigt. Kein einziges Mal konnte er eine Niederlage eingestehen – sein Selbstbild ließ es einfach nicht zu. In seiner Vorstellung war Justin für Großes geschaffen. Sein Ehrgeiz war beängstigend. Er trieb ihn an wie eine Dampfwalze und machte alles andere in seinem Leben platt.
Noch heute wusste Candice nicht so recht, was stärker gelitten hatte, als sie mit ihm Schluss machte – seine Gefühle oder sein Stolz. Es schien, als täte es ihm für sie leid, als hätte sie einen dummen Fehler begangen, von dem er überzeugt war, dass sie ihn bald bereuen würde.
Bisher jedoch – einen Monat lang – hatte sie ihre Entscheidung noch keinen Moment bereut.
»Also«, sagte sie, als sie sich setzten. »Was willst du?«
Justin lächelte sie kurz an.
»Ich wollte dich besuchen«, sagte er, »um sicherzugehen, dass du dir keine Sorgen wegen morgen machst.«
»Morgen?«, sagte Candice verwundert. Wieder lächelte Justin sie an.
»Morgen ist, wie du weißt, der Tag, an dem ich den Posten als kommissarischer Chefredakteur beim Londoner übernehme. Damit bin ich sozusagen dein Chef.« Er schüttelte seine Ärmel aus, prüfte die Manschetten, dann blickte er auf. »Ich möchte nicht, dass es zwischen uns … Probleme gibt.« Candice starrte ihn an.
»Probleme?«
»Ich könnte mir vorstellen, dass es für dich nicht ganz einfach sein dürfte«, sagte Justin sanft. »Der Umstand, dass meine Beförderung mit dem Ende unserer Beziehung zusammenfällt. Ich möchte nicht, dass du darunter leidest.«
»Leiden?«, fragte Candice erstaunt. »Justin, ich war diejenige, die Schluss gemacht hat! Ich habe kein Problem damit.«
»Wenn du es so sehen möchtest«, sagte Justin freundlich. »Solange es nur kein böses Blut gibt.«
»Dafür kann ich nicht garantieren«, murmelte Candice.
Justin schwenkte seinen Whisky im Glas, sodass die Eiswürfel klimperten. Er sah aus, als probte er für einen Werbespot. Oder eine Fernsehreportage: »Justin Vellis: das Genie privat.« Ein Kichern stieg in ihr auf, und sie kniff die Lippen zusammen.
»Nun, ich will dich nicht weiter aufhalten«, sagte Justin schließlich und stand auf. »Wir sehen uns morgen.«
»Ich kann es kaum erwarten«, sagte Candice und zog hinter seinem Rücken eine Grimasse. Als sie zur Wohnungstür kamen, blieb sie stehen, mit der Hand auf dem Riegel. »Übrigens«, sagte sie beiläufig, »weißt du, ob sie schon eine neue Redaktionsassistentin benannt haben?«
»Nein, haben sie nicht«, sagte Justin stirnrunzelnd. »Offen gesagt bin ich deshalb etwas genervt. Maggie hat sich überhaupt nicht darum gekümmert. Sie taucht einfach in ihr trautes Heim ab und lässt mir zweihundert beschissene Lebensläufe da.«
»Ach, du Ärmster«, sagte Candice unschuldig. »Na ja. Ich bin mir sicher, dass da noch jemand Passendes auftaucht.«
Roxanne nahm noch einen Schluck von ihrem Drink und blätterte in Ruhe die Seite ihres Taschenbuchs um. Halb zehn, hatte er gesagt. Inzwischen war es zehn nach zehn. Seit vierzig Minuten saß sie in dieser Hotelbar, bestellte Bloody Marys und trank sie langsam aus. Und jedes Mal, wenn jemand die Bar betrat, tat ihr Herz einen kleinen Hüpfer. Um sie herum saßen Paare und Grüppchen, die leise über ihren Drinks plauderten. In der Ecke sang ein älterer Herr im Smoking »Someone to Watch Over Me«. Es hätte irgendeine Bar in irgendeinem Hotel in irgendeinem Land sein können. Frauen wie sie gab es überall auf der Welt, dachte Roxanne. Frauen, die in Bars herumsaßen, sich Mühe gaben, interessant zu wirken, und auf Männer warteten, die sich nicht blicken ließen.
Ein Kellner kam diskret an ihren Tisch, nahm ihren Aschenbecher und ersetzte ihn
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