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Cocoon, Band 01

Cocoon, Band 01

Titel: Cocoon, Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Albin
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kennenzulernen«, erwidert sie, umklammert meine Hand und lässt sie nicht wieder los. »Ich dachte, Sie kennen vielleicht meine Tochter. Auch sie wurde dieses Jahr einberufen.«
    »Pryana?«, frage ich die Frau, und ihr Gesicht hellt sich auf. Und da wird mir klar, dass es weder ein Zufall war, dass wir zur feierlichen Einweihung nach Cypress gereist sind, noch dass wir in diesem Hotel untergekommen sind. Die Akademie. Amie. Und nun auch noch Pryanas Mutter. Cormac will mir zeigen, welche Folgen mein Handeln hat und wie machtlos ich ohne die Rückendeckung der Gilde bin. Doch sein Plan hat eine Schwachstelle: Nun weiß ich, wo Amie ist.
    »Oh, Sie kennen sie! Geht es ihr gut?«, fragt die Frau.
    Ich ringe mir ein herzliches Lächeln ab und nicke. Nach dem Verlust ihrer zweiten Tochter erscheint ihr jede Neuigkeit von Pryana bestimmt als Geschenk.
    »Ich bedaure sehr, was hier geschehen ist«, flüstre ich stockend. Einerseits möchte ich ihr die Wahrheit sagen – dass ich schuld an der Zerstörung der Schule bin. Doch als ich meinen Mut zusammennehme und ihr in die Augen blicke, starren diese verständnislos zurück.
    »Sie bedauern was?«, fragt sie, und ihre Stimme klingt so hohl, wie ihr Blick leer ist.
    »Es tut mir leid wegen der Akademie«, erkläre ich und ziehe meine Hand zurück.
    »Sie ist wirklich schön«, sagt sie unwillkürlich. »Ich wünschte, sie wäre schon so hübsch gewesen, als Pryana dort war.«
    »Aber Ihre Tochter … «
    »Pryana?«, fragt sie verwirrt.
    »Nein«, erwidere ich und beobachte sie aufmerksam. »Ihre andere Tochter, und die Akademie … «
    »Pryana ist meine einzige Tochter«, sagt sie, klingt aber nicht ganz überzeugt davon. Sie zeigt weder Erstaunen noch Belustigung über meinen Irrtum, sondern reagiert völlig mechanisch und gefühllos auf meine Entschuldigung.
    »Ich muss etwas durcheinandergebracht haben«, erkläre ich. »Ich dachte, Pryana hätte mir von einer Schwester erzählt.«
    »Sie ist ein Einzelkind«, erwidert ihre Mutter, und dabei hellen sich ihre Gesichtszüge wieder etwas auf. »Meine ganze Freude und mein Stolz.«
    »Was ist denn in der Akademie nun tatsächlich passiert?«, frage ich, wobei mich die Fakten weniger interessieren als das, was sie für die Wahrheit hält.
    »Sie wurde aufgestuft. Wir wurden zu einer Versammlung im Rathaus einberufen, nun ja, wir aus den Mädchenvierteln«, erzählt sie und klingt dabei wieder wie ein Automat. Für einen Sekundenbruchteil scheint sie jedoch mit den Ereignissen bei dieser Versammlung zu hadern. »Wie dem auch sei, sie haben die Mädchenakademie aufgestuft. Mir erscheint das nur logisch. Wir haben mehr Webjungfern hervorgebracht als jede andere Metro in den vier Sektoren.«
    Ich schlucke trocken und wende mich von ihr ab.
    »Das hat Pryana erwähnt«, sage ich mit ruhiger Stimme, obwohl ich in Gedanken nicht mehr bei dem Gespräch bin.
    »Hört sich an, als wärt ihr beide gute Freundinnen«, bemerkt ihre Mutter erfreut, und ich bringe es nicht übers Herz, sie über ihren Irrtum aufzuklären. »Würden Sie mir einen Gefallen tun?«
    »Sicher«, sage ich und rechne damit, dass ich Pryana etwas von ihr ausrichten soll. Doch stattdessen beugt sie sich vor, um mir zuzuflüstern: »Halten Sie für mich ein Auge auf sie.«
    Das dürfte mir nicht schwerfallen.

    Enora erwartet mich bereits ungeduldig an der Transferstation des westlichen Konvents und zerrt mich weg, bevor Jost und Erik sich zu uns gesellen können.
    Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich mich nicht bei ihnen dafür bedanken kann, dass sie das Wochenende über auf mich aufgepasst haben, doch da Enora ihre zitternden Hände kaum ruhig halten kann, folge ich ihr.
    »Man verlangt umgehend nach dir«, sagt sie.
    »Okay.« Kurz überlege ich, ob ich ihr von dem Gespräch zwischen Cormac und Hannox erzählen soll, das ich mitgehört habe, weiß aber nicht, wo ich beginnen soll.
    »Hast du das Gewebe wieder ohne mechanische Hilfe manipuliert?«, fragt sie mich mit leiser Stimme. Dabei schaut sie mich so lauernd an, dass ich beinahe selbst glaube, es getan zu haben. Jedenfalls ist klar, dass sie davon ausgeht.
    »Nein.« Ich versuche, mich zu erinnern, ob das der Wahrheit entspricht. »Nein, ich glaube nicht.«
    »Nein oder vielleicht?«, bohrt sie nach.
    »Nein«, wiederhole ich etwas bestimmter. »Was soll die Fragerei?«
    »Man hat dich zum Training einberufen«, antwortet sie leise.
    »Mit Maela?«, frage ich, ohne meinen Ärger zu verbergen.
    »Mit

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