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Coco - Ausbildung zur 0

Coco - Ausbildung zur 0

Titel: Coco - Ausbildung zur 0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Riba
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Schulter, atmete tief durch und seufzte sacht, als er ihr über den Rücken strich.
    „Wir müssen uns fertig machen“, sagte er leise. „Wir werden erwartet.“
    Coco schaute ihm ins Gesicht. Immer noch sah sie ihn verschlafen an, und ihr skeptischer Blick entlockte ihm ein Lachen.
    „Na komm, Schlafmütze!“ Sie nickte, ging zurück in ihr Zimmer, und zehn Minuten später stand sie reisefertig vor ihm.
    „Wo fahren wir hin?“, erkundigte sie sich, während sie sich Kaffee einschenkte.
    „Wirst du schon sehen“, gab er knapp zur Antwort. „Auf jeden Fall erst einmal weit weg von Paris.“
    Der verschwörerische Unterton ließ sie aufhorchen, doch Xavier war nicht gewillt, ihr Details zu liefern. Genauso wenig war er gewillt, sich während der Fahrt mit ihr zu unterhalten. Zweifel stiegen in ihr auf, ob es richtig war, sich ihm hinzugeben. Diese Reaktion, dieses Schweigen von ihm, hatte sie befürchtet. Sie kannten sich zu lange, zu gut, als dass es funktionieren konnte. Coco wusste, wer Xavier war. „Gut“, dachte sie, „nach gestern kenne ich ihn vielleicht nur noch zu neunzig Prozent.“ Aber waren diese neunzig Prozent nicht die Bestätigung für sein jetziges Verhalten? Er bereute es anscheinend, mit ihr geschlafen zu haben. Sonst wäre er doch nicht so schweigsam und abweisend, oder? Sie sah ihn von der Seite an und versuchte eine Regung in seinem Gesicht zu erkennen. Aber da war nichts. Xavier konzentrierte sich auf die Straße und schien vergessen zu haben, dass sie neben ihm saß.
    Was sollte dann aber diese ganze Aktion hier? Wo brachte er sie hin? Warum so weit weg wie möglich von Paris? Coco wusste, sie hatte einen Fehler gemacht, als sie sich Baptiste ohne Widerworte ausgeliefert hatte. Doch das konnte doch nicht so schlimm sein. Der Gürtel war ab, Baptiste Geschichte. Warum machte Xavier so ein Aufhebens um die Sache?
    Die Schilder der Autobahn sagten ihr, dass er nach Nantes wollte, zumindest in diese Richtung. Was konnte dort sein? Zu viele Fragen jagten ihr im Kopf herum und verursachten Coco Kopfschmerzen. Sie versuchte, sich auf die Landschaft zu konzentrieren, und ebenso versuchte sie, die Tatsache, dass Xavier sie anschwieg, aus ihrem Bewusstsein zu verdrängen. Ihr Leben, das bis vor ein paar Tagen noch in wunderbar geraden Bahnen verlaufen war, war ein heilloses Durcheinander. Ihre Gefühlswelt kam einem Chaos ohne Strukturen gleich. „Himmel“, dachte sie, „was hast du da angerichtet?“
    Kurz vor Nantes verließ Xavier die Autobahn und fuhr über kleinere Landstraßen. Immer wieder musste er die Geschwindigkeit drosseln, wenn er auf einen der unzähligen Kreisverkehre stieß. Seine Laune verschlechterte sich zunehmend. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er diese Tortur noch eine Stunde aushalten musste, und so richtete er sich in seinem Sitz auf, um sich den Rest der Fahrt bequemer zu gestalten. Cocos fragenden Blick beantwortete er mit einem Kopfschütteln. Sie sollte die Fahrt genießen, doch er kannte sie zu gut, als dass es auch nur eine geringfügige Chance dazu geben würde. Ihre verzweifelten Versuche, sich die Landschaft anzusehen, die an ihnen vorbeiraste, konnte er beinahe körperlich spüren. „Ein Gespräch wäre hilfreich“, dachte er, aber alles, was er jetzt sagen würde, würde ihn Gefahr laufen lassen, es zu verderben. Deshalb schwieg er und ließ Coco in dem Glauben, er würde bereuen, was er getan hatte.
    Die Sonne hatte sich zum Abend doch noch dazu entschieden, sich durch die Wolken zu kämpfen, und ging nun langsam unter, als Xavier den Wagen in eine Einfahrt lenkte. Noch war es hell genug, um zu erkennen, was einen hinter dem steinernen Tor erwarten würde. Coco sog die Luft hörbar ein, und er schmunzelte. Diese Reaktion kannte er bereits. Das Loire-Schlösschen, das in einigen Kilometern Entfernung über einem Hügel emporragte, war wirklich atemberaubend. Strahlend weiß mit grau-roten Dächern und Türmen saß es auf der Anhöhe und schien so unwirklich wie ein Wunder in einem Märchen. Der weitläufige Park war mit dekorativen Rabatten verziert und die Sträucher in kunstvolle Figuren geschnitten. Die Auffahrt wurde von großen Eichen gesäumt, die ihre Kronen majestätisch über den Besuchern zusammenführten. Xavier fuhr jetzt langsamer, und aus den Augenwinkeln konnte er Cocos Aufregung sehen.
    „Wem gehört das?“, hauchte sie. Zu mehr war sie bei dem wunderschönen Anblick nicht fähig.
    „Es hat mal meiner Familie gehört“, gab

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