Code Delta
›Met‹ übrig bleibt, Tod.« King hob den Blick zu Aleman, der auf seinen Laptop eintippte, während er zuhörte. »Weißt du eigentlich, wie bescheuert das klingt?«
»Du hast die wiedergeborene Hydra erlebt und die Neandertalerfrauen, die sich mit Rook paaren wollten. Solche Dinge sollten uns nicht mehr überraschen. Was wissen wir sonst noch?«
King lehnte sich zurück und dachte nach. Während ihres Studienjahrs waren sie neben vielen anderen Mythen aus allen Kulturen und Religionen der Welt unter anderem auch auf Golems zu sprechen gekommen. Er rief sich ins Gedächtnis, was er über Golems wusste, und Bilder begannen, die Lücken auszufüllen.
»Die bekannteste Geschichte über einen Golem dreht sich um einen Rabbi aus dem Prag des 16 . Jahrhunderts. Er benutzte einen Golem, um sein Getto vor antisemitischen Attacken zu schützen. Der Golem wurde gewalttätig. Tötete eine Menge Menschen. Nichtjuden. Und das Pogrom wurde gestoppt.«
»Sind sie intelligent?«, fragte Aleman.
»Nein«, antwortete King. »Sie sind nicht in der Lage, von sich aus zu handeln, sondern folgen lediglich den Instruktionen des Rabbis, der sie zum Leben erweckt. Sie können nicht sprechen. Ich vermute, sie müssen über ein gewisses Maß an Intelligenz verfügen, um Befehle zu verstehen und auszuführen, aber vielleicht handelt es sich dabei ja auch nur um die Gedanken und Gefühle ihres Schöpfers?«
Aleman hob langsam den Kopf.
»Was ist?«, fragte King.
»Ich bin beeindruckt, das ist alles. Ich glaube nicht, dass ich das vor einem Jahr schon von dir zu hören bekommen hätte.«
»Danke für die Blumen, aber ich muss vor allem wissen, auf wen ich schießen soll. Irgendwelche Ideen?«
Aleman zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Aber wenn wirklich jemand unbelebte Objekte zum Leben erweckt, dann hat er vielleicht einen Weg gefunden, eine Art von uralter Schöpfungskraft anzuzapfen. Gott. Aliens. Intelligente Capybaras aus einer anderen Dimension? Theoretisch ist alles möglich.«
King breitete die Hände aus. »Gut, na schön. Nennen wir sie einstweilen Golems, aber das bringt uns keinen Schritt weiter bei der Suche nach Fiona, und nur aus dem Grund bin ich noch hier. Erzähl mir noch mal, was genau passiert ist. Wie sie entführt wurde.«
Aleman schürzte die Lippen und starrte ins Leere. »Das Ding … der Golem … griff uns an. Dann tauchte plötzlich ein Mann auf, ganz in Schwarz gekleidet wie ein Mitglied der Sondereinsatzkräfte, den ich erst für dich hielt, bis er das Ding am Kopf packte und es zu Boden warf, eine gute Tonne Stein. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, aber er hatte eine tiefe, volltönende Stimme und sagte, du wüsstest schon, wer er ist.«
»Was ja auch stimmt. Aber er könnte überall sein.« King schüttelte frustriert den Kopf. »Sonst hat er nichts gesagt?«
»Doch … warte … irgendetwas über ein Versprechen.« Aleman blickte zur Decke, während er darauf wartete, dass die Erinnerung zurückehrte. »Ein gebrochenes Versprechen. Er sagte: ›Ich hoffe, er weiß es zu würdigen, dass ich mein Versprechen gebrochen habe.‹«
»Sein Versprechen gebrochen?«
»Hat er dir etwas versprochen?«
King schüttelte langsam den Kopf. »Nein.«
Aleman durchsuchte das Internet nach allem, was er über Herkules in Verbindung mit dem Stichwort »Versprechen« finden konnte. Null Treffer. »Weder in der Literatur noch online wird ein Versprechen erwähnt. Wenn er uns damit einen Hinweis geben wollte, ist es nichts allgemein Bekanntes.«
»Also etwas Persönliches«, sagte King. »Aber ich bin dem Mann nie begegnet.«
»Queen und Rook schon«, merkte Aleman an.
»Kannst du ihre Berichte durchsuchen?«
Die Teams fertigten detaillierte Berichte über ihre Missionen an, die nach bestem Wissen auch jedes Wort enthielten, das gesagt worden war. Es handelte sich um eine mühselige Prozedur, die oft zu einem halben Roman ausartete. Doch häufig entpuppte sich etwas, das erst wie ein nebensächliches Detail ausgesehen hatte, in der Zukunft als wichtig.
Alemans Antwort bestand darin, dass er zu tippen begann. Dreißig Sekunden später: »Bingo! Laut Queens Bericht sagte Herkules: ›Ich habe vor langer Zeit jemandem, den ich liebte, versprochen, dass ich mich nicht mehr in die Probleme der Welt einmischen würde.‹ Er sagte das im Zusammenhang damit, dass er sich nicht persönlich an der Hydra-Mission beteiligen wollte.«
»Aber jetzt mischt er sich ein.«
»Und bricht jenes Versprechen … aber wem hat
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