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Cocktails fuer drei

Cocktails fuer drei

Titel: Cocktails fuer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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halten. Man hatte sie also versetzt, sagte sie sich. Das war nichts Neues. Es war schon mal passiert, und es würde wieder passieren. Das war der Preis, wenn die Liebe deines Lebens verheiratet war.

Kapitel Vier
    Candice saß im Büro von Ralph Allsopp, dem Verleger des Londoner , kaute an den Fingernägeln und fragte sich, wo er wohl blieb. Zögernd hatte sie an diesem Morgen an seine Tür geklopft und gebetet, dass er da war, dass er nicht zu beschäftigt war, sie zu empfangen. Als er die Tür aufgemacht hatte, mit einem Telefon am Ohr, und sie hereinwinkte, war sie richtig erleichtert gewesen. Die erste Hürde war genommen. Jetzt musste sie ihn nur noch dazu bringen, dass er sich Heather ansah.
    Bevor sie jedoch ihre kleine Ansprache halten konnte, hatte er den Hörer aufgelegt und gesagt: »Warten Sie hier«, und war verschwunden. Das war jetzt etwa zehn Minuten her. Inzwischen fragte sich Candice, ob sie vielleicht hätte aufstehen und ihm folgen sollen. Oder vielleicht hätte sie einfach sagen sollen: »Wohin wollen Sie denn? Kann ich mitkommen?« Derartiger Pragmatismus gefiel Ralph Allsopp bei seinen Mitarbeitern. Er war bekannt dafür, Leute einzustellen, die Eigeninitiative zeigten, ungeachtet ihrer Qualifikation. Er hatte ein Faible für Leute, die sich nicht fürchteten, ihre Unwissenheit zuzugeben, und er schätzte und pflegte Talente. Er bewunderte dynamische, energiegeladene Menschen, die bereit waren, hart zu arbeiten und etwas zu riskieren. Das schlimmste Verbrechen, dessen sich einer seiner Mitarbeiter schuldig machen konnte, war Halbherzigkeit.
    »Halbherzig!«, hörte man ihn dann aus dem oberen Stock brüllen. »Halbherziger Mist!« Und überall im Gebäude schoben die Leute ihre Stühle näher an den Schreibtisch, hörten auf, übers Wochenende zu plaudern, und tippten los.
    Diejenigen jedoch, die nach seinem Geschmack waren, behandelte Ralph mit allergrößtem Respekt, was zur Folge hatte, dass sich die Mitarbeiter von Allsopp Publications allesamt wohlfühlten. Selbst Leute, die kündigten, um frei zu arbeiten oder sich beruflich umzuorientieren, hielten Kontakt und schauten hin und wieder auf einen Drink herein, um dem begeisterungsfähigen Ralph ihre neuesten Ideen zu unterbreiten. Es war eine ungezwungene, entspannte Arbeitsatmosphäre. Candice arbeitete schon seit fünf Jahren dort und hatte noch nie daran gedacht, woanders anzufangen.
    Nun lehnte sie sich auf dem Stuhl zurück und sah sich Ralphs Schreibtisch an, dessen Unordnung legendär war. Zwei hölzerne Posteingangskörbe quollen über vor Briefen und Memos. Zeitschriften stapelten sich neben Druckfahnen, die mit roter Tinte vollgeschrieben waren. Auf einem Bücherstapel stand ein Telefon. Während sie es betrachtete, fing der Apparat an zu klingeln. Sie zögerte kurz, überlegte, ob sie den Anruf entgegennehmen sollte. Dann stellte sie sich Ralphs Reaktion vor, wenn er hereinkam und sah, dass sie dasaß und es einfach klingeln ließ. »Was ist los mit Ihnen?«, würde er brüllen. »Das Ding beißt nicht!«
    Augenblicklich nahm sie den Hörer ab.
    »Hallo«, sagte sie mit geschäftsmäßiger Stimme. »Ralph Allsopps Büro.«
    »Ist Mr Allsopp da?«, erkundigte sich eine weibliche Stimme.
    »Leider nicht«, sagte Candice. »Kann ich ihm etwas ausrichten?«
    »Spreche ich mit seiner persönlichen Assistentin?« Candice warf einen Blick durch die Scheibe hinaus auf den Schreibtisch von Janet, Ralphs Sekretärin. Sie war nicht da.
    »Ich … vertrete sie gerade«, sagte Candice. Es folgte eine Pause, dann sagte die Stimme: »Hier ist Mary, Dr. Davies’ Assistentin. Ich rufe aus dem Charing Cross Hospital an. Seien Sie bitte so freundlich, Mr Allsopp auszurichten, dass Dr. Davies den Termin um vierzehn Uhr leider nicht schaffen wird. Er lässt deshalb fragen, ob es wohl auch um fünfzehn Uhr passen würde.«
    »Gut«, sagte Candice und notierte die Nachricht. »Okay. Ich sage es ihm.«
    Sie legte auf und betrachtete die Nachricht interessiert.
    »So, meine Liebe!« Ralphs unbekümmerte Stimme unterbrach sie in ihren Gedanken, sodass sie vor Schreck zusammenzuckte. »Was kann ich für Sie tun? Wollen Sie sich jetzt schon über Ihren neuen Chefredakteur beschweren? Oder geht es um was anderes?«
    Candice lachte.
    »Um was anderes.«
    Sie sah, wie er hinter den Schreibtisch trat, und dachte nicht zum ersten Mal, was für ein attraktiver Mann er in jüngeren Jahren gewesen sein musste. Er war groß – mindestens eins fünfundachtzig –

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