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Cocoon, Band 01

Cocoon, Band 01

Titel: Cocoon, Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Albin
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Stickmeisterin ist Loricel über alle Vorgänge auf Arras informiert.
    »Sie versuchen, dich auf ihre Seite zu ziehen«, erklärt sie mir. »Als Erstes werden sie an deine Begehrlichkeiten appellieren. Kleider. Parfüm. Partys.«
    »Und wenn das nicht funktioniert?«
    »Dann versuchen sie es mit deinem Herzen.«
    »Ist das nicht das Gleiche?«
    Die Falten in ihrem Gesicht glätten sich ein wenig, als sie lächelt. »Wie alt bist du?«
    »Sechzehn.«
    »Die meisten Sechzehnjährigen kennen den Unterschied zwischen Liebe und Begehren nicht. Auf die Art halten sie die Webjungfern bei der Stange, und deshalb finden die Prüfungen gerade in diesem Alter statt. Wein und Seide sollen einen blenden.«
    »Aus Wein mache ich mir nicht viel«, sage ich.
    »Aus was machst du dir denn etwas?«, fragt sie, aber bevor ich antworten kann, redet sie schon weiter: »Denn das ist es, worauf sie es abgesehen haben.«
    Mein Herz pocht heftig, als mir einfällt, wie problemlos Cormac an die Überwachungsdaten von Amie auf dem Weg zu ihrem neuen Zuhause gekommen ist.
    »Meine Schwester«, flüstre ich.
    »Erst werden sie die anderen aufspüren. Deine Schwester heben sie sich bis zum Schluss auf«, sagt Loricel kopfschüttelnd.
    »Es gibt keine anderen mehr«, wende ich ein.
    »Sei dir da nicht so sicher. Du weißt vielleicht nichts von ihnen, aber die Gilde schon.«
    »Warum erzählst du mir das alles?«, frage ich, und diesmal versuche ich nicht, meine Neugier zu verbergen. Diese Frau ist ganz anders, als ich sie mir vorgestellt habe.
    »Weil ich einmal an deiner Stelle war, mit einem gut aussehenden, selbstgefälligen Gildensprecher an meiner Seite, und mir hat keiner etwas gesagt«, erklärt sie und sieht mit einem Mal wieder sehr viel älter aus. Sie nickt mir kurz zu und verschwindet dann mit ein paar langen Schritten in der Menge.
    Cormac kehrt zu mir zurück. »Hat die Hexe dir Angst eingejagt?«
    Ich schüttle den Kopf. »Nein, es gefällt ihr bloß nicht, dass ich dich begleite.«
    »War ja klar«, bemerkt Cormac.
    Ich lächle notgedrungen in die Kamera, während die Bewohner von Cypress um uns herumflanieren. Ihr Verhalten wirkt ganz und gar unnatürlich, und ich frage mich, ob man ihnen allen aus Sicherheitsgründen eine Dosis Valpron verpasst hat. Während das Band zu Boden flattert, gebe ich Cormac die Schere zurück.
    »Offenbar hast du recht gehabt«, gebe ich widerwillig zu. Die apathische Stimmung der Zuschauer verstärkt mein Gefühl von Scham, als müsse ich mich für sie mitschämen.
    »Noch sind wir nicht so weit«, flüstert er.
    Ich frage gar nicht erst, was er damit meint. Ich habe seine undurchsichtigen Warnungen und Witzeleien satt, also wende ich mich wieder der Menge zu und lasse den Blick über das Meer aus schwarzem Haar schweifen. Die Bewohner von Cypress sehen sich allesamt sehr ähnlich, sie sehen aus wie Pryana. Mit meiner hellen Haut und meinem feuerroten Haar erscheine ich ihnen wahrscheinlich zutiefst fremdartig.
    Und dann sehe ich sie. Blassgoldenes Haar, das ihr um die Ohren wippt. Ein Flecken Licht in der Dunkelheit. Sie ist genauso gelangweilt wie der Rest. Und sie ist eins der wenigen Mädchen hier.
    Die meisten anderen sind umgekommen.
    Aber sie hat man neu verwoben, denke ich, in eine bessere Familie. Und sie ist wegen mir hier. Als Ersatz für das Kind, das Maelas Haken ihrer neuen Familie entrissen hat.
    Ohne nachzudenken, renne ich auf sie zu. Nun reagiert die Menge doch. Männer springen beiseite, und Frauen bringen ihre kleinen Kinder in Sicherheit. Wahrscheinlich sehe ich aus wie eine Verrückte, wie ich mit im Wind flatterndem Haar auf meinen hohen Absätzen zwischen ihnen hindurchstolpre. Doch mir kommt es einzig und allein darauf an, zu ihr vorzustoßen, und die Leute um mich herum sind zu verdattert, um mich aufzuhalten.
    Als ich bei ihr ankomme, zieht eine Frau sie an sich. Ich mustere sie genauer. Im Gegensatz zu den anderen starrt mich diese Ersatzmutter mit Angst in den Augen an. In Amies Blick hingegen liegt nur unschuldige Neugier und nicht der kleinste Funke des Wiedererkennens. Vergeblich warte ich, dass sie mich auf die gleiche, begeisterte Art begrüßt wie früher, wenn ich sie von der Akademie abgeholt habe.
    Sie hat keine Ahnung, wer ich bin.
    »Amie«, flüstre ich und strecke ihr die Hand entgegen, als könnte ich sie so zwingen, sich zu erinnern.
    »Sie heißt Riya«, sagt die Frau abweisend. »Sie ist meine Tochter.«
    »Sie heißt Amie«, erwidere ich.
    »Ich heiße

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