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Cocoon, Band 01

Cocoon, Band 01

Titel: Cocoon, Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Albin
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uns, alleine leben, dann können wir sie nicht mehr beschützen.«
    »Also tut ihr es, um die Frauen zu beschützen?«, frage ich.
    »Ja. Wenn deutlich ist, was von einem erwartet wird, kann man es leicht erfüllen, aber wenn man anfängt, ein Auge zuzudrücken, dann öffnen wir dem Chaos Tür und Tor.«
    Ich habe wirklich den Eindruck, dass Cormac glaubt, was er sagt, aber ich habe auch gesehen, wohin diese strikten Regeln führen. Dass meine Mutter keine weiteren Kinder bekommen durfte, dass unsere Wohngegenden peinlich abgetrennt wurden, dass Enora eine Lüge leben musste. War stille Verzweiflung der Preis für oberflächliches Glück? »Vielleicht sind sie nicht bereit zu heiraten«, sage ich. »Ich wäre es nicht gewesen.«
    Cormac presst die Lippen zusammen und mustert mich einen Moment lang, bevor er etwas erwidert. »Es tut mir leid, das zu hören, Adelice, denn die Gilde hat beschlossen, dass man diesem Problem am besten begegnet, indem man diesen jungen Frauen ein Beispiel gibt.«
    »Was für ein Beispiel?«, frage ich und halte meine Stimme nur mühsam unter Kontrolle.
    »Die Gilde war aufgrund der elitären Behandlung und der Privilegien, die Webjungfern genießen, bei den meisten Kandidatinnen sehr erfolgreich«, fährt er fort. »Sie sind begierig, vom Konvent aufgenommen zu werden.«
    Mir rauscht das Blut in den Ohren und übertönt alle Nebengeräusche. Lediglich Cormacs geübte, aalglatte Stimme dringt zu mir durch wie eine Pflichtsendung im Stream. »Deshalb erscheint es sinnvoll, jungen Frauen ein Beispiel an vollkommener häuslicher Ruhe zu geben. Wir werden es genauso bewerben, wie wir für den Beitritt zum Konvent werben: Indem wir die Ehe als ein Leben mit Privilegien darstellen. Und wir nehmen jemanden aus dem Konvent als Beispiel.«
    »Aber Webjungfern können nicht … « Ich bin zu verlegen, es laut auszusprechen.
    »Können die Ehe nicht vollziehen?«, fragt er mit einem Lächeln um die Lippen.
    Ich nicke schwach, halte den Blick aber auf die Füße gerichtet.
    »Du bist nicht dumm«, sagt er mit einer Spur Ungeduld. »Es kann nicht sein, dass du den ganzen Blödsinn mit den Reinheitsstandards glaubst.«
    »Warum erzählt ihr uns das dann?« Noch mehr Blut steigt mir ins Gesicht und strömt in meine Wangen. Eigentlich betrachte ich mich nicht als dumm, aber den »Blödsinn mit den Reinheitsstandards« habe ich ihnen tatsächlich abgekauft.
    »Familie, Adelice. Wir dürfen nicht zulassen, dass junge Frauen durch die Stadt laufen. Wir brauchen sie zu Hause, damit sie Kinder bekommen und Arras dienen. Und bestimmt kennst du Frauen hier, die … «
    »Aber dadurch geht unsere Fähigkeit verloren.«
    »Du hattest selbst schon einen gewissen Kontakt zum anderen Geschlecht, und doch webst du noch immer«, hält er mir vor.
    Meine Wangen werden immer heißer. So viel zu unserer Diskretion. »Ich habe nie einen bestimmten Punkt überschritten.«
    »Mag sein«, sagt er, aber er zuckt mit den Schultern, als wäre er nicht überzeugt.
    »Dann wollt ihr den Webjungfern also erlauben, sich zu verheiraten?«, frage ich. Mir wird ein bisschen schwindlig.
    »Nein«, versichert er mir. »Denn wir brauchen Webjungfern, die sich nach wie vor voll und ganz ihrer Arbeit widmen, und unsere Philosophie, dass eine Frau in allererster Linie ihrem Ehemann verpflichtet ist, würde durch eine solche Veränderung unterminiert werden.«
    Erleichtert atme ich aus. Der Gedanke, in eine Ehe gezwungen zu werden und Jost das anzutun … Eine schlimmere Folter kann ich mir nicht vorstellen.
    »Einer Stickmeisterin kann man jedoch besondere Privilegien zugestehen«, sagt er, und prompt schnürt es mir wieder die Kehle zu.
    »Du … willst … dass … ich … heirate?«
    »Betrachte es als einen Befehl«, gibt er mit einem Lächeln zurück.
    »Oder ihr überschreibt mich«, flüstre ich. »Darf ich meinen Mann wenigstens selbst wählen?« Ich kämpfe gegen den Hoffnungsschimmer an, den dieser Gedanke in mir aufkeimen lässt. Niemand könnte etwas gegen Jost einwenden. Vielleicht gefällt ihm das ständige Putzen nicht. Doch selbst wenn ich wirklich daran glauben will, würde ich ihn, falls es möglich wäre, damit doch nur noch mehr unters Joch der Gilde stellen. So sehr es ihn auch verletzen würde, es wäre besser, wenn ich einen anderen heirate.
    »Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre, findest du nicht?«, fragt er mit schief gezogener Augenbraue. »Deine Entscheidungen sind nicht so wohlüberlegt, wie die Gilde

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