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Cocoon, Band 01

Cocoon, Band 01

Titel: Cocoon, Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Albin
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wir die Zeit und die Elemente für Arras.«
    »Aber der Rest lebt noch. Es könnte dort noch immer Menschen geben!«
    »Das bezweifle ich«, sagt sie mit einem Anflug von Traurigkeit. »Die Menschen, die auf der Erde zurückgeblieben sind, wirkten entschlossen auf ihre Zerstörung hin.«
    Ich runzle die Stirn und betrachte Arras, das als Illusion auf der Wand vor mir ausgebreitet liegt. Was verbirgt sich darunter?
    »Du weißt wahrscheinlich schon, dass ich Enora versprochen habe, niemandem zu erzählen, dass ich auch ohne Webstuhl weben kann«, vertraue ich mich ihr an.
    Loricel lächelt. »Sie wollte dich beschützen. Denn sie wusste, dass es dich als Stickmeisterin brandmarken würde. Aber du musst gewusst haben, dass der Gilde dein Talent nicht verborgen geblieben war.«
    »Ich wollte nicht, dass sie sich Sorgen macht«, gebe ich zu. »Und ich dachte, wenn ich so tue, als wüsste ich es selber nicht, würden sie vielleicht glauben, dass sie sich geirrt haben.«
    »Deine Mentorin hat in dieser Situation das Bestmögliche getan. Genau wie du.«
    Die liebe, fürsorgliche Enora. Nur eine Sache, die ich heute erfahren habe, spendet mir Trost. »Und Enora«, sage ich langsam, »wurde resorbiert?«
    »Ein Teil von ihr, ja«, gibt Loricel zurück.
    Und ein Teil von ihr entkam. Darüber muss ich lächeln.
    »Adelice«, unterbricht Loricel meine Gedanken, »hat sie irgendetwas zu dir gesagt, bevor sie … «
    »Nein.« Ich konzentriere mich auf meine Erinnerung an unsere letzte Begegnung und durchkämme im Kopf unser Gespräch. »Aber sie hat sich seltsam verhalten. Ich habe gemerkt, dass etwas anders war.«
    »Cormac ist geradezu besessen von der Frage nach dem Warum«, vertraut mir Loricel an. »Er kann nicht mit Sicherheit sagen, ob ihr Selbstmord eine Folge der Behandlung war oder ob sie es wegen der Schuldgefühle über ihre Beziehung mit Valery getan hat.«
    »Wurde Valery deshalb entfernt?«
    »Er war wütend«, sagt sie. »Die Überschreibung hätte Enoras Loyalität umpolen sollen, aber Valery drang dennoch zu ihr durch. Er gab ihr die Schuld für Enoras Verwirrung, aber er weiß nicht mit Bestimmtheit, was sie zu ihrer Tat veranlasst hat.«
    »Dann hat Pryana sie also verpetzt.« Nur so konnte Cormac erfahren haben, dass Valery nach der Umschreibung mit Enora zusammen war. Ich hätte es wissen müssen, als ich beim Abendessen ihr selbstgefälliges Grinsen gesehen habe. »Vermutlich wiegt Rache ein Menschenleben auf.«
    »Unterschätze die Macht des Verfolgungswahns nicht. Wenn dieses Mädchen aufgezogen wurde, um später die ideale Kandidatin abzugeben, nimmt sie all den Unsinn, den die Gilde den Bürgern vorsetzt, wahrscheinlich für bare Münze«, rät mir Loricel.
    »Das spielt keine Rolle«, entgegne ich. »Pryana, Valery – sie waren nur Figuren in Cormacs und Maelas Spiel. Die beiden haben Enora das angetan.« Und sie werden dafür bezahlen , füge ich stumm hinzu.
    Loricel beugt sich erneut vor und nimmt meine Hand. »Wir können nicht mit Bestimmtheit sagen, was passiert ist, da wir keinerlei Beweise gefunden haben. Kein Abschiedsbrief, kein Tagebuch. Nichts.«
    »Willst du damit sagen, dass jemand anders … «
    »Nein«, sagt sie. »Enora hat sich selbst das Leben genommen, aber ihre ursprüngliche Gedankenkarte hat gezeigt, dass sie innerlich zerrissen war. Sie war unausgeglichen, doch ihre Antworten gaben keinen Hinweis darauf, dass sie suizidgefährdet gewesen wäre.«
    »Natürlich«, sage ich und schüttle Loricels Hand ab. »Sie hat eine Lüge gelebt.«
    »Schon möglich, aber leider hat sie nichts zurückgelassen. Valery können wir nicht mehr fragen. Wenn sie zu dir nichts gesagt hat … « Loricel legt eine bedeutungsvolle Pause ein, als warte sie darauf, dass ich widerspreche. »Dann werden wir es nie erfahren.«
    Obwohl ich Loricel die Wahrheit sage, ist ihr Blick so durchdringend, dass ich mich schuldig fühle. Indem ich auf dem Diwan weiter nach hinten rutsche, grüble ich nach einer Möglichkeit, das Thema zu wechseln. »Wirst du mich nun also ausbilden?«, frage ich.
    »Du brauchst keine Ausbildung«, sagt sie.
    »Aber du hast doch gesagt … «
    »Ich verschaffe dir Zeit.« Ihr durchdringender Blick weicht einem verzweifelten Ausdruck.
    Nun fühle ich mich nur noch schlechter. Loricel hat alles für Arras aufgegeben, aber ich bin so selbstsüchtig, dass sie gar nicht damit rechnet, dass ich ein Opfer bringen könnte. Die einzige Antwort, die mir einfällt, ist »Danke«.
    »Nun geh und

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