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Cocoon, Band 01

Cocoon, Band 01

Titel: Cocoon, Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Albin
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Tonfall, der ihn dazu provozieren soll, genau das abzustreiten.
    »Du bist davongelaufen«, ruft er mir ins Gedächtnis.
    »Meine Eltern haben mich dazu gezwungen, wegzulaufen, und ich hatte so viel Angst, dass ich auf sie gehört habe.«
    »Andernfalls wärst du also wie ein braves Mädchen mitgegangen?«, fragt er mit einem Grinsen.
    »Das werden wir wohl nie erfahren.« Als sie kamen, bin ich tatsächlich nicht gleich zur Tür gegangen, weil ich damit gerechnet hatte, dass mein Vater das tun würde. Ich dachte, dass meine Familie weinen und ich Angst haben würde, aber letztlich wollte ich mit dem Einberufungstrupp abziehen. Eine andere Möglichkeit hatte es in meinem Kopf nicht gegeben, bis man mich in den Tunnel stieß.
    »Du wurdest nicht dazu erzogen, dich anzupassen«, sagt Cormac, steht auf und geht zum Kamin, der nur einen Schritt von meinem Stuhl entfernt ist. Er stützt sich über mir auf den Kaminsims, und ich versinke noch tiefer in meinem Sitz.
    »Wie kann ich mich dann beweisen?«, frage ich. Oder mir wenigstens etwas Zeit verschaffen?
    »Ist dir inzwischen bewusst, weshalb eine Stickmeisterin für den Fortbestand Arras’ von wesentlicher Bedeutung ist?«, fragt er.
    Von dieser plötzlichen Wendung des Gesprächs überrascht, antworte ich hastig mit dem, was ich von Enora und Loricel erfahren habe.
    Er hebt die Hand, um meine Ausführungen zu unterbrechen. »Das sind die Aufgaben einer Stickmeisterin, aber weshalb wir sie brauchen, das ist etwas völlig anderes.«
    »Um die Unschuldigen zu beschützen«, brumme ich.
    »Ja, aber jemand, der zu jung ist, um wahre Schicksalsschläge erfahren zu haben, hat nur eine vage Vorstellung davon«, sagt er.
    Meine Eltern. Enora. Meine Schwester, die zu einer Fremden gewoben wurde. Wie kann er nur behaupten, ich hätte keine Schicksalsschläge erlebt?
    Er beobachtet meine Reaktion auf seine Worte, doch als ich nichts erwidere, befeuchtet er sich die Lippen und fährt fort. »Du glaubst, du wüsstest, was Verlust bedeutet, doch vor Arras und der Gilde der Zwölf wurde überall auf der Erde Blut vergossen. Ganze Generationen von jungen Männern starben im Krieg, damit andere Männer Macht gewinnen konnten.«
    Ich beiße mir auf die Zunge und starre ihn an. All das hat mir Loricel schon erzählt, doch zu meinem Erstaunen glaubt Cormac das, was er mir hier schildert. Als würde er sich von jenen bösen Männern unterscheiden.
    »Diktatoren ermordeten Frauen und Kinder, weil sie eine andere Hautfarbe hatten oder etwas anderes glaubten.« Er hält inne und kommt einen Schritt auf mich zu. »Weil wir nicht in der Lage waren, den Frieden zu kontrollieren.«
    Kontrollieren – dieses unsägliche Wort verfolgt mich. Das ist der wahre Unterschied zwischen der Erde und Arras. Männer wie Cormac vermögen Schandflecke, Störenfriede und Andersdenkende viel wirkungsvoller zu entfernen als unsere Vorfahren auf der Erde.
    »Und triffst du eine bessere Wahl als diese?«, frage ich und kralle mich an meinem Stuhl fest.
    »Ich treffe Entscheidungen zum Wohl der Mehrheit«, sagt Cormac, doch seine Augen funkeln, und er geht zu einer anderen Taktik über. »In Arras sorgen wir dafür, dass Nahrung für alle bereitgestellt wird. Hungersnöte sind keine Gefahr mehr. Wir regulieren das Wetter und vermeiden das Risiko von Dürren und anderen zufälligen Wetterlagen. Einst war die Menschheit den Launen der Natur ausgeliefert, doch jetzt dient uns die Natur.«
    »Vielleicht hatte die natürliche Ordnung der Dinge auch einen Sinn«, sage ich leise, aber er geht nicht auf mich ein.
    »Familien müssen nicht zusehen, wie ihre Liebsten verfallen, und niemand braucht mit einem unerwarteten Tod zu rechnen«, fährt er fort. »Die meisten schweren Krankheiten kurieren wir mithilfe der Erneuerungstechnologie … «
    »Und was ist mit denen, die ihr nicht kuriert?«
    »Unsere Bürger werden von ihren Schmerzen erlöst«, sagt er völlig unbeirrt.
    »Damit willst du sagen, dass man sie umbringt«, werfe ich ihm vor.
    »Wir entfernen sie aus einem bewussten Zustand, in dem sie nur dahinvegetieren würden. Wir haben die Gebrechen des Alters ausgemerzt.«
    Meine Hand schmerzt, wo meine Großmutter sie mit festem Griff angefasst hat. Ich schüttle den Kopf angesichts seiner Lügen. Es kann gar nicht sein, dass er jünger ist als sie. Die Gilde ist lediglich daran interessiert, überflüssiges Material aus dem Gewebe zu entfernen. »Hast du schon einmal jemanden verloren?«, frage ich.
    »Nicht so wie

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