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Coco - Ausbildung zur 0

Coco - Ausbildung zur 0

Titel: Coco - Ausbildung zur 0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Riba
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merkte nicht, wie Xavier in der Tür zu seinem Schlafzimmer stand und sie beobachtete. Er lehnte im Türrahmen, spielte nachdenklich an seinem Bart und sah auf sie herunter. Sie bekam auch nicht mit, wie sich die Tür zur Suite öffnete, jemand einen Koffer abstellte, um dann hinter Xavier zu treten und seine Arme um ihn zu legen. Genauso wenig bekam Coco in ihrem tiefen Schlaf mit, wie sich Xavier lächelnd herumdrehte und der Frau, die ihn umarmte, einen Kuss auf die Stirn drückte.
    „Sie sieht geschafft aus“, stellte Dianne leise fest und schmiegte sich an ihn. Xavier nickte.
    „Ja, die letzten Tage …“, antwortete er, sprach aber nicht weiter, sondern nahm Dianne an der Hand und zog sie zurück in den Wohnraum. „Kaffee?“, fragte er, und Dianne nickte, während sie sich in einen Sessel fallen ließ.
    „Was hast du jetzt vor?“, erkundigte sie sich und nahm die Tasse aus seinen Händen entgegen.
    „Gute Frage, nächste Frage“, seufzte er, lächelte ein wenig traurig und nahm ihr gegenüber Platz. „Das heute Morgen war eigentlich nicht geplant. Jetzt muss ich umdisponieren.“ Dianne sah ihn über die Tasse hinweg an.
    „Du willst also wirklich runter nach Maupassant in die Villa?“ Xavier nickte.
    „Es ist alles vorbereitet. Und dann werden wir sehen.“
    „Es wird Zeit“, stellte Dianne fest. „Du hast ihr lange genug den Clown vorgespielt.“ Sie stellte ihre Tasse ab und sah ihn streng an. „Und was wir jetzt davon haben …“ Xavier winkte ab.
    „Du solltest ihren Hintern sehen. Entsetzlich!“ Er strich sich über seinen Bart und dachte nach. „Ich habe es nicht verhindert“, fuhr er leise und nachdenklich fort. „Und somit stellt sich mir die Frage, ob sie sich überhaupt auf mich einlässt.“ Dianne lachte.
    „Zunächst einmal: Sie weiß noch nicht, dass du an dem Abend anwesend warst … Und dann bin ich ja auch noch da und kann ihr von deinen Qualitäten vorschwärmen.“ Sie erhob sich, ging zu ihm und küsste ihn. „Ich muss wieder los“, ließ sie ihn wissen, richtete ihre Jacke und wandte sich zum Gehen. „Der Verkehr war heute mörderisch.“
    Xavier sah ihr nach. Die Tür hatte sich schon lange hinter der Freundin geschlossen, da stand er immer noch mitten im Raum und starrte auf die Tür. Eines war sicher: Er hatte zu lange gewartet. Jetzt musste er Scherben aufräumen, von denen er nicht wusste, welchen Schaden sie noch angerichtet hatten. Nachdenklich schenkte er sich eine weitere Tasse Kaffee ein und ging hinaus auf die Terrasse. Es war ein schwüler Tag ohne Sonnenschein, und dieser Umstand legte sich zusätzlich auf sein Gemüt. Dass Coco ein Zimmer weiter lag und von allem keine Ahnung hatte, beruhigte ihn nicht – im Gegenteil: Es stellte ihn vor eine schier unlösbare Aufgabe.
    Dass Coco sich irgendwann einmal der Tatsache bewusst werden würde, dass in ihrem bisherigen Leben etwas gefehlt hatte, hatte er geahnt, und er wäre es gern gewesen, der ihr die Türen zu diesem Leben aufgestoßen hätte. Wie konnte er diese verdammte Buchungsbestätigung auch nur im Faxgerät belassen? Wenn er dieses Ding vernichtet hätte … dann hätte er …
    „Sinnlos“, dachte er und fuhr sich durch das Haar. Coco hätte andere Wege gefunden, um sich dieses Wochenende zu gönnen. Er hätte keinen Weg gefunden, ihr etwas anderes schmackhaft zu machen. Je mehr er sich gegen dieses Wochenende gewehrt hatte, desto entschlossener war diese Frau. Und egal, wie er es drehte oder wendete, er wäre immer zu spät gewesen. So hatte er an diesem Abend wenigstens als Zuschauer teilgenommen. Jeden Hieb auf Cocos Hintern hatte er ebenso heftig gespürt, wie sie es getan hatte. Die Ohrfeige, die sie kassiert hatte, hatte ihn zur Weißglut gebracht, und als niemand hinsah, hatte er sich diesen Kerl vorgeknöpft. Erstaunlich genug – es entsprach überhaupt nicht seinem Naturell, sich zu prügeln. Und nun hatte er es bereits zum zweiten Mal getan.
    Ein leises Geräusch ließ ihn aufhorchen. Lächelnd drehte er sich zu Coco herum. Verschlafen stand sie in der Tür. Der Zopf, den er ihr heute Morgen gebunden hatte, lag zerzaust auf ihren Schultern, und die Locken, die sich aus dem Band gestohlen hatten, umrahmten ihr blasses Gesicht. Wenn sie nur den leisesten Hauch einer Ahnung davon gehabt hätte, wie schön sie wirklich war; vielleicht wäre alles anders gekommen. Xavier ging einen Schritt auf sie zu, und Coco ließ sich von ihm in die Arme nehmen. Sie rieb ihre Wange an seiner

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