Coco - Ausbildung zur 0
Xavier in den Raum hinein und wusste, sie würde es nicht mehr hören. Kurz darauf begab auch er sich zu Bett.
Doch es wurde eine unruhige Nacht für ihn. Wie oft hatten sie bereits in einem Zimmer geschlafen? Wie oft war sie ihm so nahe wie in dieser Nacht gewesen? Zu oft. Doch niemals hatte er sich so quälen müssen. Er verbot sich selbst – mehrfach –, einfach hinüberzugehen und sie zu lieben. „Jetzt noch nicht“, dachte er, „später.“ Aber diese Selbstkasteiung verlangte ihm alle Kraft ab, die er aufbieten konnte. Niemals vorher hatte er so gefühlt, dieses Drängen verspürt. Aber seit heute Abend war alles anders. Er wusste nun, wie Coco in Bezug auf ihre sexuelle Veranlagung empfand, und er hatte lange genug darauf gewartet. Hatte lange genug stillgehalten, wenn sie ihn wieder einmal abgewiesen hatte. Jetzt, hier in diesem Hotel, in dem es üblich war, sich seinen Lüsten hingeben zu können, fiel es ihm schwerer denn je, die Seiten zu wechseln. Vom Chaoten, den er ihr bisher geboten hatte, zu dem zu werden, was er für sie sein konnte.
Während sich Xavier hin und her wälzte, schlief Coco tief und fest, aber nicht traumlos. Sie war erschöpft, denn der Tag mit dem Keuschheitsgürtel hatte alles von ihr gefordert. Als sie sich zu Bett begab, verspürte sie Angst vor dem, was ihr im Schlaf widerfahren würde. Sie fürchtete sich davor, dass es Baptiste wäre, der sie in ihre Träume verfolgen würde, und so verspürte sie nicht die geringste Lust, sich in Orpheus’ Arme zu begeben. Doch ihre Erschöpfung und die ungestillte Erregung zollten den körperlichen Anstrengungen ihren Tribut, und sie schlief ein.
Und sie träumte – von Xavier. Wie er vor ihr kniete, sie befreite. Aber auch von vergangenen Tagen und Ereignissen, und plötzlich sah sie diese in einem anderen Licht. Coco fand in ihren Träumen zu der Erkenntnis, wer dieser Mann wirklich war und was er für sie empfand. Viele kleine Hinweise hatte er ihr im Laufe ihrer Freundschaft gegeben. Doch sie hatte diese ignoriert. Wollte nicht wahrhaben, was wahr sein musste. Coco hatte sich hinter ihrer Fürsorge für den unstrukturierten Menschen Xavier verstecken können. Hatte sich in relativer Sicherheit vor seinem Verlangen nach ihr wiegen können, wenn sie seine Kreditkartenrechnungen oder Strafzettel für das Falschparken bezahlte. Konnte Nachsicht üben, wenn sie seine Kleidung aus der Reinigung holte. All das hatte sie in den letzten Jahren erfolgreich vollbracht und dabei nicht gemerkt, was ihr dieser Mann bieten konnte. In dieser Nacht und in ihren Träumen bot ihr dieser vermeintlich wirre Geist Möglichkeiten, von denen sie nie zu träumen gewagt hatte.
Ihre Hand wanderte während ihrer Träume hinunter zwischen ihre Beine, und Coco ließ ihrem Spielgesellen freien Lauf. Da war immer noch diese Erregung, diese vollkommen konfuse Mischung aus „Es darf nicht sein“ und der tatsächlichen Erregung, die durch den Gürtel und den daran festgemachten Dildo vorhanden war. Diese Erregung musste gelöscht werden, sonst würde sie nicht in der Lage sein, einen klaren Gedanken zu fassen. Würde nicht mit Xavier reden können. Worüber auch immer reden können. Ihr Unterbewusstsein, das in ihren Träumen unbehelligt von ihrer Vernunft handeln konnte, wusste das und ließ zu, dass sie sich die Erlösung verschaffte, die sie im wachen Zustand nicht erfahren konnte.
Coco erwachte, als durch die Vorhänge des Zimmers fahles Tageslicht hereinfiel. Sie rieb sich die Augen und schlug die Decke zur Seite, bevor sie zu ihrem Fenster ging. Sie öffnete langsam die Vorhänge und sah hinaus. Milchiges, trübes Wetter empfing sie. Das Meer zu ihren Füßen lag in dichtem Nebel, und dieser Nebel schluckte alle Geräusche. Kein Wellenschlag, kein Möwengeschrei drang an ihr Ohr, und diese unheimliche Morgenstimmung ließ sie erneut frösteln. Sie griff nach der Decke und verließ ihr Schlafzimmer. Als sie den Wohnraum der Suite betrat, war dieser bis auf ein kleines Tischchen, das der Zimmerservice bereitgestellt hatte, leer. Kaffee! Das war jetzt das erste Mittel der Wahl, um die Kälte aus ihrem Körper zu vertreiben. Kaffee und dann eine heiße Dusche.
Coco schlang die Decke enger um sich, nahm sich ihren Kaffee und trat hinaus auf die Terrasse. Auch hier begrüßte sie die Trübe und Feuchte des Nebels. Aber mit einer Tasse heißen Kaffees in der Hand war dieser Anblick nicht mehr ganz so schrecklich. Der Duft des heißen Getränks
Weitere Kostenlose Bücher