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Cocoon, Band 01

Cocoon, Band 01

Titel: Cocoon, Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Albin
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Cormacs Stimme. Ich zucke zusammen, bemerke aber schnell, dass er gar nicht mit mir spricht. Sein Kopf ist zur Seite gewandt, weshalb ich die Augen wieder schließe und lausche.
    »Du wusstest über die Lage in Nordumbrien schon seit Wochen Bescheid«, sagt er. »Es kann doch nicht so schwer sein, mit einem kleinen Aufruhr fertigzuwerden.«
    Er hält inne, und ich wünschte, ich könnte auch die Antworten mithören. Komplant-Unterhaltungen sind ziemlich einseitig.
    »Ich verstehe.«
    Ich blinzle und sehe, wie er die Stirn in Falten legt.
    »Das gerät außer Kontrolle. Wenn wir die Ursache nicht finden, müssen wir den ganzen östlichen Sektor ändern«, sagt er. »Und, Hannox … «
    Als ich den Namen höre, beschleunigt sich mein Herzschlag, obwohl ich mich nicht erinnern kann, woher ich ihn kenne.
    »Hast du was aus dem Kerl aus Nilus herausbekommen? Wenn das bis dorthin vorgedrungen ist … « Er hält inne, um Hannox zuzuhören. »Ich glaube nicht, dass wir bereits zu Protokoll zwei schreiten müssen, aber der Geheimdienst soll einen Plan entwickeln.«
    Ich stelle mich weiter schlafend und beobachte ihn unter halb geschlossenen Lidern hervor. Er beugt sich vor und stützt den Kopf in die Hände. Dann blickt er zu mir. Vor Schreck stockt mir fast der Atem. Eine Minute lang lässt er den Blick auf mir ruhen, dann schenkt er sich noch einen Whiskey ein.

ZEHN
    D er Morgen malt rosa Streifen an den Himmel vor meinem Hotelzimmer. Es ist der wirkliche Himmel, den ich auf dem Konventsgelände noch nie gesehen habe, da dort jeder Ausblick lediglich ein programmiertes Bild ist. Es ist das Morgengrauen, zu dem die Menschen in Cypress erwachen, und zum ersten Mal seit der Fahrt im Motopakt schließe ich die Augen. Als ich sie wieder öffne, tue ich so, als erwache ich und als würde ich hier draußen leben. Als wäre es Zeit, mich auf die Arbeit vorzubereiten, mich in die Metro zu schleppen und hinter einem Schalter auf Telesprünge und die Kaffeeration zu warten. Nein, lieber wische ich die Tafel für den heutigen Lehrstoff ab. Ich werde den Lauf der Jahreszeiten unterrichten. Wie jede von ihnen ihre eigene Aufgabe erfüllt und zeitlich genau so bemessen ist, dass die Webjungfern möglichst effizient an den Nahrungsmitteln arbeiten können. Doch die Unterrichtsstunde verblasst und wird durch Bilder von Webrahmen, Händen und Mauern ersetzt. Dieses Zimmer ist genauso unwirklich wie mein Leben darin. Beides wurde von Webjungfern erschaffen.
    Ich bin noch nicht aus dem Bett, da huscht bereits ein Zimmermädchen herein, um sauberzumachen.
    »Oh, das tut mir aber leid, Miss!«, ruft sie aus, aber ihr Tonfall klingt nicht, als bedaure sie es. Die Worte klingen einstudiert. Vielleicht bin ich inzwischen auch einfach paranoid.
    »Ist schon gut«, versichere ich ihr und schwinge die Beine aus dem Bett. »Ich muss sowieso aufstehen.« Vor allem, wenn ich noch einen Moment für mich allein haben will, bevor mein Team aufkreuzt, um mich für den letzten Transfer zurück in den Konvent vorzubereiten.
    »Dann lasse ich Sie lieber mal allein«, sagt das Zimmermädchen, doch ich schüttle den Kopf, um ihr zu bedeuten, dass sie bleiben soll.
    Da ich nicht viel zu packen habe, bestelle ich mir ein kleines Frühstück – bestehend aus Tee und einem Scone – aufs Zimmer und lasse mich auf einen Stuhl plumpsen, um zu warten. Ich habe mich inzwischen so sehr daran gewöhnt, bedient zu werden, dass es mir nicht unangenehm ist, dass das Zimmermädchen um mich herum aufräumt. Ich schaue ihr bei der Arbeit zu. Sie ist ungefähr so alt wie meine Mutter.
    »Kann ich Ihnen noch etwas bringen?«, fragt das Zimmermädchen freundlich.
    »Nein, danke«, entgegne ich mit einem Lächeln. Wenn ich noch etwas sagen würde, könnte ich die kalte Wut, die wieder in mir aufsteigt, vielleicht nicht mehr unterdrücken.
    »Nun«, setzt sie an, und unterbricht sich dann. Ein verlegenes Lächeln stiehlt sich auf ihr Gesicht. »Es tut mir leid. Ich habe darauf gehofft, Ihnen zu begegnen. Es war unhöflich von mir, heute Morgen hier so hereinzuplatzen.«
    Darum ging es also. Schon wieder jemand, der unbedingt eine Webjungfer sehen oder um ihren Segen bitten will. Das würde mir im Grunde nichts ausmachen, wenn nicht sofort die Schuldgefühle hochkämen. Wenn sie wüsste, dass ich für den Unfall verantwortlich war, dem die hiesige Akademie zum Opfer fiel …
    Ich strecke ihr einfach die Hand entgegen und sage: »Ich bin Adelice.«
    »Es ist mir eine Ehre, Sie

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