Cocoon, Band 01
später in Nilus.«
»Bis dann«, antworte ich gepresst.
Er geht an meiner Tür vorbei, und Jost folgt ihm. Unsere Blicke begegnen einander, aber mir fällt nichts ein, was ich zu ihm sagen könnte. Sowie er aus meinem Blickfeld verschwunden ist, taucht die Stewardess mit einem Glas Eistee auf.
»Trinken Sie lieber nichts Warmes, bis Sie sich an das Transferieren gewöhnt haben«, rät sie mir und stellt das Glas ordentlich auf einer kleinen weißen Serviette vor mir ab.
»Danke«, sage ich ernst, und sie tätschelt mir im Hinausgehen noch einmal den Arm. Mir zieht sich der Magen zusammen, als ich an die Stewardess bei meinem letzten Transfer zurückdenke.
Als die Tür sich hinter ihr geschlossen hat, beginnt der Raum zu schimmern und um mich herum zu verschwimmen. Dieses Mal blockiert kein Helm meine Sicht, und mir fällt auf, was für ein schöner Anblick es ist. Stränge goldenen Lichts umschlingen mich, und nach und nach verschwindet das Transferabteil. Ich genieße den kurzen Moment, in dem alles aus purer, mit Urmaterie verwobener Zeit besteht. Nach wenigen Sekunden fügt das Gewebe sich zu dem neuen Raum zusammen. Ich vergesse den Tee und die Digiakte in meiner schweißnassen Hand, während das Abteil um mich herum langsam verschwindet und durch ein anderes ersetzt wird. Ich sitze entspannt in meinem Stuhl und kann zusehen, wie alles sorgfältig wieder eingewoben wird, bis ich mich in einem netten kleinen Zimmer befinde, dessen hellrote Wände mit einem verschlungenen goldenen Muster bemalt sind. Sobald das Abteil vollständig ist, kommt ein hübsches junges Mädchen herein.
»Willkommen in der Nilus-Station, Miss Lewys«, begrüßt sie mich fröhlich, während sie den Gurt löst und das Tablett beiseiteschiebt. »Der Rest Ihrer Reisegesellschaft wird gleich hier sein. Vorsicht beim Aufstehen!«
Sobald ich mich aufrichte, wird mir der Grund für ihre Warnung klar. Meine Beine sind schwach und zittrig, als hätte ich viele Stunden lang gesessen. Auf den Armlehnen stemme ich mich hoch und atme tief durch.
»Es dauert, bis man sich daran gewöhnt hat«, sagt sie. »Zumindest sagen das die meisten Leute.«
Ich mustere das Mädchen genauer. Sie kann nicht viel älter sein als ich. Wahrscheinlich wurde ihr diese Stelle kurz nach meiner Einberufung zugewiesen. Ich hätte ebenso gut hier landen können.
»Hast du dich je transferieren lassen?«, frage ich sie.
»Oh, nein.« Sie wird rot. Während sie mir von der flachen Plattform herunterhilft, erzählt sie mit gedämpfter Stimme: »Mein Chef hat mir versprochen, mich nach Allia zu transferieren. Der Stationschef dort schuldet ihm einen Gefallen.«
»Nun ja«, sage ich. »Beim ersten Mal setzt es einem am meisten zu.«
»Ich weiß!«, flüstert sie. »Ich bin ja so nervös. Aber es ist eine einmalige Gelegenheit.«
Jost wartet in der Halle auf mich, und die junge Stewardess grinst mir zu, als sie um die Ecke verschwindet. »Schön, wenn jemand mal etwas Begeisterung aufbringt«, sagt er trocken. »Erik schaut gerade nach, ob alles geregelt ist.«
»Prima.« Ich wüsste nicht, was ich sonst zu ihm sagen sollte, deswegen halte ich mit schuldbewusster Miene den Mund. Ich hasse es, ihn von oben herab zu behandeln, aber ich will auch nicht, dass jemand etwas von unserer Bekanntschaft merkt.
»Ich weiß«, flüstert er.
»Tut mir leid.« Sein verständnisvoller Blick macht es nur schlimmer.
»He, ich habe dir doch gesagt, dass du dich dumm stellen sollst.«
Ich nicke, und weil mir vom Transfer immer noch schwindlig ist, verliere ich das Gleichgewicht. Als Jost mich auffängt, kribbeln meine Arme dort, wo er meine Haut berührt. Das Gefühl wandert zu meinen Schultern empor und bis in meinen Nacken. Ich weiß, dass ich mich ihm entziehen sollte, und da lässt uns auch schon das Klappern von Schuhen auf dem Flur aufschrecken, sodass wir uns schnell voneinander lösen. Jost tritt einen Schritt zurück, als Erik auftaucht.
»Cormac wird erst in Allia zu uns stoßen«, teilt er uns mit. »Im östlichen Sektor ist irgendetwas los. Adelice, musst du dich frisch machen?«
Ich schüttle den Kopf, und erneut zieht sich mir vor Angst der Magen zusammen. Ich habe noch niemals vor Publikum gesprochen.
»Mach dir keine Sorgen«, sagt er und hält mir seinen Arm hin. »Die Reporter haben sowieso nur fünfzehn Minuten. Kannst du dich an deine Antworten erinnern?«
»Ja.«
»Dann wird schon alles gut gehen.« Obwohl sein Tonfall zuversichtlich ist, trägt er kaum zu
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