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Cocoon, Band 01

Cocoon, Band 01

Titel: Cocoon, Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Albin
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meine, ihr trauen zu können – anders als Maela. Ich fühle mich wohl genug mit ihr, um mir tatsächlich langsam und so gesittet wie möglich Essen in den Mund zu stopfen.
    »Ich werde deine Mentorin sein, wenn du webst. Ich bin eine von der Gilde ernannte Webjungfer, und ich assistiere der Stickmeisterin. Ich bin hier, um deine Fragen zu beantworten, dir Ratschläge zu geben und dich zu unterstützen. Deine ersten Jahre im Konvent erfordern vielleicht … gewisse Anpassungen.« Ich kann hören, wie sorgfältig sie dieses Wort wählt, aber anders als bei anderen Webjungfern, deren zuckersüßer Tonfall das Gift überdecken soll, das sie verspritzen, sind Enoras Absichten klar erkennbar. Sie will, dass ich mich geborgen fühle.
    »Was ist eine Stickmeisterin?« Die Frage ist mir mit vollem Mund entschlüpft, und trotz ihres freundlichen Lächelns schäme ich mich für meine ungehobelten Manieren.
    »Dazu kommen wir gleich. Es gibt Dinge, die wir dringender besprechen müssen.« Wie aufs Stichwort öffnet sich die Tür meines Zimmers, und mehrere einfach gekleidete junge Mädchen rollen große, mit Textilien jeder Art und Farbe behängte Ständer herein.
    »Danke.« Enora hält eine kleine Karte in der Hand, und eins der Mädchen nimmt sie mit einem Knicks entgegen. Sie verschwinden genauso schnell, wie sie gekommen sind.
    »Deine Kosmetikerinnen haben gestern deine Maße zur Fabrik geschickt. Für den Anfang ist das hier deine Garderobe.« Geschäftig geht sie die Kleiderbügel durch, um schließlich ein leuchtend grünes Kleid und einen schwarzen Zweiteiler hervorzuziehen. Sie murmelt so etwas wie »wunderbar« vor sich hin.
    »Ich weiß, dass es hier Kleidervorschriften gibt, aber muss ich unbedingt so aufgedonnert rumlaufen?«, frage ich, als sie ein weiteres Satinkleid vom Ständer nimmt.
    »Sind die nicht schön?«, fragt sie mit dem Rücken zu mir.
    »Doch.« Das sind sie tatsächlich. »Aber wo soll ich das denn tragen?« Ich halte ein aufreizendes graues Kleid hoch. Bisher dachte ich immer, dass Karrierefrauen sich eben für ihre Chefs hübsch anziehen – meine Mutter trug Anzüge mit goldenen Knöpfen und bügelte jeden Tag die Aufschläge –, aber ich kann mir nicht vorstellen, in einem Abendkleid zu weben.
    »Das ist eines deiner Vorrechte. Jedes Mädchen nimmt an den für sie vorgesehenen Dinnerpartys der Gilde teil, und dann sind da ja auch noch die Berichte im Bulletin . Du wirst schon noch Gelegenheit haben, sie zu tragen. Aber für das alltägliche Weben gibt es nichts so Extravagantes«, erklärt sie. »Manchmal beruft die Gilde Mädchen, die sehr talentiert sind, aber nicht geschickt genug, um an den Webstühlen zu arbeiten. Es wäre Verschwendung, sie in die Küche zu schicken, deswegen arbeiten sie als Schneiderinnen für uns.«
    »Was ist, wenn ich so etwas nicht tragen möchte?« Vergeblich bemühe ich mich, nicht allzu trotzig zu klingen.
    Enora sieht mich direkt an, ohne zu blinzeln, bevor sie antwortet: »Würdest du das Talent dieser Mädchen vergeuden wollen?«
    »Warum schickt man sie nicht nach Hause?« Augenblicklich wünsche ich mir, ich hätte die Frage nie gestellt – ihr irritierter Blick wandert zwischen mir und dem Kleiderständer hin und her.
    »Niemand kehrt nach Hause zurück«, sagt sie ruhig, doch ihre Stimme hat einen angespannten Unterton. Mit zitternden Fingern durchforscht sie meine neue Garderobe.
    »Das habe ich schon gemerkt.«
    »Aber das wird dich gar nicht betreffen«, flötet sie. Offensichtlich ist sie bemüht, die Stimmung wieder zu heben. »Und du sollst wissen, dass alles, was du mit mir besprichst, zwischen uns bleiben wird.«
    Mir ist klar, dass das genau die Worte sind, die ein Spitzel wählen würde, aber irgendetwas in mir will ihr glauben. Also nicke ich kaum merklich.
    »Gut.« Enora schlendert herüber, nimmt auf dem Kissen neben mir Platz und senkt ihre Stimme zu einem Flüstern. »Was du vorhin gemacht hast, Adelice – ohne Rahmen weben –, hast du das vorher schon mal getan?«
    Ich brauche einen Moment, um zu verstehen, dass sie den Sturm von vorhin meint. »Ja. Aber nicht oft.«
    »Und du brauchst dafür gar keine Werkzeuge?«
    »Nein.« Ich bin verwirrt, aber ich flüstre weiter, genau wie sie. »Das konnte ich schon immer einfach so. Aber die Fenster sind nicht echt … «
    Sie nickt verschwörerisch.
    »Natürlich nicht. Glas ist zerbrechlich, und die Gilde will, dass die Webjungfern sicher sind. Eigentlich ist es ein großer Bildschirm, der

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