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Cocoon, Band 01

Cocoon, Band 01

Titel: Cocoon, Band 01
Autoren: G Albin
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wie ein Fenster aussieht. Ein speziell kodiertes Programm erstellt die Ausblicke rund um das Anwesen. Es gibt kein einziges echtes Fenster und auch fast jede Wand hier ist eine riesige, auf bestimmte Aussichten programmierte Projektionsfläche. Sie simuliert sogar Jahreszeiten. Die meisten Mädchen merken nie, dass es nur ein Programm ist.«
    »Es sieht so echt aus, aber ich habe mich gefragt, warum ich es nicht anfassen kann.«
    Angst blitzt in ihren schokoladenbraunen Augen auf.
    »Du musst mir vertrauen. Du darfst niemandem sagen, dass du das kannst. Benutze immer einen Rahmen, um zu weben – mache es nie ohne, auch nicht, wenn du allein bist.«
    Ich runzle die Stirn. Ihre Worte erinnern mich an den Ratschlag des Jungen aus dem Gefängnis, mich dumm zu stellen. Ich überlege, ihr von meinem Ausrutscher bei der Prüfung zu erzählen, und dass Cormac es vielleicht schon weiß, aber das würde auch nichts besser machen.
    »Ist das eine Art Vlip-Bildschirm?«, frage ich.
    »Genau, aber in besserer Qualität als die für den Hausgebrauch erhältlichen. Die Bilder sind viel realistischer.«
    Sie hat recht. Ich habe das Fenster für echt gehalten, bevor ich bemerkt habe, wie leicht es sich verändern lässt. Aber es gefällt mir nicht wirklich, dass ich das Gewitter so einfach manipulieren konnte. »Wenn jemand anderes den Bildschirm berühren würde, könnten sie ihn verändern?«
    »Ich habe so etwas bisher noch nie gesehen. Alle Webjungfern hier bearbeiten das Gewebe auf Webstühlen. Deswegen darfst du auch niemandem sagen, dass du kannst, was ich eben beobachtet habe. Verstehst du?«
    Ich frage mich, wie mir meine Webfähigkeiten jetzt noch gefährlich werden sollen, da ich doch schon im Konvent eingesperrt bin. Aber ich nicke: Ich werde den Mund halten.
    »Kluges Mädchen.« Sie atmet tief durch und springt dann wieder auf – zurück zur Sache. »Deine Stylistinnen werden um sieben Uhr dreißig hier sein. Bitte sei dann fertig mit Duschen. Dafür sind sie nicht zuständig. Falls du jemanden brauchst, um dich zu waschen, teile ich dir eine Kammerdienerin zu.«
    »Um mich zu waschen?«, frage ich ungläubig. »Falls ich das nicht selber kann?«
    Mein Unverständnis erntet ein kurzes, belustigtes Lachen. »Einige Webjungfern bevorzugen es, wenn jemand anderes … «
    »Ihre Drecksarbeit macht?«
    »Ja, so etwas in der Richtung.« Enora grinst, und ich spüre, wie das Vertrauen Wurzeln in mir schlägt. Trotz all meiner Versuche, distanziert und auf der Hut zu bleiben, mag ich Enora. Vielleicht ist das die Art, wie sie mich brechen werden – indem sie mir eine Freundin geben.
    »Valery ist deine Hauptkosmetikerin«, sagt sie. »Sie ist nett und wird dir kein lächerliches Aussehen verpassen.«
    Ich betrachte Enoras hübsches Gesicht und Haar. »Ist sie auch deine Stylistin?«
    »Das war sie … « Sie zögert, als ob es sich um ein für sie schmerzhaftes Thema handelt. Oder vielleicht darf sie einfach nicht darüber reden. »Für die nächsten vier Wochen wirst du am Training teilnehmen«, fährt sie stattdessen fort.
    »So lange dauert das?«, frage ich und zerkrümle den Kuchen, um Nüsse und Trockenobst herauszusammeln.
    »Für einige schon.« Sie zuckt mit den Achseln. »Andere werden schneller zugelassen, aber jede hat mindestens einen Monat, um zu zeigen, was sie kann.«
    »Und wenn man nicht zeigt, dass man etwas kann?«
    Enora beißt sich auf die Lippen und tut so, als würde sie die Schuhe inspizieren, die um die Kleiderständer mit meiner neuen Garderobe herum aufgereiht sind.
    »Macht man dann Kleider für die anderen Webjungfern?«, frage ich etwas zu hoffnungsvoll.
    »Ja, einige schon, aber andere werden auch Dienerinnen hier im Konvent.«
    »Die müssen dann wirklich die Drecksarbeit machen«, murmle ich. Langsam durchschaue ich die hiesigen Hierarchien.
    »Ja, das kommt vor. Viele Kandidatinnen empfinden die Belastung, die das Weben mit sich bringt, als zu hoch. Ihre Arbeit wird schlampig, sie sind zu unkonzentriert, um Webjungfern zu sein.«
    Obwohl ich es nur ungern zugebe, kann ich das nachvollziehen. Schließlich sollte niemand mit zittrigen Händen an einem Webstuhl arbeiten. Das Gewebe ist so empfindlich, Pfuscherei wäre desaströs. »Aber wie lernen wir denn?«
    »Zu weben?«
    »Ja.« Ich beiße mir auf die Lippen. »Was, wenn ich einen Fehler mache?«
    »Über deine Fähigkeiten mache ich mir keine großen Sorgen, aber du wirst beobachtet und angeleitet. Webjungfern folgen den Mustern, die die
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