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Coco Chanel & Igor Strawinsky

Titel: Coco Chanel & Igor Strawinsky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Greenhalgh
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Ausladen helfen soll, kommt zurück aus dem Haus.
    Coco wendet sich wieder Igor zu. »Kommen Sie, ich zeige Ihnen alles«, schlägt sie vor.
    Die Villa verfügt über mehrere Schlafzimmer und Bäder. Die Decken sind hoch, und die Fenster reichen bis fast an den Boden. Die Wände sind beigefarben mit schwarzen Stürzen. Weiße Blumenarrangements sorgen für Akzente in den Räumen. Und obwohl erstaunlich wenig Bilder an den Wänden hängen, sieht er überall Zierat und Bücher.
    Coco führt ihn die Treppe hoch zu seinem Schlafzimmer.
Jekaterina sitzt bereits auf dem großen Bett und tupft sich den Schweiß von der Stirn.
    »Wie geht es dir?«, fragt Igor.
    Ohne ein Lächeln schaut Jekaterina auf. »Furchtbar.«
    Das Innere der Villa ist genauso nüchtern, wie sie befürchtet hatte. Die Wände sind kahl wie in einem Krankenhaus oder Gefängnis. Selbst die Möbel wirken primitiv. Kopfschmerzen schneiden wie Messer durch ihren Schädel. Sie hat ihren Hut noch nicht abgenommen und verspürt den kaum beherrschbaren Drang, einfach aufzustehen und zu gehen.
    Igor berührt sie sanft an der Schulter. Was als tröstliche Geste gedacht war, wirkt unter diesen Umständen beiläufig. Aber er ist ungeduldig, den Rest des Hauses zu sehen. »Joseph bringt die Koffer hoch. Mademoiselle Chanel führt mich nur kurz herum. Mach dir keine Sorgen, ich bin gleich wieder zurück«, fügt er pflichtschuldig hinzu.
    Coco, die vor dem Zimmer wartet, hört mit belustigter Miene zu. Als er wieder herauskommt, weist sie ihm den Weg zurück ins Erdgeschoss. Die gewundene Treppe mündet in einen Flur. Etwa auf halber Höhe des Gangs bleibt sie stehen und öffnet eine Tür.
    »Und das ist Ihr Arbeitszimmer.«
    Es ist geräumig und mit einer Chaiselongue ausgestattet. An der gegenüberliegenden Wand befinden sich zwei große Fenster mit Innenläden. Vor Bewunderung bleibt ihm der Mund offen stehen.
    »Es geht nach Süden«, sagt sie.
    Sie öffnet die Läden, stößt die Fenster auf und lehnt sich mit den Ellbogen auf das Fensterbrett. Vogelzwitschern und der Lärm der spielenden Kinder wehen in den Raum. Das Laub der Bäume zittert kaum merklich im Wind und wirft hauchzarte Schatten auf ihre Arme.

    Beide schweigen, während er sich im Zimmer umschaut. Räume sind wichtig für Igor. In manchen fühlt er sich auf Anhieb wohl, was dazu führt, dass auch seine Arbeit gedeiht, andere hingegen empfindet er als seltsam feindselig. Dieser hier ist hell, luftig und groß. Auf den ersten Blick stimmt er ihn zuversichtlich. »Es ist herrlich!«, sagt er.
    »Ich hoffe, Sie werden hier viel komponieren.«
    »Wenn nicht, dann liegt die Schuld dafür bei mir.«
    In ihren vorsichtigen Worten liegt ein gegenseitiges Tasten, eine Sehnsucht nach Wärme und Verständnis, ein Ton, der die Vertrautheit streift.
    Im Flur hinter ihnen beginnen Joseph und der Fahrer damit, das Gepäck ins Haus zu tragen. Als Erstes bringen sie ein halbes Dutzend Käfige mit Papageien und Unzertrennlichen herein.
    Joseph steht da, unsicher, an wen von beiden er sich wenden soll. »Wo soll ich damit hin …?«
    »Meine Güte! Haben Sie den ganzen Zoo mitgebracht?«, fragt Coco verwirrt.
    »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen.«
    Einen Moment herrscht Schweigen. Er hat die Vögel nie erwähnt und erst recht nicht gefragt, ob er sie mitbringen dürfe. Sie spürt seine Verlegenheit.
    »Es tut mir leid, ich hätte etwas sagen sollen …«
    Wie anmaßend von ihm. Sie findet sein Verhalten, gelinde gesagt, etwas dreist. Reicht es denn nicht, dass sie ihn, seine Frau und vier Kinder aufnimmt, muss er auch noch ein ganzes Vogelhaus mitbringen? Während sie noch die Vögel anstarrt, legt einer der pistaziengrünen Papageien den Kopf auf die Seite und kreischt.
    »Erst einmal in den Schuppen, würde ich sagen«, entscheidet Coco.

    Sie schaut zu Igor hinüber, der sofort zustimmend nickt. Sie ist überrascht von ihrer eigenen Großzügigkeit und ihrem Taktgefühl. Unter anderen Umständen wäre sie womöglich explodiert. Sie fragt sich, warum sie nicht darauf besteht, dass er eine andere Lösung sucht. Doch mit einem Mal spürt sie, dass etwas Wundersames diese Vögel umgibt: eine Verheißung von Exotik.
    Den Papageien folgen Umzugskartons, Hutschachteln und mehrere schwere Kisten. Als Letztes ist das Klavier an der Reihe, das dem Fahrer und Joseph die größte Mühe bereitet. Sie wissen, dass sie das Instrument unbeschadet in das Arbeitszimmer des Komponisten schaffen müssen, und gehen daher mit

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