Coco - Ausbildung zur 0
betraten sie ein ähnliches Zimmer wie jenes, welches Coco während ihres Aufenthalts bewohnt hatte.
15
„Möchtest du etwas trinken?“, fragte Xavier, nachdem er die Schlüssel auf einen kleinen Tisch gelegt hatte. Coco stand immer noch an der Tür, die Arme um sich geschlungen, und nickte sacht. Er schenkte ihnen ein, kam zu ihr und reichte ihr ein Glas. Plötzlich hob er die Hand und streichelte Cocos Wange. Erstaunt sah sie ihn an.
„Nicht du musst dich entschuldigen“, sagte er traurig lächelnd. „Ich muss es bei dir tun.“
Coco verstand immer noch nicht, was er sagen wollte. Er nahm sie an der Hand und führte sie hinaus auf die kleine Terrasse der Suite, dort rückte er ihr einen Stuhl zurecht und nickte ihr zu. Er selbst ging zur Balustrade und sah für einen Moment auf das Meer hinaus.
Coco nippte an ihrem Drink, verwirrt, verstört, und ließ sich auf den Stuhl fallen. Und es war ein herrliches Gefühl, dies zu tun, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen, wie sie es tun musste. Xavier fuhr sich durch die Haare, und Coco erkannte, dass er nicht weniger durcheinander war als sie.
Diese Erkenntnis war nicht wirklich beruhigend, aber nun wusste sie, sie waren auf dem gleichen Level.
„Ich muss mich bei dir entschuldigen“, begann er leise, gegen den aufkommenden Wind anzusprechen, „weil ich es war, der dir den Prospekt vor Jahren auf den Tisch gelegt hat.“ Nun drehte er sich zu ihr und lächelte schwach.
„Ich war eine Zeitlang Stammgast hier, und die Beträge mit den seltsamen Bezeichnungen, die du auf den Kreditkartenabrechnungen verbucht hast, waren die Kosten für meine Aufenthalte hier.“
Coco trank einen Schluck. Sie wusste nicht, was sie sagen, geschweige denn, was sie von seinem Geständnis halten sollte. Er stieß sich von der Balustrade ab, rückte sich einen Stuhl direkt vor Coco zurecht und setzte sich leicht nach vorn gebeugt darauf. Er zögerte, doch dann hob er seine Hand und legte sie über ihre. Coco sog die Luft hörbar ein.
„Wenn es einen Preis für die dümmste Person gibt“, sagte sie kleinlaut, und Xavier konnte hören, dass sie ein Schluchzen unterdrückte, „dann würde ich den wohl bekommen.“ Er lachte leise über ihre eigene persönliche Schelte, und dann schüttelte er den Kopf.
„Ich könnte dir jetzt viel erzählen“, erwiderte er, und währenddessen streichelte er ihre Hand, „aber das verschieben wir. Ich möchte, dass du dich ausruhst, und morgen fahren wir runter an die Loire. Dianne bringt morgen einen Koffer vorbei, und kurz darauf werden wir losfahren.“
Coco wollte etwas entgegnen, doch er legte ihr einen Finger auf die Lippen.
„Morgen. Heute erholen wir uns.“ Er nahm seinen Finger zurück und wechselte das Glas von der einen Hand in die andere. Erst jetzt sah Coco, dass auf seinem Handrücken eine kleine Wunde prangte. Sie sah darauf, versuchte die Hand zurückzuhalten, aber Xavier lächelte nur sacht. „Es ist nichts.“
Sie fröstelte, und er stand auf, ging in das Zimmer, um einen Augenblick später mit einer Decke zurückzukommen. Zärtlich und fürsorglich legte er ihr diese um die Schultern. Sie dankte mit einem schwachen Lächeln. Xavier ging hinüber zur Balustrade, lehnte sich dagegen und sah in den Nachthimmel. Ein paar Möwen kreischten noch, wie um den Tag dafür auszuschimpfen, dass er sich zu Ende neigte. Sie kreisten vor dem Balkon, und Coco auf ihrem Platz an der Wand blickte auf Xaviers Rücken, der im schwachen Schein der kleinen Lampe im Zimmer wie ein Unheil bringender Geist aussah, der mit den Möwen seine kleinen Boten mitbrachte.
Aber etwas passte nicht zu diesem Bild, und das war Xavier selbst. Er war nicht der dunkle Geist. Er war der Prinz auf dem weißen Pferd, der sie gerettet hatte. Dankbarkeit breitete sich in Coco aus. Noch war ihr Verstand zu sehr von dem benebelt, was sie erlebt hatte, aber dieses Gefühl war da, und sie würde es festhalten.
„Ich glaube“, sagte sie und stellte ihr Glas ab, „ich werde ins Bett gehen.“ Xavier drehte sich ruckartig herum, nickte und nahm ihr die Decke ab.
„Natürlich“, erwiderte er und begleitete sie hinein. Die Suite hatte zwei Schlafzimmer, und als Coco vor der Tür zu ihrem stand, verharrte sie einen Moment. „Du kannst abschließen“, schlug er lächelnd vor.
„Das ist es nicht“, meinte sie. „Ich …“, sie unterbrach sich und sah ihn an. „Danke“, sagte sie schließlich und ging in ihr Schlafzimmer.
„Keine Ursache“, gab
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