Code Delta
Teamgenossin, die ihm zu Hilfe kam.
Ein verschwommener Schatten sprang vom Dach eines nahe gelegenen Knochengebäudes. Die dunkle Gestalt verschwand in der Staubwolke und stürzte sich auf das Kristallbiest. Der Gigant schwankte unter dem Angriff, hielt sich aber auf den Beinen. Staub stob auf, während wütendes Gebrüll die Höhle erfüllte. Aus dem Brüllen wurde ein gellender Aufschrei. Die kleinere der beiden Gestalten heulte vor Schmerz auf, bevor sie gegen die nächstgelegene Wand geschleudert wurde und reglos liegen blieb. Ein Kristallsplitter ragte aus ihrer Brust.
Obwohl er immer noch nicht mehr als vage Umrisse erkennen konnte, spürte Rook, dass das Kristallmonster sich wieder ihm zuwandte. Er griff nach einer Handgranate und machte sich bereit, sie zu werfen. Aber das war nicht mehr nötig. Ein Klirren wie von zerbrechendem Glas ertönte, und der Kristallgigant kippte um und zerschellte zu einer Masse lebloser Splitter.
Rook widmete dem Kristallhaufen nur einen flüchtigen Blick, bevor er zu der am Boden liegenden Gestalt hastete, die ihm das Leben gerettet hatte. Er erkannte sie sofort wieder, und trotz seiner alptraumhaften Erlebnisse mit ihrer Rasse betrachtete er sie in diesem Augenblick als Menschen. »Red!«
Er kniete neben der Roten nieder. Er war froh zu sehen, dass ihre Brust sich noch hob und senkte, auch wenn er wusste, dass sie nicht mehr zu retten war. Die kleine, aber massige Neandertalerfrau lag in einer Lache ihres eigenen Bluts, das aus der tiefen Brustwunde quoll.
»Red«, flüsterte er.
Ihre rotgeränderten Augen öffneten sich, und etwas wie ein Lächeln, ein grausiger Anblick mit ihren blutbefleckten, fünf Zentimeter langen Eckzähnen, breitete sich auf ihrem Gesicht aus. »Rook. Vater ist zurückgekommen.«
Er nickte. »Ich bin zurückgekommen.«
»Red hat dich gerettet.«
»Das hast du.«
Sie stöhnte und hustete Blut.
»Was wollten die?«, fragte er. »Warum sind die hier?«
Die Rote sah Rook in die Augen, und er erkannte darin etwas, das Zuneigung näher kam als alles, was er bei ihrer Spezies je gesehen hatte. »Schlimme Worte.«
Einen Moment lang dachte Rook, sie meinte damit die saftigen Flüche, die er ihr vor einem Jahr entgegengeschleudert hatte. Doch ihr Gesicht verzog sich zu einer Maske des Entsetzens. Sie packte Rook an den Armen. Er konnte sie fast nicht verstehen, so sehr schmerzte ihr Griff.
»Kann die schlimmen Worte nicht sprechen!«
Rook keuchte vor Schmerz, und die Rote ließ ihn los, sank zurück. Ihre Augen schlossen sich. »Was sind das für schlimme Worte?«, fragte Rook.
»Kann sie nicht sagen«, flüsterte sie. » Darf sie nicht sagen.«
Ihr Kopf rollte zur Seite.
Red, die Letzte der Neandertaler, war tot.
Nur Augenblicke später erschien Queen mit gezückter Waffe, zu spät. Sie arbeitete sich durch das Meer aus Knochen zu Rook durch, der immer noch neben der Roten kniete.
»Alles klar bei dir?«
»Dank ihr.«
Er wich beiseite, um Queen den Blick freizugeben.
»Red?«, fragte sie.
Er nickte und fügte hinzu: »Sie sagte, die seien hinter den ›schlimmen Worten‹ her gewesen.«
»Schlimme Worte.« Queen dachte an die Lehrgänge des zurückliegenden Jahres zurück, die sie eigentlich auf seltsame und ungewöhnliche Vorfälle wie diesen hätten vorbereiten sollen. Aber der Hinweis war zu vage, um auch nur darüber spekulieren zu können. »Kann alles Mögliche bedeuten.«
»Tja«, sagte Rook. »Mir fällt zumindest ein schlimmes Wort ein, das sich auf unsere Situation anwenden lässt: Wir sind angeschissen.« Er schloss der Roten sanft die Augen, stand auf und sah Queen an. »Gott sei jedem gnädig, der diesen Dingern im Wege ist.«
15 Fort Bragg, North Carolina
Kings Eltern zuckten nicht mit der Wimper, als er den Wagen auf über 200 km / h beschleunigte, das musste man ihnen lassen. Erst als sie die Ausfahrt nach Fort Bragg erreichten, meinte seine Mutter, es sei ein Wunder, dass sie nicht angehalten worden seien.
King hatte jedes einzelne Mitglied des Teams anzurufen versucht, sogar Deep Blue selbst und auch die Zentrale in Fort Bragg. Niemand ging ran. Das Team konnte sich natürlich mit abgeschalteten Telefonen in einer Besprechung befinden, doch dass Bragg überhaupt nicht antwortete, war unheilverkündend und passte zu der Warnung, die er erhalten hatte. Daher gab es keinen Grund, den Fuß vom Gas zu nehmen.
Unter völliger Missachtung der Geschwindigkeitsbegrenzung brauste King die Zufahrtsstraße entlang, bis er den
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