Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cocoon, Band 01

Cocoon, Band 01

Titel: Cocoon, Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Albin
Vom Netzwerk:
Leib«, entgegnet Loricel.
    Ich muss mir ein Lächeln verkneifen.
    »Sei nicht so hochnäsig«, sagt Loricel, indem sie sich mir zuwendet. »Sie hat recht. Für diesen politischen Schwachsinn bist du nicht ausgebildet.«
    »Der Konvent muss seine machtvolle Fassade aufrechterhalten«, erklärt Cormac und nippt an seinem Cocktail. »Adelice ist der Schlüssel dazu.«
    »Cormac, kümmere du dich um die Politik, und ich halte die Welt am Laufen«, sagt Loricel, indem sie mit der Hand auf den Tisch schlägt. »Wenn du vorhast, sie auf meine Stelle zu befördern, dann muss sie vorbereitet und nicht indoktriniert werden.«
    »Ist meine Anwesenheit bei diesem Gespräch überhaupt nötig?«, frage ich.
    »Pass auf, was du sagst!«, knurrt Cormac.
    »Ich wäre zu meiner künftigen Stickmeisterin etwas freundlicher, Cormac«, rät ihm Loricel. »Vielleicht ist sie nachtragender als ich.«
    »Das Problem ist, dass sie nicht bereit ist«, ruft Maela in Erinnerung, und beide funkeln Loricel finster an.
    »Ich bin bereit genug.«
    »Dir sind die Grundlagen vertraut«, sagt Loricel. »Aber du musst noch viel lernen, bevor du meinen Platz einnehmen kannst.«
    »Und was, wenn ich nicht will?«
    »Darüber würde ich mir keine Sorgen machen«, antwortet Cormac kopfschüttelnd. »Du stehst unter Schock wegen des Verlusts deiner Mentorin, aber wir haben dafür gesorgt, dass du seelsorgerische Betreuung bekommst. Enoras Tod – er gemahnt uns, wie anspruchsvoll diese Arbeit sein kann.«
    »Ich vermute, dass mehr dazugehört als schicke Dinnerpartys und Abendkleider«, sage ich eisig.
    »Allerdings«, sagt er. »Wir brauchen dich hier mehr denn je.«
    »Plant Loricel einen Urlaub?«
    Cormacs Blick wandert zu Maela, dann schüttelt er den Kopf.
    »Loricel hat sich entschieden, weitere Erneuerungsbehandlungen zu unterlassen.«
    Ich schaue von ihm zu Loricel, doch ihr Blick ist leer. »Was soll das heißen?«
    »Das bedeutet, dass ich sterben werde«, erwidert Loricel leise.
    Ich hole Luft und lasse sie langsam entweichen. Vom Nachbarstuhl beobachtet mich Cormac, und ich bemühe mich, mir meine Furcht nicht anmerken zu lassen. Ohne Loricel … Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es hier ohne sie sein wird. Glaubt sie, ich könnte mich gegen ihn behaupten?
    »Ihr braucht also eine neue Stickmeisterin?«, frage ich nach langem Schweigen.
    »Wir brauchen dich«, sagt Cormac.
    Ich reagiere nicht darauf.
    »Du wirst sämtliche Arbeitsstunden bei Loricel zum Studium verbringen, bis … «
    »Bis sie stirbt«, vollende ich seinen Gedanken.
    »Ja, und es ist absolut erforderlich, dass du bereit bist, ihre Verantwortlichkeiten zu übernehmen, wenn das geschieht.«
    »Vor allem, weil ihr jetzt eine Stickmeisterassistentin zu wenig habt.«
    Cormacs Augen verengen sich. »Sie hatte nicht halb so viel das Zeug zur Stickmeisterin wie du, Adelice.«
    »Und ich bin ein nicht halb so guter Mensch, wie sie es war«, sage ich mit einem Schulterzucken und versuche verzweifelt, ruhig zu klingen. »Das dürfte es ausgleichen.«
    »Es gibt noch andere Webjungfern«, mischt sich Maela ein, doch Cormac wirft ihr einen Blick zu, der sie wieder zum Schweigen bringt.
    »Du musst dir ab jetzt keine Gedanken mehr um Adelice machen«, erklärt er ihr. »Du hast schon zu viel Zeit vergeudet.«
    »Ohne mich hätte dieses Mädchen überhaupt keine Ausbildung«, gibt sie zurück und zeigt energisch in meine Richtung.
    »Dieses Mädchen«, entgegnet Cormac ruhig, »wäre tot, wenn es nach dir ginge. Du läufst Gefahr, deine Befugnisse zu übertreten.«
    »Und wir wissen, was mit Mädchen passiert, die ihre Befugnisse übertreten«, füge ich hinzu.
    Niemand lacht.
    »Adelice, morgen früh meldest du dich in Loricels Atelier. Ich lasse sie dann wissen, für wann deine Betreuung angesetzt ist«, sagt Cormac, indem er sich erhebt und seine Anzugjacke zuknöpft.
    »Cormac«, sagt Loricel. »Auf ein Wort.«
    Sie bedeutet ihm mit Handzeichen, dass er ihr folgen soll, und bald bin ich mit Maela allein am Tisch.
    »Mein Beileid zu deinem Verlust«, sagt sie.
    Ich glotze sie fassungslos an. Das kann nicht ihr Ernst sein.
    »Nein, wirklich«, beteuert sie schnell. »Wir hatten so unsere Streitpunkte … «
    »So kann man es auch nennen.«
    »Aber«, fährt sie fort, ohne auf meinen Einwurf einzugehen, »Enora war eine gute Webjungfer.«
    »Hat Pryana es dir erzählt?«
    Maela schürzt die Lippen. »Hat Pryana mir was erzählt?«
    »Das mit Enora.«
    »Ich wurde im Zuge der

Weitere Kostenlose Bücher