Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Code Delta

Code Delta

Titel: Code Delta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremy Robinson
Vom Netzwerk:
verschwamm.
    20 Unbekannter Ort
    Er saß sechzig Meter unter der Erdoberfläche in tiefer Dunkelheit, und doch konnte er sehen. Der große, runde Raum hatte einmal als eine Art Wohnzimmer gedient, vielleicht auch als Bad. In den letzten anderthalb Jahren war es sein Laboratorium gewesen, selbst wenn manche es eher als Folterkammer bezeichnet hätten. Als Testobjekte verwendete er Insekten und Tiere aus der Wüste oben, aber auch Menschen aus den umliegenden Dörfern und sogar die Erde selbst. Sie alle waren wie Ton in den Händen des Künstlers, doch seine Fertigkeiten bedurften noch der Verfeinerung, und seine Manipulationen brachten den Lebenden oft genug den Tod, während das Unbelebte zum Leben erwachte – zumindest zeitweise.
    Die Erweckten waren von unterschiedlicher Art. Die rasch belebten Steinsubjekte waren groß, stark und ungeschickt. Doch sie befolgten Befehle ohne Zögern oder Skrupel. Unglücklicherweise hielten sie nicht lange. Wenn er nicht innerhalb von fünfzehn Minuten die Worte wiederholte, die ihnen das Leben einhauchten, kehrten sie in ihren vorherigen Zustand zurück. Lehm hielt am längsten, ohne zusätzlicher Einhauchungen zu bedürfen, weshalb seine besten Kreationen daraus bestanden.
    Aber es gab noch viel zu tun. Sehr viel. Er verstand sich bereits vortrefflich auf die Manipulation des Unbelebten, doch Belebtes entzog sich ihm immer noch. Und darin lag der Schlüssel. Ein Computerexperte konnte einen Softwarecode nur umschreiben, wenn er die verwendete Programmiersprache kannte. Dann konnte man den Code hacken und verändern. Das galt auch für den menschlichen Verstand, den raffiniertesten organischen Computer der Welt. Er war nahe daran, die ursprüngliche, codierte Sprache zu entziffern. Sobald er sie beherrschte, konnte er den Code des menschlichen Gehirns verändern. Nur wenige Fragmente des nötigen Wissens fehlten ihm noch, und beinahe wären sie im Lauf der Zeit verlorengegangen.
    Irgendwann, in ferner Vergangenheit, hatte die menschliche Art eine einheitliche Sprache gesprochen. Doch plötzlich, als wäre sie aus den Gehirnen gelöscht worden, war sie verschwunden – wenn auch nicht vollständig. Fragmente überlebten versteckt in neuentstandenen Dialekten und wurden mündlich von Generation zu Generation weitergegeben. Ganz vereinzelt hatten die Menschen, die weise genug waren zu erkennen, dass ihr Wissen mit ihnen sterben würde, Teile davon in Stein geritzt. Diese verlorengegangenen Texte zu identifizieren war ein langwieriger Prozess gewesen. Aber wenn man erst einmal wusste, wonach man suchen musste, war es gar nicht so schwer, den Spuren der Urväter zu folgen. Es fehlten zwar noch die letzten dieser in Stein gehauenen Fragmente, doch auch ohne sie konnte er bereits ein paar der neuen Tricks ausprobieren.
    Er studierte seine Notizen ein letztes Mal. Was er versuchen würde, konnte verhängnisvolle Auswirkungen haben. Er durfte sich nicht die geringste Fehlintonierung leisten. Zu leicht geriet sonst sein eigenes Leben in Gefahr. Und obwohl er keinerlei Zweifel an seinem Überleben hegte, konnte selbst die kleinste Erschütterung seinen Feinden an der Oberfläche seinen Standort verraten.
    Er nippte an seiner Teetasse und bemerkte, dass es schon spät war. Die anderen würden sich gleich melden. Ein blauer Schein erhellte den Raum, als der Mann seinen Laptop einschaltete. Im Licht tauchten Labortische voller Käfige mit Nagetieren und Reptilien auf. Verschiedene Arten von Felsgestein, Sand, Ton und Kristall lagerten in Schalen. Daran schloss sich eine Reihe von Metallbarren an – ein Sammelsurium von Erdelementen.
    Einen Moment später zirpte der Laptop. Seth . Der Mann nahm das Gespräch an und blickte in ein Spiegelbild seines eigenen Gesichts. »Alles ist gutgegangen, Alpha«, sagte Seth. »Die lebenden Exemplare wurden ausgelöscht und alle Spuren der geschriebenen Sprache eliminiert. Keine Störungen diesmal.«
    Ein weiteres Zirpen kündigte einen zweiten Anrufer an. Enos . Alpha öffnete ein zusätzliches Fenster auf dem Bildschirm und stellte eine Netzwerkverbindung zwischen allen dreien her. »Und wie steht es in Australien?«
    »Keine Probleme«, erwiderte Enos. »Hast du schon etwas von Kenan gehört?«
    Seinetwegen waren sie alle nervös. Zwar hatten sie rund um die Welt bereits erfolgreiche Operationen durchgeführt, aber die Ansammlung von Spezialeinheiten in Fort Bragg war ein echter Test für ihre Schlagkraft gewesen.
    Alpha sah auf die Uhr und bemerkte, dass

Weitere Kostenlose Bücher