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Cocoon, Band 01

Cocoon, Band 01

Titel: Cocoon, Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Albin
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meiner Beruhigung bei. Aber Erik lässt sich anscheinend durch nichts aus der Ruhe bringen.
    Durch das Wartezimmer der Transfergesellschaft betreten wir die Lobby der Station. Abgesehen von einigen strategisch positionierten Wachmännern ist sie verlassen.
    »Heute darf niemand außer geladenen Würdenträgern die Transferstationen benutzen, und bei jedem Halt haben sie Wachleute vom Sonderkommando eingesetzt«, erklärt Erik.
    »Ich bin also eine Würdenträgerin«, sage ich, obwohl ich es kaum glauben kann.
    »Schwer vorstellbar, was?«, zieht er mich auf, worauf ich lachen muss.
    Jost schließt neben mir auf. Mir fällt auf, dass die beiden mich auf die gleiche Art zwischen sich nehmen, wie Erik und einer ihrer Leibwächter es mit Maela gemacht haben. Angespannt warte ich darauf, dass der Wachmann am Haupteingang uns passieren lässt. Nach einer kurzen Kontrolle winkt er uns durch.
    Ohne die umhereilenden Geschäftsleute wirkt die große Marmorhalle ruhig. Die einzigen Geräusche stammen von einer kleinen Gruppe Stream-Reporter. Als sie uns entdecken, erwachen sie sofort zum Leben und schwärmen aus. Die Wachen halten sie auf Abstand, und ich bin froh, dass Erik und Jost bei mir sind. Aber als Erik vortritt, um zu sprechen, bleiben nur noch die Wachmänner als Puffer zwischen mir und den Vlip-Aufnahmegeräten.
    »Man hat mir versichert, dass Sie die vorgesehenen Interviewfragen und Kamerapositionen erhalten haben. Sie haben fünfzehn Minuten Zeit für Ihre Aufnahmen, dann wird Miss Lewys weiterreisen.«
    Schnell sortiert die Gruppe sich, und man stellt mir die Fragen, auf die Enora mich gestern vorbereitet hat.
    »Miss Lewys, welches Privileg mögen Sie als jüngste berufene Webjungfer am liebsten?«, fragt mich ein junger Mann kurz angebunden, während ein Aufnahmegerät über seine Schulter ragt.
    »Die Kleider«, antworte ich automatisch. Ich versuche, beiläufig zu klingen, aber mir ist bewusst, dass meine Worte zu Werbezwecken in ganz Arras live gesendet werden. »Es ist so wunderbar, sich jeden Tag schön anziehen zu können.«
    »Das ist was anderes als die Reinheitsstandards, was?« Ein weiterer Reporter mit rosigen Wangen drängt sich in das Gespräch und erntet hier und da Gelächter, aber ein Wachmann drängt ihn zurück. Die Reporter machen weiter wie geplant. Nach und nach werde ich lockerer.
    Sie stellen mir Fragen über das Essen, über meine Arbeit, über die anderen Kandidatinnen, und ich antworte so lässig wie möglich, wie eine gut geölte Maschine.
    »Die letzte Frage«, flüstert Erik mir zu, als ein Mann mittleren Alters sich für die Aufnahme bereit macht. Er ist in unauffälliges Marineblau gekleidet und schaut ungefähr so gelangweilt drein, wie ich mich fühle. Ich gehe die Liste noch einmal durch, um die letzte verbleibende Antwort auf die letzte verbleibende Frage parat zu haben, und freue mich schon auf den bequemen Stuhl in der Transferkabine.
    »Miss Lewys«, sagt er ruhig. »Können Sie uns sagen, was mit Ihren Eltern, Benn und Meria Lewys, passiert ist?«

NEUN
    S o professionell, wie Erik die Frage beantwortet, kann ich mir gut vorstellen, dass eine steile Karriere vor ihm liegt. Falls die anderen Stream-Reporter in irgendeiner Weise mit diesem Mann sympathisiert haben sollten, zeigen sie es nicht. Jost nimmt mich sanft beim Arm und führt mich in die Lounge der Transfergesellschaft, aber ich sehe noch, wie die Reporter den Wachleuten Platz machen. Der Mann, der nach meinen Eltern gefragt hat, macht zwar kein Theater, hält den Blick aber auf mich gerichtet, während man ihn abführt.
    »Die Sache tut mir leid«, sagt Erik und verstellt mir den Blick auf die Vorgänge in der großen Halle.
    Spiel die Dumme. Ich sehe es in Josts Blick.
    Ich schüttle den Kopf. »Wahrscheinlich hat er seine Fragen nicht rechtzeitig zugesandt bekommen.«
    »Vermutlich.« Erik lächelt. »Wir müssen noch zum Fototermin. Bestimmt läuft schon wieder alles in geordneten Bahnen.«
    Ich folge ihm zurück durch die stille Halle. Das Stream-Team sammelt sich um uns, aber keiner spricht. Das Blitzen der Kameras und die eiligen Anweisungen meiner Kosmetikerinnen lockern die düstere Stimmung in der weiten Halle auch nicht auf. Als ich mich umdrehe, sehe ich den Reporter mit den rosigen Wangen neben mir, der während des Interviews Witze gemacht hat. Ich lächle ihn an, doch er wendet den Blick ab. Die Reporter haben zwar die Wachmänner nicht daran gehindert, ihren Kollegen abzuführen, aber glücklich

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