Code Delta
Radarschirm und vermeiden Sie Feindkontakt.« King blickte hoch zum Bildschirm, musterte die Mitglieder des Schachteams und sah dann die anderen Teamführer am Tisch an. »Denn so gut Sie alle auch sind, Sie hätten einfach keine Chance.« Er blickte wieder zum Bildschirm. »Geschätzte Ankunftszeit?«
»Wir sind im Endanflug«, sagte Knight. »Landung in drei Minuten.«
King schaltete den Flachbildschirm aus und sagte zu den Teamführern: »Ich will, dass Sie alle in vier Minuten an Bord des Vogels sind. Weisen Sie Ihre Männer während des Flugs ein. Alles klar?«
»Verstanden«, sagte Kafer und stand auf. »Eine letzte Frage.«
»Ja?«
»Wohin gehen Sie ?«
King rümpfte die Nase. »Im Moment« – er warf einen Blick zu Aleman, der die Achseln zuckte – »nirgendwohin«.
Die Männer gingen hinaus. Keasling folgte ihnen, um dafür zu sorgen, dass Kings Vier-Minuten-Zeitplan eingehalten wurde. King setzte sich Aleman gegenüber. Seine Miene war grimmig.
»Hast du gestern Nacht Fionas Insulinpumpe aufgefüllt?«
Aleman erbleichte. An dieses Problem hatte er noch gar nicht gedacht. »Ja. Ich habe die Pumpe diesmal an ihrer Hüfte angebracht.«
Das Insulin reichte für drei Tage. Danach konnte der Blutzuckerspiegel gefährlich ansteigen und zum Koma oder gar zum Tod führen. Doch im Moment war das Problem noch nicht akut. Was King viel mehr quälte, war die Tatsache, dass sich Fiona in der Gewalt eines Mannes befand, von dem er so gut wie gar nichts wusste.
Nach Alemans Beschreibung hatte King gleich vermutet, dass es sich um keinen anderen als Alexander Diotrephes handeln konnte. Wenigstens war Alexander unter anderem auch Arzt. Theoretisch sollte er in der Lage sein, Fiona mit Insulin zu versorgen. Verdammt, wahrscheinlich könnte er sie sogar heilen. Aber was wussten sie schon von ihm? Gut, er hatte das Team im Kampf gegen die Hydra unterstützt. Er hatte Fiona auf der Siletz Reservation das Leben gerettet, aber niemand kannte seine wahren Motive und Ziele. Womöglich steckte er selbst hinter den Angriffen? Solange King nicht mehr wusste, musste er davon ausgehen, dass Fionas Leben in Gefahr war. »Nehmen wir an, dass ihr Diabetes nicht behandelt wird.«
Aleman nickte. »Du glaubst wirklich, dass Fiona bei Herkules – Alexander – ist?«
»Ja. Klingt verrückt, ich weiß. Die Frage lautet: Warum hat er sie mitgenommen? Und was hat er mit diesen zum Leben erwachten Statuen zu tun?«
Aleman schüttelte den Kopf. Es gab so viele offene Fragen, dass er allmählich den Überblick verlor, dabei spürte er, dass die Antwort auf zumindest eine davon greifbar vor ihm lag.
Dann fiel es ihm siedend heiß ein. Lebende Statuen . »Oh mein Gott«, flüsterte er und setzte laut hinzu: »Ich weiß, was das für Kreaturen sind.«
King setzte sich ruckartig auf. »Und was?«
»Golems.«
18 Unbekannter Ort
»Stai bene, tesoro?«
Fiona schlug die Augen auf und blickte in das besorgte Gesicht einer Frau in mittleren Jahren mit dunklen, lockigen Haaren. Sie verstand kein Wort, aber sie erkannte die Sprache am Klang. »Ich spreche kein Italienisch.«
»Tut mir leid«, sagte die Frau. »Mittlerweile sollte ich mich daran gewöhnt haben, Neuankömmlinge auf Englisch zu begrüßen. Das sprechen die meisten von uns gut genug.«
Fiona versuchte, sich aufzusetzen, aber in ihrem Kopf drehte sich alles, so dass sie auf das mit weißen Laken bezogene Feldbett zurücksank. Die Frau half ihr, sich aufzusetzen. »Es ist das Betäubungsmittel. Du wirst dich noch ein paar Minuten schwindelig fühlen und etwa einen Tag lang schläfrig. Vielleicht auch länger, weil du so klein bist.«
»Betäubungsmittel?« Fiona sah an sich herab und entdeckte keine Verletzungen, aber das Bild verschwamm ihr vor den Augen. Sie hob den Kopf zur Decke, und der Raum begann, sich um sie zu drehen. Ihr wurde schlecht. Sie senkte den Blick und entdeckte braunen Felsboden. »Das ist kein Krankenhaus.« Sie musterte die Frau. »Und Sie sind keine Schwester, oder?«
Die Frau schüttelte den Kopf. »Ich bin Linguistin. Und nein, das ist kein Krankenhaus.« Sie streckte Fiona die Hand hin. »Elma Rossi.«
Fiona schüttelte ihr die Hand. »Fiona Lane.« Sie musterte Elma und fragte sich, ob sie ihr trauen konnte, kam zu dem Schluss, dass sie ohnehin keine Wahl hatte, und fragte: »Wo bin ich?«
»An welchem Ort der Welt … ich weiß es nicht. Es gibt keine Fenster. Keine Anhaltspunkte. Das Einzige, was wir wissen, ist, dass wir uns unter der Erde
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