Cocoon, Band 01
anblafft, ich solle beim nächsten Mal gefälligst glücklicher aussehen.
Während des letzten Transfers für den heutigen Tag wird mir langsam langweilig. Es ist gar nicht so leicht, unterwegs etwas zu essen. Man muss es erst einmal schaffen, in einem wabernden Raum einen Bissen auf der Gabel zu behalten. Als wir in Cypress eintreffen, wo wir die Nacht verbringen werden, bin ich hungrig und übellaunig. Ich beantworte die Interviewfragen mechanisch und lächle strahlend in die Kamera, sehne mich aber bereits nach der Einsamkeit meines Hotelzimmers.
Nachdem ich dort etwa zwanzig Minuten damit verbracht habe, auf den Zimmerservice zu warten, kommen auch schon meine Kosmetikerinnen, um mich für den Abendempfang auszustaffieren.
»Ich hoffe, du bist dazu gekommen, etwas zu essen«, trällert Valery, während sie ein langes Satinkleid auf dem Bett zurechtlegt.
»Eigentlich sollte ich doch ein bisschen Zeit für mich haben«, erwidere ich schnippisch. »Ich warte immer noch auf mein Essen.«
»Du kannst essen, während wir arbeiten«, sagt sie, ohne mich anzusehen. »Solange es keine Flecken macht. Enora will, dass du eine halbe Stunde vor dem Empfang fertig bist.«
»Selbst wenn sie nicht da ist, traktiert sie mich«, beschwere ich mich ächzend.
Valery wirft mir einen missbilligenden Blick zu. »Enora will nur dein Bestes … «, setzt sie an, beendet den Satz jedoch nicht, weil mein Essen kommt. Es ist Ente mit Süßkartoffel-Curry und sieht köstlich aus, aber während die Mädchen mich schminken und frisieren, kann ich nur einige wenige Happen zu mir nehmen. Immer pudert mich gerade jemand oder lackiert mir die Nägel.
»Kann ich reinkommen?«, fragt Jost, der in der Schiebetür zu meinem Zimmer steht.
»Ja«, krächze ich undeutlich, weil Valery gerade mit festem Griff mein Kinn festhält, um mir die Augenbrauen nachzuziehen.
»Du siehst super aus.« Jost lacht.
»Ach, halt die Klappe.«
Valery seufzt und lässt mein Kinn los. Sie wirft Jost einen vernichtenden Blick zu, während sie sich an ihm vorbeischiebt, um meine Kleiderkoffer auszupacken.
»Sieht echt lecker aus.« Er deutet auf die Ente. »Ich habe die Gans genommen.«
Mir knurrt der Magen, als er mich an mein Essen erinnert. Mit einer Kopfbewegung in Richtung des Mädchens, das mir gerade die Fingernägel lackiert, teile ich ihm mit, warum ich noch nicht zum Essen gekommen bin.
»Hier.« Jost nimmt den Teller und pikst ein Stück Kartoffel auf die Gabel.
Ich nehme den Bissen dankbar entgegen. Das Curry ist kalt geworden, schmeckt aber trotzdem hervorragend.
»Danke«, sage ich mit vollem Mund.
»Das Vergnügen ist ganz meinerseits.«
Vorsichtig steckt Jost mir noch ein paar Happen in den Mund, obwohl die Mädchen mit ihrer Arbeit fortfahren. Der nagende Hunger verfliegt, und mit einem Mal finde ich Gefallen an den sanften Berührungen meiner Kosmetikerinnen, die mir Locken drehen und Creme auf meinen Beinen verteilen. Jetzt, mit vollem Bauch, bemerke ich nicht einmal, wie müde ich bin, bis Valerys verärgertes Räuspern mich aus meinem Nickerchen reißt.
»Wir können dich jetzt anziehen«, sagt sie.
Ich nicke und sehe mich im Zimmer nach Jost um, aber anscheinend ist er verschwunden, als ich geschlafen habe.
»Er ist nicht mehr hier«, erklärt Valery, während sie mir dabei hilft, das kühle Satinkleid überzuziehen.
»Wie bitte?«, frage ich.
»Jost.« Man hört ihr an, dass sie mir die Unschuldsnummer nicht einen Moment abkauft. »Ein Butler? Wo du doch jemanden wir Erik haben könntest?«
»Oder Cormac?«, bemerkt ihre Assistentin und zieht den Reißverschluss des Satinkleids zu.
»Ich weiß wirklich nicht, wovon ihr redet«, sage ich, aber die Röte steigt mir in die Wangen.
»Jetzt hör schon auf, sonst ruinierst du dir noch die ganze Schminke.« Valery lacht. »Nicht, dass du jetzt was Falsches denkst. Für einen Butler sieht er wirklich sehr gut aus. Seine Augen sind genauso blau wie die von Erik, aber er … «
Ich werfe ihr einen bösen Blick zu, worauf sie verstummt und mir einen Armreif reicht.
»Andererseits ist es vielleicht besser so«, fährt ihre Assistentin fort. »Cormac wechselt seine Damen ziemlich häufig, und Erik … «
Unwillkürlich merke ich auf, als die Rede auf Erik kommt.
»Er gehört Maela«, beendet Valery den Satz.
»Dann ist es ja gut, dass ich mich für keinen von beiden interessiere«, sage ich, halte aber sicherheitshalber den Blick starr auf den Spiegel gerichtet.
Valery und ihre
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