Coconut Caye - Insel der Lust
körperlichen Bedürfnissen stehe. Findest du mich abstoßend, weil ich erregbar bin? Oder hast du Angst, du könntest dich genauso fallen lassen und die Kontrolle verlieren?”
Nun war es endlich heraus. Sie hatte panische Angst davor gehabt, diese Fragen zu stellen. Andererseits musste sie die Antwort wissen.
Er scharrte nervös mit den Schuhen auf dem lehmigen Sandboden. “Was erwartest du, das ich darauf antworte, Lauren? Willst du die Wahrheit hören? Okay, die sollst du haben. Ich konnte mich deshalb nicht fallen lassen, weil ich nie wusste, ob dein Spaß im Bett wirklich so viel mit mir zu tun hat. Ich war mir nie sicher, ob du es genossen hast, weil ich bei dir war, weil wir zusammen schliefen, oder ob du dabei nur an deinen Genuss dachtest. Kurz gesagt: Ich weiß nicht, ob es dir um mich ging oder nur ums Vögeln.”
Wie konnte er glauben, dass ihre Gefühle keine Rolle gespielt hatten? Nach all der Zeit wusste er immer noch nicht, was sie für ihn empfand?
Es begann zu regnen, doch Lauren scherte sich nicht darum. “Ich streite nicht ab, dass ich Spaß am Sex habe. Aber wirklich genießen kann ich ihn nur, wenn ich mit dem Mann schlafe, den ich liebe. Was ich daran mag, steht und fällt mit der Person, mit der ich zusammen bin. Der Sex war nur deshalb schön, weil ich ihn mit dir hatte. Und ich kann nicht fassen, dass du das nicht weißt.”
Er sagte nichts. Sie sah ihn an, konnte aber beim besten Willen nicht ergründen, was er dachte. Dann nahm er ihre Hand und zog sie mit sich. “Lass uns in den Wagen steigen. Hier im Regen können wir nicht reden.”
Liebend gern hätte sie ihre maßlose Enttäuschung vom Regen hinwegspülen lassen. Sie wollte sich um keinen Preis mit ihm streiten. Nicht jetzt, nachdem sie sich in den letzten Tagen vorsichtig wieder aneinander angenähert hatten.
Doch Anton eilte mit Riesenschritten zum Parkplatz, und ihr blieb keine Wahl, als hinter ihm herzulaufen. Bis sie beim Wagen ankamen, war aus dem Regen ein heftiger Schauer geworden. Als sie einstiegen, waren sie beide bis auf die Haut durchnässt.
Lauren war froh, dass sie ihr Haar heute zu einem Zopf gebunden hatte. Sie wischte sich das Regenwasser aus der Stirn, bevor es ihr in die Augen lief. Dann suchte sie nach etwas, um sich die Hände abzutrocknen. Da sie nichts anderes fand, nahm sie ihr ärmelloses Top. Der Stoff war allerdings so nass, dass es rein gar nichts nutzte.
Sie war so durcheinander, dass sie plötzlich laut loslachen musste.
Dann sah sie zu Anton und entdeckte in seinem Blick jenes Feuer, das sie so lange schmerzlich vermisst hatte. Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, seit er sie zuletzt so angesehen hatte.
Ihr Lachen verstummte schlagartig, und ihre hilflose Enttäuschung wich einem Gefühl tiefer Liebe. Viel zu selten hatte er ihr auf diese Weise gezeigt, dass nicht all ihre Hoffnungen umsonst waren.
Sie krallte ihre Finger in die Oberschenkel, um sich zur Ruhe zu zwingen. Es kostete sie eine ungeheure Anstrengung, ihre Stimme halbwegs unter Kontrolle zu halten. “Was ist? Stimmt etwas nicht?”
Er atmete tief durch, stieß einen leisen Fluch aus und blickte aus dem Fenster. “Du machst es mir schwer.”
“Was?”
“Nein zu sagen. Mich von dir fernzuhalten.”
Dann wandte er sich wieder zu ihr. Pures Verlangen spiegelte sich in seinem Blick. “Du weißt offenbar gar nicht, wie ungemein sexy du bist. Du hast gar keine Ahnung, was mit mir geschieht, wenn ich dich nur ansehe. Ich muss immerzu daran denken, was ich mit dir machen möchte. Das ist vollkommen verrückt. Nichts … Keine Frau hat mich jemals so scharf gemacht wie du.”
Das waren nicht die Worte eines verliebten Mannes. Lauren saß stumm da und versuchte, ihre Verletztheit auszuhalten. Ihr wurde abwechselnd heiß und kalt, und in ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken.
Vielleicht hatte das, was er meinte, gar nichts mit ihr zu tun. Vielleicht kämpfte er gegen etwas an, das nicht in ihrer Person begründet war, sondern in seiner. Vielleicht konnte er nicht glauben, dass sie ihn wirklich liebte, weil er ihr nie sein wahres Ich gezeigt hatte.
Aber was hielt ihn bloß davon ab, sich ihr zu öffnen? Was machte ihn so distanziert? Und wie in aller Welt wollten sie jemals zueinanderfinden?
Ehe sie weitergrübeln konnte, streckte er die Hand aus und streichelte mit den Fingerspitzen über ihre Brüste, deren Spitzen sich deutlich durch das nasse T-Shirt abzeichneten.
Ausgerechnet heute hatte sie auf einen BH verzichtet!
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