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Cocoon, Band 01

Cocoon, Band 01

Titel: Cocoon, Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Albin
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Marmorboden aus. Starr beobachte ich, wie es auf die Spitze meiner Satinpumps zukriecht.
    Jost blickt mich wortlos an. Kurz darauf lässt er ihre Arme los, sodass sie zurück ins Wasser gleitet. Dadurch schwappt erneut eine Welle über den Wannenrand, und die Pfütze zu meinen Füßen spült über meine Zehen. Ich sollte zurückweichen.
    »Maela«, erhebt Jost leise Anklage.
    »Nein«, erwidere ich und schüttle den Kopf. »Das hat Enora selbst getan.«
    »Das würde sie nicht … «
    »Die Enora, die wir kannten, hätte das nicht getan.«
    »Dann sind also doch sie schuld«, sagt er. Auch wenn er gedämpft spricht, sind seine Worte trotzig und deutlich. Man muss uns über die Abhöranlage längst bemerkt haben, aber warum ist dann noch niemand gekommen?
    »Natürlich sind sie es. Sie sind es immer«, sage ich und wende mich zur Tür. Kaum bin ich über die Schwelle getreten, breche ich zusammen, doch Jost ist bereits zur Stelle, um mich aufzufangen.
    »Wir müssen das melden«, flüstre ich.
    Erst hilft mir Jost zum einzigen Sessel im Zimmer, dann wartet er, dass ich mich zurücklehne, doch ich bleibe auf der vorderen Kante sitzen, stütze die Ellbogen auf den Knien ab und verberge mein Gesicht in den Händen.
    Am anderen Zimmerende spricht Jost leise in die Komkonsole. In wenigen Augenblicken werden sie hier sein und nach Erklärungen verlangen. Doch ich weiß nicht, was ich ihnen sagen soll. Mein Verstand ist nicht mehr in der Lage, Worte zu formulieren. Vor meinem inneren Auge sehe ich nur immer und immer wieder das rote Wasser, wie es über Enoras Brüste schwappt.
    »Überlass das Reden mir«, flüstert mir Jost zu, während er sich neben mich kniet.
    Ich drehe den Kopf und sehe geradewegs in seine blauen Augen. Ich wünschte, ich könnte in ihnen versinken und forttreiben.
    Als Erstes erscheinen die Wachen, dann ein paar Zimmermädchen, und am Ende rauscht Maela ins Zimmer.
    »Wo ist sie?«, fragt sie, als würde sie das gedämpfte Durcheinander im Nebenzimmer nicht hören.
    Jost beantwortet ihre Frage, und das ist gut, denn ich bin mir nicht sicher, ob ich noch zum Sprechen in der Lage bin.
    »Du«, befiehlt sie mir, »bleibst hier.«
    Ich schaue auf und funkle sie böse an. Ich werde wohl kaum irgendwo hingehen.
    Maela verschwindet im Badezimmer, und ich lausche angestrengt. Mir scheint, als würde irgendjemand weinen. Wahrscheinlich eine der Dienerinnen. Ein armes Mädchen, das vor Jahren von ihr abgewiesen wurde.
    Ich warte eine halbe Ewigkeit, und Jost kauert an meiner Seite. Doch wir reden nicht miteinander.
    »Adelice«, sagt Maela, als sie aus dem Bad zurückkehrt. »Hast du sie gefunden?« Sie zündet sich eine Zigarette an und bläst mir den Rauch ins Gesicht.
    »Ja«, antworte ich verstockt.
    »Und da war sie schon tot?«
    Ich krampfe die Kiefer zusammen und nicke.
    »Und wann hast du sie zum letzten Mal gesehen?«
    »Gestern«, lüge ich.
    Ihre Augen verengen sich zu Schlitzen. Eben will sie etwas sagen, als Loricel hereinkommt.
    »Ich habe die Krankenabteilung informiert«, sagt sie zu Maela. »Und das Hauptbüro. Bald wird ein Inspektor hier sein. Du wirst nicht länger gebraucht.«
    Maela wendet sich zu Loricel und reckt das Kinn vor. »Das entscheide allein ich.«
    »Nein«, gibt Loricel leise zurück. »Das entscheide ich. Enora war im Manipulationsdienst. Du kannst wegtreten.«
    Maela wirft mir einen vernichtenden Blick zu, trollt sich jedoch aus dem Zimmer.
    »Du hast sie gefunden?«, fragt Loricel.
    Ich seufze und schließe die Augen. Wenn es Loricel war, die Enora hat überschreiben lassen, gibt es keinen Grund, sich über ihre Anwesenheit hier zu freuen.
    »Wann hast du sie zum letzten Mal gesehen?«, fragt Loricel.
    Ich mache den Mund auf, um die Antwort zu wiederholen, die ich schon Maela gegeben habe. »Ich habe sie … «
    »Sag mir die Wahrheit«, unterbricht mich Loricel. Sie hat sich bereits das Gesicht gewaschen, und ohne Schminke und Pflaster sieht man ihre Falten deutlicher. Die Augen wirken eingefallen, und die Lider hängen.
    »Heute Morgen«, flüstre ich. »Zusammen mit Valery.«
    »Danke«, erwidert sie matt.
    »Loricel«, sage ich, »du musst Valery beschützen.«
    Sie presst die Lippen aufeinander und schaut weg. Ich warte ihre Ausrede erst gar nicht ab. Stattdessen stehe ich auf, wende mich von ihr und Jost ab und gehe zur Tür. Doch ihre Antwort höre ich gerade noch. »Ich fürchte, dafür ist es bereits zu spät.«
    Genau, das habe ich mir gedacht.
    Ich bin die Treppe

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