Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Code Delta

Code Delta

Titel: Code Delta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremy Robinson
Vom Netzwerk:
erfüllt, streckte er die Hand nach der Tür aus.
    »King, warte!«
    Er blieb ruckartig stehen, die Faust um die Griffstange gekrampft, die Tür gerade so weit geöffnet, dass sie die Glocke zum Bimmeln brachte. Er wandte sich um. »Was hast du gesagt?«
    Sein Vater schreckte vor dem Ausdruck in Kings Augen zurück und rutschte unbehaglich hin und her, während King zu ihm zurückstampfte.
    Die Serviererinnen, die eine Schlägerei befürchteten, zogen sich hinter den Tresen zurück. Andere Gäste kehrten ihnen den Rücken zu, um nicht in die Auseinandersetzung hineingezogen zu werden. King blieb vor dem Tisch stehen, stemmte sich mit den Fäusten darauf und beugte sich über seinen Vater. »Woher kennst du diesen Namen?«
    Sein Vater lächelte unsicher. »Jack? Wir haben dich selbst darauf getauft.«
    King griff unter den Mantel, zog sein Schießeisen heraus und legte es auf den Tisch. Es war das zweite Mal an diesem Tag, dass er seinen Vater mit der Waffe bedrohte, aber diesmal wusste er, wen er vor sich hatte. »Du … hast … mich … King … genannt.«
    »Das ist wohl ein Spitzname, den ich von deiner Mutter gehört haben muss.«
    »Mom kannte ihn nicht.«
    »Nun, ich …«
    Ohne die Waffe zu heben, spannte King den Hahn. »Wer bist du?«
    »Ich bin dein Vater.«
    »Und wer noch ?«
    Kings Vater räusperte sich. Er starrte auf die Tischplatte, als stünde er unter Schock, doch dann schmolzen Furcht und Unruhe dahin. Er hatte sich nur verstellt. Ein Grinsen stahl sich auf seine Lippen. »Weißt du was, du hast recht. Die Zeit für Spielchen ist vorbei. Warum gehen wir nicht nach Hause? Wir könnten ein Glas von der Limonade deiner Mutter trinken.«
    »Sie ist alle. Ich habe sie ausgetrunken.«
    »Keine Sorge, Jack. Ich bin sicher, es ist frische da.«
    7 Annamitische Kordilleren, Vietnam
    Der Geruch des Dschungels – feuchte Erde und verrottende Pflanzenreste – schlug Rook entgegen wie ein Alptraum aus Kindertagen, die Erinnerungen an Angst, Leiden und fleischgewordene Monster. Als das Schachteam zuletzt den Fuß in diese Gebirgsregion gesetzt hatte, wo die Grenzen von Vietnam, Laos und Kambodscha zusammenliefen – die annamitische Konvergenzzone –, war es von Angesicht zu Angesicht den letzten lebenden Urahnen der Menschheit begegnet, wahrhaftigen Neandertalern. Und nicht nur diesen, sondern auch ihrer hybriden Nachkommenschaft aus modernen Zeiten. Ganz zu schweigen von einer mittlerweile aufgelösten Spezialeinheit der vietnamesischen Armee namens ›Freiwillige des Todes‹.
    Schwarze Tarnfarbe verdeckte Queens Brandzeichen aus Stern und Totenkopf, das sie von der Hand der Freiwilligen des Todes empfangen hatte. Die Rückkehr an den Ort ihrer Folter schien sie unbeeindruckt zu lassen. Natürlich, schließlich war sie Queen . Er erwartete nicht weniger von ihr.
    Sie standen am Rand des Dschungels im Dunkel und betrachteten die verfallenden Überreste des Mount Meru im grünen Licht ihrer Nachtsichtgeräte. In diesem Berg hatte sich die letzte Stadt des Volks der Neandertaler verborgen; ein Meisterwerk antiker Baukunst, Vorbild für den Entwurf von Angkor Wat in Kambodscha, erleuchtet durch das magische, vielfach gebrochene Licht gigantischer Kristalle.
    Alle Eingänge waren verschüttet. Gebüsch und Baumschösslinge ergriffen bereits wieder von der Lichtung Besitz, die einst das Arbeitsheer der Hybriden beherbergt hatte. Hier waren Rook und Queen halb nackt durch sintflutartigen Regen gehetzt, bevor sie den Kampf mit einem Hybriden und zwei ausgewachsenen Tigern aufnahmen. Nichts war mehr übrig außer in den Schlamm getretene Splitter von Speerspitzen.
    Der Ort war tot.
    »Seit uns ist keiner hier langgekommen. Hier wohnt niemand mehr«, sagte Queen.
    Rook kniete sich hin und löste die Klinge einer Steinaxt aus dem Boden. Er prüfte ihre immer noch scharfe Schneide mit dem Daumen. »Vergiss nicht, dass diese Kerle beinahe unsere Nachfolge auf diesem Planeten angetreten hätten«, sagte er. »Sie hätten keinen Augenblick gezögert, uns auszulöschen.«
    »Ich weiß …«
    »Dann erinnerst du dich vielleicht auch, dass sie sich nicht nur auf dem Boden fortbewegt haben.« Rook machte eine Kopfbewegung nach oben.
    Queen ließ den Blick am Stamm eines großen Baumes entlang bis zum Nachthimmel gleiten. Die dicken Äste nahe der Krone wiesen helle Kratzer auf. »Ja. Sie sind immer noch da.«
    »Nicht hier«, meinte Rook, nahm die Nachtsichtbrille ab und sah Queen im Mondlicht an. Sie war von Kopf bis Fuß

Weitere Kostenlose Bücher