Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coco - Ausbildung zur 0

Coco - Ausbildung zur 0

Titel: Coco - Ausbildung zur 0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Riba
Vom Netzwerk:
Wohnzimmer. Xavier stand dort in der Mitte des Raumes und hielt etwas in seiner Hand, das Coco nicht aufgefallen war, als er an ihr vorbeistürmte.
    „Hierhin, ins Licht!“, wiederholte er mit dunkler Stimme und zeigte mit der freien Hand auf einen imaginären Punkt vor seinen Füßen. Coco setzte sich Bewegung, zaghaft und verstört, denn diesen Ton kannte sie nicht von ihm. Nun konnte sie auch sehen, was er in der einen Hand hielt: eine riesige Zange, wie sie von Klempnern gebraucht wurde, wenn diese Rohre zerschneiden wollten. Xavier sah Coco an, und in seinem Blick lagen Wut und Enttäuschung.
    Dann ging er vor ihr auf die Knie, öffnete den Bademantel und legte die Zange am Schloss an. „Verdammtes Scheißding!“, fluchte er, als sich der Bügel des Schlosses gegen seine Bemühungen, ihn durchzuschneiden, zu wehren schien. Doch mit einer letzten Anstrengung, einem noch lauteren Fluch, brach der Bügel unter der Kraft der Zange durch. Durch die Wucht wurde Coco hin und her geschüttelt, und sie hatte Mühe, auf ihren Füßen stehen zu bleiben.
    Xavier entfernte den Bügel aus der Verankerung, legte die Zange zur Seite, und vorsichtig entfernte er den Keuschheitsgürtel von Cocos Hüfte. Als er sah, dass sie einen Dildo trug, stieß er einen verächtlichen Grunzer aus. Vorsichtig griff er nach dem Stück, das aus ihr hervorlugte, und zog das Spielzeug heraus. Coco hatte ihr Bein etwas angehoben, und als Xavier sie endlich befreite, musste sie sich an seinen Schultern festhalten. Ein wunderbares Gefühl, dieses Ding endlich los zu sein!
    „Zieh dir was an, und dann gehst du runter zu meinem Wagen!“, wies Xavier, der inzwischen aufgestanden war und nun mit dem Rücken zu Coco stand, sie an. „Und beeil dich! Dianne hat mich erst vor einer halben Stunde erreicht …“
    Coco nickte, wohl wissend, dass er es nicht sah, und ging ins Schlafzimmer. Während sie nach Jeans und T-Shirt griff, sah sie auf die Uhr. Ihre Befreiungsaktion hatte länger gedauert, als sie vermutet hatte. Es waren beinahe anderthalb Stunden vergangen, bis Xavier es endlich geschafft hatte, das Schloss zu lösen. Mit hektischen Bewegungen zog sie sich an, verließ das Schlafzimmer, und als sie ins Wohnzimmer kam, blieb sie kurz stehen und blickte auf Xaviers Rücken. Sie hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen, die Sache hier nicht einfach im Raum stehen zu lassen. Aber sie fand nicht die richtigen Worte, und so ging sie.
    „Der Wagen steht hinten im Hof, und der Schlüssel steckt“, rief Xavier ihr nach und schloss die Wohnungstür.
    Coco saß in Xaviers Wagen und wartete. Zusammengesunken, wie ein Sünder auf der Büßerbank, hockte sie auf dem Beifahrersitz und spähte immer wieder zur Hintertür des Apartmenthauses. Doch Xavier erschien nicht. Die Uhr am Armaturenbrett klickte leise vor sich hin, wenn sich der Zeiger darin wieder ein Stück bewegte. Halb acht. Nun müsste Baptiste eigentlich bereits oben angeklopft haben, denn man konnte sagen, was man wollte: Pünktlich war er. Aber von hier aus konnte Coco nicht sehen, wer das Haus betrat.
    Nachdem sich ihre Überraschung darüber gelegt hatte, dass Xavier plötzlich in ihrer Wohnung vor ihr gestanden hatte, machte sie sich Vorwürfe, Dianne überhaupt etwas erzählt zu haben. Wie konnte die Freundin ihm nur von der Sache berichten? Coco lehnte den Kopf an die kalte Scheibe. Ausgerechnet Xavier. Ausgerechnet dem Mann, vor dessen Chaos und Unfähigkeit, sein Leben zu führen, sie geflüchtet war. Dem Mann, den sie all die Jahre mit mütterlicher Liebe überschüttet hatte und den sie … Sie wollte den Gedanken nicht zu Ende bringen. Aber sie ahnte, ihre Freundschaft, die keine im üblichen Sinne war, immer nur von ihrer Seite aus betrachtet zu haben. Xavier fühlte sich augenscheinlich für sie verantwortlich. Warum? Verantwortungsgefühl für seine jeweiligen Liebschaften war nicht unbedingt der Ausdruck, den Coco als den Punkt genannt hätte, der ihr bei seinen Beziehungen hätte einfallen können. Was tat er also hier?
    Diese Frage konnte sie sich nicht mehr beantworten, denn in diesem Moment schwang die Hintertür des Hauses auf, und Xavier stürmte mit wehenden Haaren und flatterndem Jackett heraus. Er riss die Fahrertür auf und stieg ein. Ohne ein Wort zu sagen, startete er den Motor und fuhr mit quietschenden Reifen durch den kleinen Tunnel der Ausfahrt, die aus zwei miteinander verbundenen Häusern entstanden war, auf die Straße. Coco hielt erschrocken den Atem an und

Weitere Kostenlose Bücher