Cocktails fuer drei
mitgebracht«, sagte Paddy. »Ich dachte, du würdest vielleicht gern eine andere junge Mutter aus dem Dorf kennenlernen.«
»Oh!«, sagte Maggie überrascht. »Wie schön!«
Paddy winkte ein Mädchen in Jeans und pinkem Pulli heran, mit einem Baby im Arm und einem Kind an der Hand.
»Darf ich vorstellen?«, sagte sie stolz. »Maggie, das ist Wendy.«
Als Candice die Treppe zum Empfang hinuntertrippelte, war sie ganz benommen von ihrem Erfolg. Sie fühlte sich direkt einflussreich. Wieder einmal zeigte sich, was man mit ein wenig Initiative, ein wenig Mühe alles erreichen konnte. Sie kam ins Foyer und lief eilig zu den Sesseln, wo Heather wartete. Sie trug ein schickes, schwarzes Kostüm.
»Er hat Ja gesagt!«, rief sie und konnte ihren Triumph nicht verbergen. »Er will dich sehen!«
»Wirklich?« Heathers Augen leuchteten. »Wann, jetzt?«
»Jetzt gleich! Ich sag doch, er ist immer bereit, Leuten eine Chance zu geben.« Candice grinste begeistert. »Du musst nur an das denken, was ich dir gesagt habe. Enthusiasmus. Tatkraft. Wenn dir auf eine Frage keine Antwort einfällt, erzähl stattdessen einen Witz.«
»Okay.« Nervös zupfte Heather an ihrem Rock herum. »Kann ich so gehen?«
»Du siehst toll aus«, sagte Candice. »Und eins noch: Ralph wird sicher fragen, ob du eine Probe deiner Schreibkünste dabeihast.«
»Was?«, sagte Heather erschrocken. »Aber ich …«
»Gib ihm das hier«, sagte Candice, verkniff sich ein Lachen und reichte Heather ein Blatt Papier.
»Was?« Heather betrachtete es ungläubig. »Was ist das?«
»Ein kleiner Artikel, den ich vor Monaten geschrieben habe«, sagte Candice. »Darüber, wie fürchterlich der Londoner Nahverkehr im Sommer ist. Er ist nie erschienen, und Maggie ist die Einzige, die ihn außer mir gelesen hat.« Einige Besucher betraten das Foyer, sodass sie leiser fortfuhr: »Jetzt gehört er dir. Hier – ich habe deinen Namen darübergesetzt.«
»›London – glühend heiß‹«, las Heather langsam. »›Von Heather Trelawney‹.« Sie blickte auf und wusste gar nicht, wohin sie sehen sollte. »Ich fasse es nicht! Das ist ja wunderbar!«
»Du solltest den Text lieber kurz mal überfliegen, bevor du reingehst«, sagte Candice. »Es könnte sein, dass er dich danach fragt.«
»Candice … das ist so nett von dir«, sagte Heather. »Ich weiß gar nicht, wie ich es jemals wiedergutmachen kann.«
»Sei nicht albern«, sagte Candice schnell. »Das mach ich doch gerne.«
»Aber du bist so gut zu mir. Warum tust du das alles für mich?« Heathers graue Augen musterten Candice plötzlich derart eindringlich, dass Candice spürte, wie ihr Magen vor schlechtem Gewissen eine Rolle rückwärts machte. Sie starrte Heather an, während ihre Wangen immer heißer wurden, und überlegte einen Moment, ob sie ihr alles erzählen sollte. Ob sie ihren familiären Hintergrund, die ständige Schuld, ihren Drang, etwas wiedergutzumachen, beichten sollte.
Doch dann, als sie fast schon den Mund aufmachte, merkte sie, dass es ein Fehler wäre. In welch peinliche Lage sie Heather – und auch sich selbst – versetzen würde, wenn sie etwas sagte. Sie mochte sich danach vielleicht besser fühlen, es mochte vielleicht eine Art Läuterung sein, aber es wäre auch selbstsüchtig, sich die Last von den Schultern zu nehmen. Heather durfte nie erfahren, dass hinter ihren Motiven etwas anderes als aufrichtige Freundschaft stand.
»Vergiss es«, sagte sie eilig. »Du solltest jetzt lieber raufgehen. Ralph wartet schon.«
Paddy hatte darauf bestanden, den Kaffee zu machen, und ließ Maggie mit Wendy allein. Da sie plötzlich etwas nervös wurde, führte sie Wendy ins Wohnzimmer und deutete auf das Sofa. Es war die erste junge Mutter, die ihr hier begegnete. Und dann auch noch eine Nachbarin. Vielleicht würde dieses Mädchen ihre Busenfreundin werden, dachte sie. Vielleicht würden die Kinder Freunde fürs Leben.
»Setz dich doch«, sagte sie. »Hast du … wohnst du schon lange hier im Dorf?«
»Ein paar Jahre«, sagte Wendy, ließ ihre riesige Tasche auf den Boden fallen und setzte sich auf Maggies cremefarbenes Sofa.
»Und … gefällt es dir hier?«
»Schon okay. Jake, lass die Finger davon!«
Maggie blickte auf und sah entsetzt, dass Wendys Kind nach der blauen Kugel aus venezianischem Glas griff, die Roxanne ihr zur Hochzeit geschenkt hatte.
»Ach du je«, sagte sie und kam so schnell auf die Beine, wie ihr dicker Bauch es zuließ. »Ich werde … ich werde das hier lieber
Weitere Kostenlose Bücher