Code Delta
panzerbrechenden Geschossen.
Die Soldaten erkannten, dass der auf sie zurasende Wagen keine Bedrohung darstellte, und ließen ihn durch. King bremste und deutete auf die nächstliegende Baracke. »Versteckt euch da drin. Ich komme euch später holen«, wies er seine Eltern an.
Zu seiner Erleichterung gehorchten sie und verschwanden mit ihren Waffen in dem Gebäude. Sie gingen damit um wie Menschen, die mit Schießeisen vertraut sind. Zum Töten ausgebildet … Er verdrängte den Gedanken daran, dass seine Mutter einen Mann angeschossen hatte, und reihte sich in die Verteidigungslinie ein.
»Wo ist mein Team?«, rief er Jeff Kafer zu, einem anderen Delta-Teamführer mit wirrem blonden Haarschopf und dichtem Schnurrbart. Er kannte ihn nicht besonders gut, doch Rook war mit Kafer befreundet. Beide hatten eine große Klappe und betätigten sich in der Bar gern als Stimmungskanone. Beide hatten mehrere Schwestern. Und beide liebten ihre Waffen, als wären sie ihre Kinder.
»Nicht auf dem Stützpunkt, King«, erwiderte Kafer. »Keine Ahnung, wo sie sind.«
»Hast du Fiona gesehen?«
Kafer deutete auf die Garage fünfzehn Meter hinter ihnen. »Aleman ist irgendwo da hinten. Scheint verletzt zu sein. Vielleicht weiß er mehr.«
»Da kommt es!«, schrie einer der Männer.
Kafer erhob die Stimme, so dass jeder ihn hören konnte. »Auf mein Signal!«
Die Soldaten legten auf den angreifenden Steinkoloss an und warteten.
King nicht. Er machte kehrt und rannte auf die Garage zu, wo er Aleman zusammengesunken dasitzen sah, hinter sich eine lange Blutspur am Garagentor, an dem er heruntergerutscht war. King war noch keine drei Meter weit gekommen, als Kafer brüllte: »Feuer!«
Das Donnern der abgefeuerten Granaten ließ die Luft zittern, dann folgten in rasend schneller Folge die Detonationen der Einschläge. King sah die gigantische Kreatur durch das Sperrfeuer pflügen. Der Asphalt unter ihr flog unter mehreren Explosionen in die Luft. Direkte Treffer sprengten Teile des Körpers ab. Ein paar Fehlschüsse verschrotteten geparkte Fahrzeuge. Doch trotz der überwältigenden Feuerkraft zeigte das Ding keinerlei Reaktion, schien es keinen Schmerz zu fühlen. Es polterte einfach weiter vorwärts. Als eines seiner Beine absprengte, lief es auf den restlichen dreien weiter.
Es war nicht aufzuhalten.
Die Männer in der Verteidigungslinie erkannten, dass sie sich nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten, und warfen schützend die Arme über den Kopf. King hob sein M 4 und feuerte im selben Moment, in dem das Biest die Linie erreichte.
Die Kugeln, die nicht mehr Wirkung gehabt hätten als ein paar Nadelstiche, fanden jedoch nicht einmal ihr Ziel. Ungehindert flogen sie durch eine dichte Staubwolke hindurch, die sich plötzlich über die Verteidigungskette legte. Der Gigant hatte sich einfach aufgelöst. Ob das Sperrfeuer der Grund dafür gewesen war oder etwas anderes, interessierte King nicht. Das Ding war erledigt – und Aleman verwundet.
Während er zu ihm eilte, hörte er überall auf dem Stützpunkt das Knattern des Gewehrfeuers ersterben. Die Schlacht war vorbei.
Aleman schlug die Augen auf. »King …«
»Was ist passiert?«
Aleman versuchte, sich aufzurichten, aber ein stechender Schmerz zwang ihn zurück. »Hab was am Kopf abbekommen. Splitter, glaube ich.«
»Wo sind die anderen?«
»Weg«, sagte Aleman.
»Ist Fiona bei ihnen?«
Aleman runzelte die Stirn, und King kannte die Antwort bereits, bevor der Kollege sagte: »Sie haben sie erwischt.«
King ballte die Fäuste. Fiona war fort. Seine Tochter war verschwunden.
Und in diesem Augenblick wurden all seine Ängste Realität – Jack Sigler würde nie und durfte nie ein Vater sein. Und sollte es ihm irgendwie gelingen, Fiona zu retten, musste er schleunigst ein besseres und sichereres Heim für sie finden.
King hob seinen Freund hoch und trug ihn in die Krankenbaracke, wo eine erste, provisorische Triage stattfand. Als er an seinem Vater vorbeikam, sah dieser in Kings Augen etwas aufblitzen, einen urtümlichen Zorn, der nach Rache schrie.
»Was wird jetzt?«, fragte Lynn ihren Mann, während er die Tür hinter King zumachte.
»Ich bin nicht sicher«, antwortete er und sah sie mit einem Blick an, der mehr sagte, als Worte es vermochten, »aber wer immer das hier getan hat …« Er schüttelte den Kopf. »Ich möchte nicht in seiner Haut stecken, wenn Jack ihn findet.«
Sie senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Meinst du nicht, dass das zu
Weitere Kostenlose Bücher