Coco - Ausbildung zur 0
jungfräulich, als sie die mit Kopfsteinpflaster ausgelegten Straßen entlangging. Menschen strömten zur Arbeit in die Werkstätten oder Büros, sie stießen Coco in deren Hektik, die Woche zu beginnen, an, und sie fragte sich, ob diese Menschen – die die gleichen wie letzte Woche waren – erkennen würden, welche Veränderung sie durchgemacht hatte. Vom prüden, vertrockneten Landei hin zur wirklichen Grande Dame , einer Frau, die zu ihrer Lust stehen konnte und wollte. Die es aufregend fand, sich jemandem so hinzugeben, dass er sie mit anderen teilen würde. Die es erregend empfand, sich willenlos zu zeigen. Konnte man das sehen, fragte sie sich und lächelte verlegen. Stand es ihr auf der Stirn geschrieben? Hatte sich etwas an ihren Bewegungen verändert? Der Hüftschwung vielleicht? Die Art, wie sie ihr Haar über die Schulter warf?
Über diese Gedanken erreichte sie die Galerie, und ach, das Gebäude stand noch! Die Arbeiten im unteren Bereich des Ausstellungsraums waren gut vorangeschritten, und man konnte bereits die ersten – noch verhüllten – Exponate sehen. „Gut“, dachte Coco, „also haben Dianne und Xavier den Kleinkrieg überlebt.“ Langsam stieg sie die breite metallene Treppe hinauf ins Obergeschoss, ging den langen Gang entlang, hinunter zu ihrem Büro. Noch war es still in der Galerie, noch war sie allein. Bis vor einigen Tagen hatte sie sich in diesen Momenten vorgestellt, wie es wäre, wenn sie mit Xavier hier entlanggehen würde, nach einer romantischen Nacht voller Leidenschaft. Jetzt dachte sie darüber nach, dass sie sich hatte benutzen lassen – und das aus freien Stücken. Doch bei all der Lust, die sie an diesem Wochenende empfunden hatte und deren Spuren sie noch auf ihrem Po trug, fehlte ihr etwas. Etwas, das sie in ihren unschuldigen Träumereien mit Xavier nie vermisst hatte. Noch war es nur ein Gefühl, das von der Lust überdeckt wurde. Noch war es nicht greifbar, konnte sie es nicht beim Namen nennen, was ihr da fehlte. Aber sie würde es sicherlich in den nächsten Tagen herausfinden.
Coco erreichte ihr Büro, schaltete den PC ein und besah sich die Flut an Briefen, die in den letzten Tagen angekommen waren. Geöffnet und mit einer Mitteilung von Dianne versehen. Ohne wirklich zu erfassen, was dort geschrieben stand, las sie die Briefe. In ihre Phantasie schob sich ein Gesicht, das sie seit Jahren kannte und das ihr einen mahnenden, besorgten Blick zuwarf. Xavier. Coco seufzte leise. Nach all den Jahren war er stets ihr Objekt der Begierde geblieben. Sie konnte ihn anhimmeln, lieben, mit ihm schlafen, ohne dass er davon wusste oder auch nur den Hauch einer Ahnung haben würde. Xavier war der perfekte Mann für ihre Phantasien. Und Coco fühlte sich sicher dabei. Xavier würde nie so nah an sie herankommen, dass es zu einer Beziehung kommen würde. Niemals. Sie wusste und kannte die Auswirkungen, wenn Assistentin und Chef sich aufeinander einließen. Gut, auch wenn die tatsächliche Konstellation zwischen ihnen eine andere war, änderte das nichts an der Tatsache, dass Coco so empfand. Außerdem war da noch sein chaotisches Wesen – etwas, das so überhaupt nicht zu ihr passte. Sie wären wie Feuer und Eis.
Er hatte es nur ein Mal in all den Jahren versucht und danach ihr Nein akzeptiert. Ein Fakt, der Coco auch heute noch verwunderte. Trotzdem hatte er sie immer wieder damit geneckt, und Coco empfand diese Neckereien als weitere Versuche, auch wenn er es nicht so sehen wollte. Xavier war nicht der Mann, der ein Nein so ohne weiteres hinnahm. Aber bei ihr hatte er es getan, und sie war stolz darauf. Trotzdem fragte sie sich immer wieder, ob ihre Sehnsucht, doch noch den Prinzen auf dem weißen Pferd zu finden, der sie auf seinen Armen heimtrug, jemals gestillt werden würde?
Würde diese Sehnsucht, dieser Wunsch, sie davon abhalten, so zu funktionieren, wie Baptiste es scheinbar erwartete? Würde ihr Kopf frei sein von diesen Gedanken, wenn Baptiste sie vorführte? Würde dieser Gedanke sie dazu verführen, sich in Baptiste zu verlieben und sich selbst so zu etwas bringen, wozu sie nicht bereit war? Würde der Wunsch nach sexueller Befriedigung sie zu einer Einheit ihrer selbst machen? Geist und Körper in Einklang bringen? Würden die Bedenken, sich dem Genuss hinzugeben, den Zwiespalt, den sie mit sich herumtrug, überdecken? Würde sie bereit sein, wenn er mit seinem harten Ständer in der Hose in ihrer Tür stand? Bereit sein, wenn er sie vorführen und sich
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