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Cocoon, Band 01

Cocoon, Band 01

Titel: Cocoon, Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Albin
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könntest.«
    »Wie lange noch?«
    »Eine Woche«, antwortet sie. »Höchstens.«
    Ich stehe auf und gehe zur Wand, wo ich den Finger über das friedliche Bild des ruhigen Meers gleiten lasse. Wo ich es berühre, kräuselt es sich, verschwimmt und klärt sich dann wieder. Es bleibt zwar dasselbe Bild, aber wo meine Hand es aufgewühlt hat, liegt nun ein Schatten darüber.
    »Es gibt keine Fluchtmöglichkeit«, sage ich.
    »Ich weiß.«
    »Das war Enora auch bewusst.« Ich drehe mich wieder zu ihr um. »Deshalb hat sie sich umgebracht.«
    Loricel seufzt schwer. »Sie war verwirrt, Adelice.«
    »Weil sie sie durcheinandergebracht haben«, sage ich und schüttle den Kopf. »Sie war verloren. Das habe ich gesehen, als wir das letzte Mal miteinander gesprochen haben, aber ich wusste nicht, was sie ihr angetan haben.«
    »Du hättest es nicht verhindern können«, versichert mir Loricel.
    »Das hätte ich sehr wohl gekonnt. Ich wehre mich gegen sie, seit sie in meinem Haus aufgetaucht sind. Wäre ich freiwillig mitgekommen, wären meine Eltern noch am Leben und Amie in Sicherheit. Enoras und Valerys Geheimnis wäre noch sicher. Sie und Valery … «
    »Würden ein Halbleben führen«, unterbricht mich Loricel. »Überschätze deine Verantwortung nicht. Der Tod ist für uns am Ende der einzige Ausweg.«
    »Aber das verstehe ich nicht«, räume ich ein. »Maela hat mir erzählt, dass es keinen Ausweg gäbe, auch nicht den Tod.«
    Loricel presst die Lippen aufeinander. »Ich bin mir nicht sicher, was Maela damit meint. Aufgrund ihres Ehrgeizes ist sie eine mächtige Frau. Deswegen weiß sie auch um einiges mehr über die internen Gildenabläufe als sonst jemand.«
    »Was geschieht mit Menschen, die sterben, bevor ihr Faden entfernt wurde?«
    »Das passiert so selten … «
    »Aber es passiert«, bohre ich nach.
    »Manchmal. Dann entfernen wir auch den Rest des Fadens«, sagt sie.
    »Den Rest?« Ich rufe mir die eng verflochtenen Fasern ins Gedächtnis, die einen gesunden Faden ausmachen.
    »Wenn jemand stirbt, bevor ein Entfernungsgesuch vollständig erfüllt worden ist, dann … « Loricel stockt und sieht mir in die Augen. »Dann verschwinden Teile des Fadens.«
    Mir läuft ein eisiger Schauer über den ganzen Leib. »Wohin verschwinden sie?«
    »Darüber herrscht keine Gewissheit. Deshalb legen sie so viel Wert darauf, abgenutzte Fäden selbst zu entfernen. Deshalb nehmen sie Feinde erst gefangen oder reißen sie gleich raus. Denn die Gilde will die Kontrolle darüber wahren, welche Fäden entfernt werden.«
    Mir schwirren tausend Fragen im Kopf herum, und alle wollen auf einmal heraus. Es gibt so viel zu bedenken – Intrigen, Überschreibungen. Ich hole tief Luft und entscheide, welche Frage ich als Erstes stelle: »Wieso interessiert es sie, was mit den entfernten Fäden passiert?«
    Loricel zuckt mit den Schultern. »Das weiß ich nicht.«
    »Und wen interessiert es, was mit den Teilen passiert, die dann verschwinden?«
    »Als ich im Konvent anfing, wurden noch keine präventiven Entfernungen durchgeführt. Wir haben lediglich geflickt und die Reste entfernt. Vor ungefähr fünfzig Jahren hat sich das geändert«, erklärt sie.
    »Was passiert deiner Meinung nach?«, frage ich. Auch wenn ich nicht weiß, ob ich ihr die Dinge, die sie mir über die Erde und den Ursprung von Arras erzählt hat, glauben soll, so weiß sie doch mehr als jeder andere.
    »Ich glaube, der Teil, der verschwindet, kehrt nach Arras zurück.«
    »In das Gewebe? Aber würde das nicht für zusätzliche Rohmaterie sorgen?«, frage ich.
    »Theoretisch schon.« Eine Spur Argwohn schwingt in ihrem Tonfall mit. »Es könnte sein, dass Arras dadurch gestärkt wird.«
    »Warum reißt man sie dann präventiv aus? Warum benutzt man das dann nicht?«
    »Die Gilde misstraut allem, was sie nicht versteht. Diese Leute verschwinden zu lassen, wäre ein Akt des Glaubens, zu dem sie nicht fähig ist.«
    Ich weiß, dass sie recht hat, trotzdem begreife ich die Beweggründe der Gilde für die präventive Entfernung nicht ganz, und ich glaube, dass Loricel sie eigentlich auch nicht versteht. Hier geht es um mehr als um Kontrolle.
    »Mir will nicht einleuchten, weshalb sie uns nichts über die Erde oder über die Reste sagen. Es muss einen Grund geben, weshalb sie nicht wollen, dass wir davon erfahren. Selbst du glaubst, dass es wichtig genug ist, um es mir zu erzählen«, gebe ich zu bedenken.
    »Manches sollte nicht der Vergessenheit anheimfallen.«
    »Erinnerung

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