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Cocktails fuer drei

Cocktails fuer drei

Titel: Cocktails fuer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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mal wegnehmen, oder?« Sie erreichte die Glaskugel genau in dem Moment, als Jakes klebrige Fingerchen sich darum schlossen. »Danke«, sagte sie höflich zu dem kleinen Jungen. »Äh … hättest du was dagegen …« Seine Finger hielten daran fest. »Es ist nur, weil …«
    »Jake!«, bellte Wendy, und Maggie zuckte vor Schreck zusammen. »Es reicht!« Jake verzog das Gesicht, ließ jedoch gehorsam los. Eilig löste Maggie die Kugel aus seinem Griff und legte sie oben auf die hohe Kommode.
    »In diesem Alter sind sie Monster«, sagte Wendy. Ihr Blick strich über Maggies Bauch. »Wann ist es so weit?«
    »Noch drei Wochen«, sagte Maggie und setzte sich wieder hin. »Nicht mehr lange!«
    »Vielleicht lässt es sich Zeit«, sagte Wendy.
    »Ja«, sagte Maggie nach einer Pause. »Auch möglich.« Wendy zeigte auf das Baby auf ihrem Schoß.
    »Bei ihm hier war ich zwei Wochen überfällig. Am Ende mussten sie die Geburt einleiten.«
    »Oh«, sagte Maggie. »Aber …«
    »Und dann hat er sich verklemmt«, sagte Wendy. »Sein Herzschlag wurde schwächer, und sie mussten ihn mit der Zange rausholen.« Sie blickte auf und sah Maggie tief in die Augen. »Neunundzwanzig Stiche.«
    »Ach, du liebes bisschen«, sagte Maggie. »Du machst Witze.« Plötzlich war ihr, als müsste sie gleich in Ohnmacht fallen. Sie holte tief Luft, klammerte sich an ihren Stuhl und zwang sich, Wendy anzulächeln. Sie musste das Thema wechseln, weg von der Geburt, dachte sie. Egal wohin. »Und … hast du … arbeitest du denn?«
    »Nein«, sagte Wendy und glotzte sie verständnislos an. »Jake! Komm da runter!« Maggie fuhr herum und sah, dass Jake riskant auf dem Klavierhocker balancierte. Er warf seiner Mutter einen mörderischen Blick zu und fing an, auf die Klaviertasten einzuhämmern.
    »Da bin ich wieder!« Paddy kam herein und trug ein Tablett vor sich her. »Ich habe diese leckeren Mandelkekse aufgemacht, Maggie. Ist das in Ordnung?«
    »Absolut«, sagte Maggie.
    »Ich weiß ja, wie es ist, wenn man seine Mahlzeiten geplant hat, und dann kommt jemand und plündert deine Vorratskammer.« Sie schnaubte ein kleines Lachen hervor, und Maggie lächelte etwas flau. Die Vermutung lag nahe, dass Paddys Vorstellung von einer Vorratskammer sich von der ihren ziemlich unterschied.
    »Irgendwo hab ich noch Saft für Jake«, sagte Wendy. Plötzlich wurde ihre Stimme lauter: »Jake, lass das sein, oder du kriegst nichts zu trinken!« Sie legte das Baby auf den Boden und griff nach ihrer Tasche.
    »Ach, wie süß!«, sagte Paddy mit Blick auf das Baby, das dort lag und zappelte. »Maggie, nimm du den Kleinen doch mal einen Moment.« Maggie erstarrte vor Entsetzen.
    »Ich glaube nicht, dass …«
    »Hier!«, sagte Paddy, hob das Baby auf und legte es Maggie in die Arme. »Ist er nicht zum Knutschen?«
    Maggie starrte das Kind in ihren Armen an, spürte, dass die beiden anderen sie dabei beobachteten, und wurde ganz unsicher. Was war los mit ihr? Sie empfand nur Abscheu für dieses Baby. Es war hässlich, es roch nach saurer Milch und steckte in einem grauenvollen, pastellfarbenen Strampler. Das Baby schlug die blauen Augen auf und sah sie an, und sie betrachtete es, versuchte, so etwas Ähnliches wie Zuneigung aufzubringen, sich wie eine Mutter zu verhalten. Der Kleine wand sich und ächzte. Voll Sorge blickte sie auf.
    »Könnte sein, dass er rülpsen muss«, sagte Wendy. »Halt ihn aufrecht.«
    »Okay«, sagte Maggie. Mit steifen, unbeholfenen Händen nahm sie das Baby und hob es an. Der Kleine verkniff das Gesicht, und einen schrecklichen Augenblick lang dachte sie, er würde losschreien. Da machte er den Mund auf, und ein Schwall warmer erbrochener Milch schwappte über ihren Pulli.
    »Oh, mein Gott!«, rief Maggie entsetzt. »Er hat mich vollgekotzt!«
    »Ach«, sagte Wendy ungerührt. »Tut mir leid. Komm, gib ihn mir.«
    »Nicht so schlimm«, sagte Paddy forsch und reichte Maggie ein Tuch. »Daran wirst du dich gewöhnen müssen, Maggie. Stimmt’s nicht, Wendy?«
    »Oh, ja«, sagte Wendy. »Wart’s ab!«
    Maggie wischte an ihrem Pulli herum, hob den Kopf und sah, dass Paddy und Wendy sie selbstgefällig, fast triumphierend betrachteten. Mitgefangen, mitgehangen , schienen ihre Augen zu sagen. Innerlich fing sie an zu beben.
    »Muss mal Kacka«, verkündete Jake und ging zu Wendy herüber.
    »Braver Junge«, sagte sie und stellte ihren Becher ab. »Lass mich nur eben dein Töpfchen rausholen.«
    »Um Himmels willen!«, schrie Maggie und sprang auf.

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