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Code Delta

Code Delta

Titel: Code Delta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremy Robinson
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Eingang der Schlucht drang. Sie beteten darum, dass bei ihrem Eintreffen noch jemand atmete.
    9 Richmond, Virginia
    King taten die Kiefer weh vor lauter Zähneknirschen. Der Verkehr war zäh, und die Fahrt zu dem Haus, in dem er seine Kindheit verbracht hatte, dauerte und dauerte. Er fragte sich, ob er seinen Vater, den er gerade erst wiedergefunden hatte, nicht lieber gleich in die Klapsmühle einliefern sollte. Nach zehn Jahren voll Zorn und Frustration, für die er noch kein Ventil gefunden und die er längst nicht verziehen hatte, hätte er es allerdings ungern gesehen, wenn sein Vater sich hinter einer diagnostizierten Geisteskrankheit hätte verstecken können.
    Er musste sich ins Gedächtnis rufen, dass Peter Sigler geistig völlig gesund gewesen war, als er sie verlassen hatte. Das ließ den Zorn wieder aufflammen, und an den konnte King sich klammern. Er warf seinem Vater einen Seitenblick zu. Peter sah zum Fenster hinaus, während ihre Heimatstadt an ihnen vorbeirauschte. Sein Gesicht wirkte älter, tiefer gefurcht, aber er schien mit sich im Reinen zu sein.
    Ein Tag nach Moms Beerdigung, und er ist kein bisschen bekümmert , dachte King. »Selig sind die Armen im Geiste …«, murmelte er.
    Zu seiner Überraschung hatte sein Vater ihn gehört. »Darum sind Verrückte immer so fröhlich.«
    »Du nimmst mir das Wort aus dem Mund.«
    Peter grinste ihn an. »Ich bin nicht verrückt.«
    »Mom ist tot, Dad!«
    »Wir haben sie gestern beerdigt.«
    King nickte und warf seinem Vater einen misstrauischen Blick zu. Der Mann schien völlig durch den Wind. »Ich habe sie im Sarg liegen sehen.«
    »Ist dir ihr Ehering aufgefallen?«
    Kings Mutter hatte einen Ehering mit einem auffallenden roten Stein getragen. Ein Rubin. Ihr Vater, ein deutscher Juwelier, hatte ihn besorgt. King dachte zurück an die Beerdigung, an die über der Brust gefalteten Hände seiner Mutter. Er konnte sich nicht erinnern, den Ring gesehen zu haben.
    »Ist er nicht, oder?«
    »Das hat doch nichts zu sagen«, erwiderte King, den die Absurdität dieser Unterhaltung und die Respektlosigkeit gegenüber seiner Mutter zunehmend wütend machten.
    »Dabei warst du immer ein intelligenter Junge. Ich dachte, du würdest den Unterschied zwischen deiner Mutter und einer Wachspuppe erkennen. War ein ganz schön teurer Spaß.«
    »Halt … halt einfach den Mund, ja?«
    Ein leises Läuten erklang aus der Hosentasche seines Vaters. King warf ihm einen schrägen Blick zu. »Ich dachte, du wärst pleite.«
    Peter lächelte. »Hab ich das gesagt?« Er zog das Handy heraus. »Hallo.« Er sah King an, während er lauschte. »Wir sind fast da. Nein, noch nicht. Er ist okay. Ein bisschen durcheinander. Ja. Gut. Ich liebe dich auch, Babuschka.«
    Kings Augen wurden groß, und sein Fuß rutschte vom Gaspedal. Babuschka. Er hatte den Ausdruck seit zehn Jahren nicht mehr gehört, und das Wort traf ihn wie ein Schlag – der Kosename seiner Mutter. Seine Miene wurde finster, und Mordlust glänzte in seinen Augen. »Das ist überhaupt nicht komisch.«
    Sein Vater hielt ihm das Telefon hin. »Du kannst sie zurückrufen, wenn du willst, aber ich denke, du solltest besser persönlich …«
    King riss das Lenkrad herum, bog in die Oak Lane ein und gab Vollgas. Die Hinterräder drehten durch und legten zwei schwarze Streifen Gummiabrieb auf die Straße. Fünfzehn Sekunden später fügte King einen Satz Bremsspuren hinzu, als er voll in die Eisen trat. Er knallte den Schalthebel mitten auf der Straße in Parkstellung und rannte zur Haustür.
    Er warf sich mit der Schulter dagegen, als wollte er ein Ausbildungslager von Terroristen stürmen. Das Wohnzimmer war leer. Er hastete ins Esszimmer, dann in die Küche, wo seine Mutter die meiste Zeit ihres Lebens verbracht hatte. Entweder beim Kochen oder sie saß in der Frühstücksecke und betrachtete die Bäume und Vogelhäuschen im Garten.
    Doch auch die Küche war leer. Mit wachsendem Zorn darüber, dass sein Vater ihm einen derart kranken Streich spielte, klammerte King sich an den letzten Strohhalm der Hoffnung und riss den Kühlschrank auf. Im obersten Fach stand ein voller Krug Limonade mit viel Fruchtfleisch. King glotzte ihn fassungslos an und fragte sich gerade, ob sein Vater sie selbst gemacht hatte, als eine sanfte, weibliche Stimme ihm fast das Herz brach.
    »Es tut mir so leid, dass ich dir weh tun musste, Jack …«
    King drehte sich mit zitternden Knien und offenem Mund zu seiner Mutter um.
    »Aber es sollte überzeugend

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