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Cocoon, Band 01

Cocoon, Band 01

Titel: Cocoon, Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Albin
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erkenne ich, dass sie jeweils mit einer Folge aus vierzehn Zahlen und Buchstaben beschriftet sind. Es dauert eine Weile, bis ich merke, dass ich die Luft angehalten habe.
    Vierzehn.
    03 212 144 WR LM LA
    Diese Kombination wurde mir als Kind eingetrichtert.
    »Damit können wir dich finden, solltest du dich jemals verirren«, hat meine Mutter gesagt.
    So finden sie jeden von uns.
    Geburtsdatum, Sektor, Metro, die Initialen der Mutter, die Initialen des Kindes.
    Ich starre auf das Kästchen vor mir. Wessen Nummer ist das?
    Ich strecke die Hand aus, um es aufzumachen, aber meine Finger prallen gegen den Bildschirm.
    »Es ist eine Illusion«, rufe ich mir in Erinnerung. Die Bilder wirken so echt, dass ich kurz den Eindruck hatte, ich könnte die Metallkisten durchstöbern.
    Beinahe rutscht mir die Digiakte aus den verschwitzten Händen, als ich auf der Karte nach den Informationen suche. Doch glücklicherweise finde ich sie: eine Liste von Koordinaten, mit denen man das Gewebe des Konvents auf dem Rahmen aufrufen kann. Ich setze mich an den Webstuhl und tippe die Zahlencodes ein. Dann beobachte ich, wie sich die Textur im Rahmen aufspannt. Neben mir in der Steuerkonsole leuchtet rot blinkend eine Warnung auf: teilweise innerhalb des Begrenzungsradius. Was bedeutet, dass ich einen Ausschnitt des Gewebes betrachte, der Teil der Örtlichkeit ist, an der ich mich befinde. Maela hat uns das zwar schon einmal gezeigt, aber ich frage mich, während die Warnleuchte mich anblinkt, ob ich die Stabilität des Geländes gefährde, wenn ich es innerhalb seiner Grenzen manipuliere. Doch fällt mir keine bessere – oder unbedenklichere – Möglichkeit ein. Und, so sage ich mir, wieso sollte Enora mir diese Information geben, wenn ich sie nicht nutzen kann?
    Ehrlich gesagt ist dieser Plan möglicherweise der dümmste, den man sich denken kann. Ich bin mir nicht sicher, ob man einen Gegenstand aus dem Gewebe im Rahmen entnehmen und in das Geflecht eines anderen Zimmers versetzen kann. Wahrscheinlich, weil nie zuvor jemand so verzweifelt war, es zu versuchen. Außer mir.
    Ich fahre mit den Fingern über den oberen Rand des Rahmens, und das Gewebe kribbelt auf meinen malträtierten Fingerspitzen. Ich gehe zu einer sanften, gleitenden Bewegung über, reguliere den Bildausschnitt auf dem Rahmen und hole das Gewebe so nah heran, bis ich darauf die Karte sehe, die Enora mir auf der Digiakte zurückgelassen hat. Dann erkenne ich die Umrisse des Magazins. Mit den Fingern verharre ich behutsam auf der Stelle und löse einige Fasern, achte aber darauf, dass ich nicht den gesamten Raum aus dem Gewebe entferne, denn das würde sicher sofort Verdacht erregen. Äußerst vorsichtig halte ich die Fäden in der Linken, während ich die Rechte hebe und mich konzentriere, bis das Geflecht des Ateliers sichtbar wird. Ich ziehe die Fäden des Ateliers auseinander und hoffe, dass meine Theorie stimmt und ich Fäden vom Rahmen in das Gewebe von Loricels Zimmer übertragen kann. Sollte dies der Fall sein, dann hoffe ich darauf, einen Spalt zwischen dem Atelier und dem Magazin schaffen zu können, durch den ich in den Sicherheitstrakt gelange. Ich verwebe die Fasern des Magazins mit diesem Raum und linse vorsichtig hindurch.
    Nicht schlecht für den ersten Versuch. Nur dass ich ihn über Kopf hineingeflochten habe und nun auf die Decke starre und die Regale von oben herabhängen. Unmöglich, die Kisten auf diese Weise zu öffnen, weshalb ich in Loricels Atelier zurückkehre und den Fehler korrigiere.
    Ein leichtes Summen erfüllt den anderen Raum, und mich fröstelt, als ich ihn betrete. Hier ist es bestimmt fünfzehn Grad kälter als irgendwo sonst auf dem Gelände. Ich ziehe mein Jackett zu und trete an das erste Regal. Es gibt nur eine Möglichkeit herauszufinden, was sich darin verbirgt.
    Die Kisten haben auf der rechten Seite Verschlüsse, und ich brauche zwei Versuche, um den winzigen Hebel hochzuklappen. Daraufhin gleitet die Front zur Seite und gibt einen kleinen Kristallwürfel frei. Ich fasse hinein, um ihn herauszuholen. Im Innern des Würfels funkelt ein Lichtfaden, der in der Mitte herabhängt und zu einem feinen Knoten verflochten ist. Selbst wenn ich den Würfel umdrehe, bewegt sich der Faden nicht. Er ist zu dünn, um zu dem Träger der Identifikationsnummer zu gehören. Ich habe Fäden von entfernten Individuen gesehen, und diese bestanden aus mehreren, miteinander verwobenen Fasern. Bestimmt ist dies nur ein Teil des ausgerissenen Fadens. Am

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