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Cocoon, Band 01

Cocoon, Band 01

Titel: Cocoon, Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Albin
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Vorstellung. Aber er geht nicht zum Kamin oder ins Badezimmer. Und ich kann auch nicht die exotischen Düfte eines späten Mittagessens wahrnehmen. Er kommt geradewegs auf mich zu und bleibt vor mir stehen. Dennoch halte ich ihm weiter den Rücken zugekehrt.
    »Geh weg.« Glücklicherweise lalle ich nicht.
    »Geht nicht.« Es ist Josts Stimme. Allerdings spricht er mit erstaunlicher Festigkeit, als wäre es sein Recht, hier zu sein. »Man schickt mich, um dich zu einem Treffen mit Botschafter Patton zu bringen.«
    Die Stimme klingt nach ihm, und doch anders. Viel professioneller, arroganter. Da macht es Klick in meinem Hirn, und ich fahre herum. Schwerer Fehler. Sterne treten mir vor die Augen, und mir schwirrt der Kopf. Vielleicht bin ich doch ein bisschen betrunken.
    »Lange nicht gesehen«, sage ich.
    »Ich dachte, es wäre besser … «, fängt Erik an.
    »Dich fernzuhalten?«
    »Ich wollte nichts überstürzen.«
    »Ich glaube, darüber sind wir schon hinaus«, erwidere ich mit kaltem Lächeln.
    Eriks Kiefermuskeln verkrampfen sich kurz. Dann strecke ich ihm die Hand entgegen, und er hilft mir auf. Ich habe Gleichgewichtsprobleme, doch, Gentleman, der er ist, reicht Erik mir wortlos den Arm. Es ist eigenartig, wieder von ihm berührt zu werden. Zwar sehe ich meinen Arm in seinem, meine Haut streift sein wollenes Anzugjackett und der Rücken meiner geballten Faust berührt sogar sein Handgelenk, aber ich spüre keinen Funken. Meine Nerven reagieren nicht auf die Berührung. In Gedanken spule ich noch einmal unseren Kuss im Park ab. Mein erster Kuss. Doch jetzt fühle ich mich mehr wie eine Beobachterin. Falls etwas zwischen uns gewesen ist, hat Maela es zusammen mit meinen Fingerspitzen zerstört. Vielleicht betäubt mich aber auch nur der Wein.
    Schweigend gehen wir voran, und Erik schreitet entschlossen aus. Er will nichts weiter, als mich zu dem Treffen zu bringen. Ich bin froh, wenn ich ihn los bin. Die angenehme Taubheit ist verschwunden, als wir vor der geschlossenen Tür ankommen. Erik nickt einem hochgewachsenen, strengen Wachmann zu, ganz so, wie sich Männer grüßen.
    Dann entwirrt er unsere Arme und führt mich hinein. Er bleibt draußen, doch als er sich kurz zum Abschied verneigt, vernehme ich ein schlichtes »Tut mir leid« von seinen Lippen.
    Dafür ist es wohl ein bisschen zu spät.
    Drin sitzt Loricel auf der gegenüberliegenden Seite eines großen runden Tischs, während Maela auf einem Stuhl mit lederner Rückenlehne neben der Tür Platz genommen hat. Sie richtet sich auf und reckt das Kinn vor, als ich eintrete. Wahrscheinlich will sie stolz wirken, aber in Wahrheit kommt sie verklemmt rüber. Und mein alter Kumpel Cormac ist an einer kleinen Bar in der Ecke zu finden, wo er sich einen Drink einschenkt.
    »Gut zu sehen, dass alles wieder zur Normalität zurückgefunden hat«, sage ich.
    Loricels Lächeln verwandelt sich in ein tadelndes Stirnrunzeln.
    »Adelice«, sagt Cormac und rührt in einem klobigen Kristallglasbecher. »Es ist immer wieder ein Vergnügen, dich zu sehen.«
    Welch ein Politiker!
    »Setz dich«, sagt Loricel.
    Ich hole tief Luft und lasse mich auf einen Stuhl fallen. Erst möchte ich die Beine übereinanderschlagen, dann fällt mir jedoch ein, dass ich Hosen anhabe. Deshalb beuge ich mich mit gespreizten Beinen nach vorn und grinse Maela provozierend an. Ihr Gesicht bleibt unbewegt, doch ihre Fingerknöchel treten weiß hervor.
    »Ich war entsetzt, als ich von dem Unglück erfahren habe, das deiner Mentorin zugestoßen ist«, sagt Cormac, während er sich neben mich setzt.
    »Tatsächlich?«, frage ich ihn mit großen Augen.
    »Ja, durchaus«, bestätigt er in einem Tonfall, der mich zu weiteren Nachfragen reizt. »Manchmal sind die Anforderungen an eine Webjungfer erdrückend, und mit all der wichtigen Arbeit, die wir hier zu erledigen haben, vergessen wir leicht, auf unsere eigenen Leute zu achten.«
    »Ich habe hier selten das Gefühl, dass man nicht auf mich achtet«, versichere ich ihm.
    Neben mir räuspert sich Maela. »Enora hatte wohl zu kämpfen mit … «
    »Spar dir das«, fahre ich sie an. »Wir wissen, womit Enora zu kämpfen hatte.«
    »Vergiss nicht, wer du bist.«
    »Genug«, sagt Loricel ruhig. »Adelice weiß sehr wohl, wer sie ist, und es würde nicht schaden, wenn auch du deinen Platz kennen würdest, Maela.«
    »Sie hat noch kaum am Webstuhl gearbeitet«, sagt Maela.
    »Sie hat mehr Talent im kleinen Finger ihrer linken Hand als du in deinem ganzen

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