Coco - Ausbildung zur 0
die Zufriedenheit in Person war. Dass sie sich auch in ihrer Persönlichkeit verändert hatte, wurde ihr von Dianne bestätigt. Unauffällig, wie es Cocos Art war, hatte sie sich von der zweiten Reihe hinter Xavier neben ihn gestellt. Sie war nun dabei, wenn es Entscheidungen bezüglich der Galerie zu treffen gab. Sie wählte – wie selbstverständlich – Künstler aus, die in den nächsten Monaten bei ihnen ausstellen sollten. Coco selbst war diese Veränderung nicht aufgefallen, und doch war sie da.
Die letzten Vorbereitungen für eine Vernissage liefen auf Hochtouren, und es war bereits spät geworden, als Coco an diesem Abend durch die Galerie ging, um die Lichter zu löschen. Sie blieb noch einmal vor der Installation des Künstlers stehen und musste sich eingestehen, dass sie dieses Kunstwerk nicht verstand. Aber sie hatte Xaviers leuchtende Augen gesehen, als er ihr von diesem Projekt erzählte, und so hatte sie nachgegeben.
„Schreckliches Ding, oder?“ Dianne war hinter sie getreten und hatte ihre Arme um Cocos Hüften gelegt.
„Ziemlich“, stellte Coco fest. Sie strich nachdenklich über Diannes Unterarm.
„Wann kommt Xavier wieder?“, fragte Dianne die Freundin, und ihr warmer Atem strich über Cocos Hals.
„Irgendwann morgen“, antwortete diese leise und legte den Kopf zur Seite, damit die Wärme des Atems sie besser erreichen konnte, „und er wird diesen Künstler im Schlepptau haben.“
Dianne lachte leise und legte ihren Kopf auf Cocos Schulter.
„Dann werden wir vielleicht in der glücklichen Situation sein, zu erfahren, was uns der Künstler mit einer Luftpumpe, einem Federbett und diversen Eimern Farbe sagen möchte.“ Ihr Spott über das von Xavier so angehimmelte Kunstwerk war nicht zu überhören.
„Ich fahre jetzt heim“, sagte sie, hauchte Coco einen Kuss auf die Wange und wollte sich gerade abwenden. „Soll ich dich mitnehmen?“ Coco schüttelte den Kopf.
„Ich mache noch die Runde hier und bin dann auch weg. Ich will mal wieder in meiner Wohnung schlafen.“ Dianne winkte und ging.
Zwanzig Minuten später betrat Coco die Tiefgarage. Sie stockte, denn es war verdammt dunkel hier unten. Anscheinend war der Strom ausgefallen, denn nicht einmal die Notbeleuchtung funktionierte.
„Mist!“, fluchte sie leise vor sich hin. Zum Glück war ihr Parkplatz in der Nähe der Tür. Einen Augenblick später stand sie vor ihrem Mini und schloss auf.
„Ich denke, Madame, den brauchen Sie heute Abend nicht.“ Die dunkle Stimme war aus dem Nichts gekommen, und Coco erschrak zu Tode. Sie wollte sich herumdrehen, doch da wurde sie schon festgehalten, und jemand stülpte ihr etwas über den Kopf. Sie schrie um Hilfe, aber nichts passierte. Niemand kam, um ihr zu helfen. Der Fremde drückte ihre Arme in den Rücken und legte metallene Handschellen um ihre Gelenke. Dann griff er ihr hart an den Arm und zog sie mit sich. Einen Augenblick später wurde eine Autotür geöffnet und Coco in den Wagen gestoßen. Immer noch laut schreiend und sich wehrend, versuchte sie zu entkommen. Aber plötzlich waren da noch mehr Hände, die sie festhielten.
„Halt’s Maul!“, brüllte sie jemand an, und im nächsten Augenblick wurde sie von einer Ohrfeige getroffen, die ihren Kopf gegen die Tür schleuderte. Sie verlor das Bewusstsein und sank zusammen.
Coco sah in das Gesicht einer jungen Frau, die sich mit fürsorglichem Blick über sie gebeugt hatte.
„Es wird gleich besser“, sagte die Fremde leise und lächelte schwach. So, als würde sie ihren eigenen Worten keinen Glauben schenken. Coco zwinkerte ins Licht und versuchte, etwas von dem Raum zu erkennen, in dem sie sich aufhielt. Sie versuchte den Kopf zu drehen und stöhnte unter Schmerzen leise auf.
„Streng dich nicht so an“, flüsterte die Fremde. „Du hast eine dicke Beule abbekommen.“ Sie reichte Coco ein Tablett, auf dem ein Teller mit dampfender Suppe stand. „Iss, und dann solltest du schlafen. Heute hast du noch eine Schonfrist …“
„Schonfrist?“, fragte Coco ängstlich und bereute, überhaupt den Mund aufgemacht zu haben. Ihre eigene Stimme, so leise sie auch gerade war, dröhnte entsetzlich in ihrem schmerzenden Hirn.
„Du wirst schon sehen“, sagte die Fremde und ging. Coco richtete sich unter der Last des Tabletts auf und sah sich erneut um.
Das hier war eindeutig ein Gefängnis. Ihr gegenüber war ein vergittertes Fenster. „Nicht zu fassen!“, dachte Coco. Ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl
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