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Coco - Ausbildung zur 0

Coco - Ausbildung zur 0

Titel: Coco - Ausbildung zur 0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Riba
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beschauliches Leben hin? Was war aus ihr geworden? Warum fühlte sich in den letzten Tagen und Wochen einfach alles falsch an? In Anbetracht ihrer Situation, der Räumlichkeiten, in denen sie sich befand, der Fahrt hierher, die sie schweigend verbracht hatten, fühlte sich selbst das kleine Intermezzo im Bad vom heutigen Morgen noch falscher an, als es dies ohnehin schon war.
    „Coco?“ Xaviers Stimme klang von unten herauf, und einen Augenblick später hörte sie, wie er die Treppe hinaufstieg.
    „Das Essen ist fertig“, fügte er hinzu. „Margerite wird böse, wenn es kalt wird.“ Coco antwortete nicht, sondern wartete darauf, dass er in der Tür erschien. Lächelnd blickte er auf sie herab. Doch als er ihren Gesichtsausdruck sah, verschwand das Lächeln augenblicklich.
    „Was ist?“, fragte er, und der unbedarfte Unterton darin ließ Coco die Hand heben und auf die geöffnete Tür in der Vertäfelung zeigen. Sein Blick folgte ihrer Hand.
    „Ein Spielzimmer“, erklärte er. „Na und?“
    „Hättest du jetzt bitte die Freundlichkeit, mir zu sagen, was hier los ist? Warum ich hier bin? Oder anders: Was zum Teufel ist in dich gefahren?“, schrie Coco ihn an. Für einen Moment dachte Xavier nach, dann schloss er die Tür hinter sich.
    „Ich hoffe“, sagte er, als er sich neben sie auf das Bett setzte, „dass du Margerites bösen Blick ertragen kannst, wenn das Essen kalt ist.“
    „Rede keinen Mist! Was soll das hier alles, und warum kann ich nicht zurück nach Paris? Warum hast du mir verschwiegen, wer oder was du bist, und hast mich all die Jahre über dein wahres Ich im Unklaren gelassen? Ach was! Du hast mich schlicht angelogen!“
    Er antwortete nicht sofort, sondern lehnte sich zurück, stützte sich auf seine Arme und dachte nach. Coco atmete heftig, so dass er befürchtete, dass sie sich noch mehr aufregen würde. Und nach alldem …
    „Ich habe dich niemals belogen“, begann er leise. „Vielleicht nicht gerade meine besten Seiten zur Schau gestellt, aber ich habe damit nur auf deine Abweisung reagiert.“ Coco fuhr herum, und in ihren Augen funkelte die blanke Wut.
    „Sonst noch was, woran ich Schuld habe?“ Xavier lachte leise.
    „Nein, nicht dass ich wüsste. Ich habe auch nicht gesagt, dass du Schuld an irgendetwas hast. Ich habe nur gesagt, dass ich so reagiert habe, weil du mich nicht wolltest. Also habe ich dir den Clown vorgespielt, damit ich deine Ablehnung besser ertragen konnte.“ Coco musterte ihn streng.
    „Zu deiner Information: Es wird nicht besser“, entgegnete sie und zog eine Augenbraue hoch. Xavier seufzte.
    „Willst du es nicht verstehen? Hätte ich hingehen und dir den Hintern versohlen sollen, nachdem du mich abgewiesen hattest? Gut: Über meine Wahl der Waffen und weitergehenden Maßnahmen kann man trefflich streiten. Aber das werde ich nicht – und schon gar nicht mit dir.“
    „Weitergehende Maßnahmen?“ Cocos Wut wandelte sich in pures Unverständnis. Xavier nickte bedächtig.
    „Kleines, du hast eine Ausstrahlung, die einen dominanten Menschen – egal ob Männlein oder Weiblein – schon mal alle Vorsicht vergessen lassen kann. Was glaubst du wohl, wie oft ich hinter deinem Rücken gefragt wurde, ob ich dich verleihe?“
    Das war zu viel für Coco. Sie sprang auf und stürzte hinaus an die Balustrade. Heftig atmend stützte sie sich dort ab, Tränen in den Augen. Sie war so in ihren Gefühlen gefangen, in ihrer Wut auf sich und alles, was sich ihr bot, dass sie nicht mitbekam, wie Xavier hinter sie getreten war und sie umarmte.
    „Nur zu deiner Information: Ich habe sie alle verjagt.“ Er küsste sie zärtlich auf ihre Locken, hielt sie, während sie ihren Tränen freien Lauf ließ.
    „Was habe ich denn an mir?“, fragte sie leise und schluchzend. „Steht auf meiner Stirn ein Schild mit „Frei ficken“ drauf?“
    Xavier ließ nicht von ihr ab, schüttelte jedoch kaum merklich seinen Kopf. Diese behutsame Berührung beruhigte sie etwas, aber noch war sie nicht fähig, einen klaren Gedanken zu fassen.
    „Nein … aber eines mit Sehnsucht, Melancholie, Suche, der Fähigkeit, Leidenschaft zu erleben, Hingabe zu zeigen. All das steht da oben auf deiner Stirn, in deinen Bewegungen, in deinem Handeln. Und noch etwas steht da: Enttäuschungen, die du erfahren hast.“ Er schlang seine Arme noch etwas enger um ihre Schultern, wärmte sie. Ihre Nähe, ihr Duft waren für ihn so gefährlich, dass er sich – wieder einmal – mehr als nur zusammenreißen

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