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Cocoon, Band 01

Cocoon, Band 01

Titel: Cocoon, Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Albin
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ein Stockwerk hinuntergestiegen, als Jost mich einholt. Ich höre seine schweren Stiefel auf den Stufen hinter mir, aber ich bleibe erst stehen, als seine kräftigen Hände mich am Arm fassen. Er zieht mich an seine Brust, und ich schmiege mich an ihn. Ich zähle die Schläge seines Herzens, jeder kostbarer als der andere, bis ich mir sicher bin, dass mir meines brechen wird. Sobald er meinen Arm loslässt, weiche ich zurück.
    »Ad … «
    »Nein!« Ich hebe die Hand, um ihn vom Sprechen abzuhalten. »Damit muss es ein Ende haben. Du hast gesehen, was sie mit ihr gemacht haben.«
    »Das hat sie sich selbst angetan.«
    »Weil man sie dazu getrieben hat. Sie haben ihren Geist verändert, Jost.«
    »Sie war ein Experiment.«
    »Genau das«, flüstre ich. »Um mich ranzukriegen. Und jeden anderen, der sich ihnen in den Weg stellt.«
    »Also tun wir so, als wäre zwischen uns nichts passiert?«, fragt er.
    »Uns bleibt keine andere Wahl.«
    »Damit kann ich mich nicht abfinden.«
    »Uns war doch die ganze Zeit klar, dass aus der Sache nichts werden kann«, murmle ich.
    Jost tritt einen Schritt zurück und schaut auf mich herab. Ich widerstehe dem Drang, mich ihm in die Arme zu werfen. Stattdessen drücke ich mich an ihm vorbei zum nächsten Treppenabsatz. Es muss einen anderen Ausweg geben. Wenn ich ihm erneut das Herz breche …
    »Ich will nicht ohne dich leben«, flüstert er, und sein Blick sagt alles – Verzweiflung, Schmerz, Trauer. Und noch während sich diese Gefühle in seinen Zügen spiegeln, streckt er mir die Hand entgegen. Er würde alles für uns aufs Spiel setzen – sogar sein Leben. Aber ich vermag dieses Opfer nicht zu bringen. Die Gilde wird auch ihn töten, wenn sie uns ertappt. Um ihn nicht zu verlieren, muss ich mich von ihm trennen.
    »Versuche es«, sage ich so kühl ich kann und eile die Treppe hinunter, bevor er Zeit für eine Erwiderung hat.

ACHTZEHN
    I ch überspringe das Frühstück. Und das Mittagessen. Und ich gehe nicht aus meinem Zimmer. Da Valery nicht mehr kommt, um mich zu stylen, verbringe ich den Tag auf meinem Schminkstuhl und leere eine Flasche Wein. Das hätte Valery gefallen. Sie hat mich immer aufgefordert, mich zu entspannen, wenn sie mich zurechtmachte. Da hast du es, Val. Ich trinke noch ein Glas auf Enora. Und dann eins auf meine Mutter, die das überhaupt nicht gutheißen würde. Wie sich herausstellt, gibt es eine Menge Leute, auf die man trinken kann, und ich tue mein Bestes.
    Die zweite Hälfte der Flasche widme ich Jost, der nicht tot ist. Noch nicht. Dass ich ihn da mit hineinziehe, ist bestimmt sein Empfehlungsschreiben für die Aufnahme in den Klub meiner verstorbenen Liebsten. Und ganz gleich, wie viel ich trinke, dieser Gedanke ernüchtert mich. Ich darf nicht zulassen, dass sie Jost töten oder Amie oder selbst Loricel. Ich darf nicht zulassen, dass wegen mir noch mal jemand leidet. Was mir nur zwei Optionen lässt: Entweder ich reiße mich zusammen und halte selbst den Kopf hin oder ich haue hier ab. Das Problem ist nur, dass in Arras alles von der Gilde überwacht und kontrolliert wird, bis hin zu meiner Identifikationsnummer. Selbst wenn ich es aus dem Gelände schaffen sollte, würde man meine Sequenz orten und mich aufspüren, bevor ich auch nur über die Transferstation hinaus wäre. Oder Cormac würde sich die Mühe sparen, mich wieder einzufangen, und mich stattdessen entfernen lassen.
    Am Nachmittag habe ich noch immer keine Idee. Aber da mich niemand zum Arbeiten zwingt, schlüpfe ich in eine Leinenhose und streife mir ein weiches Baumwollhemd über – die einzigen Kleider in meinem Schrank, die man nicht umständlich zuknüpfen, zuziehen oder mit Strümpfen tragen muss. Das perfekte Outfit, um sich hinzulegen und sich zu betrinken. Vom Bett aus starre ich durchs Fenster auf die Wellen, die ans Ufer rollen. Heute liegt kein Schnee auf den Bergen. Alles ist schön gefällig programmiert, um die gestrige Tragödie abzumildern. Der Wein bringt meinen leeren Magen durcheinander, während ich die friedvolle Szenerie betrachte, und ich fühle mich alles andere als ruhig.
    Hinter mir öffnet sich die Tür mit einem Klicken, doch ich drehe mich nicht um. Ich habe Jost gesagt, dass er nicht kommen soll. Falls er sich irgendeine Tätigkeit als Vorwand überlegt hat, um trotzdem hier aufzutauchen, soll er sie eben einfach verrichten und wieder verschwinden. Außerdem rieche ich inzwischen wahrscheinlich ohnehin wie Cormac. Keine sonderlich romantische

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