Code Delta
verließ und den Hangar betrat. Er hob den Zeigefinger, und der wartende Pilot nickte, während er den Jet zum Stillstand brachte und die Triebwerke ausschaltete. King ging zu seinen Eltern, die in metallenen Klappstühlen auf der anderen Seite des Hangars saßen. Seine Mutter wirkte besorgt und hielt sich die Ohren zu. Sein Vater dagegen schien sich sehr für den Jet zu interessieren.
Er deutete darauf und sagte zu King: »Weißt du, wenn es eine MiG wäre, könnte ich dich persönlich fliegen, wo immer du hinwillst.«
King musterte ihn mit fragendem Gesichtsausdruck. Seine Eltern waren ihm in vieler Hinsicht fremd geworden. Früher hätten ihm die Lachfältchen um die Augen seines Vaters verraten, ob er scherzte, aber jetzt kannte er sich nicht aus.
Peter winkte ab. »Bloß ein Witz, Jack.«
»Ja«, sagte King, war sich aber keineswegs sicher, ob es tatsächlich einer gewesen war. Schließlich waren seine Eltern ehemalige Spione. Seine Mutter hatte einen Menschen angeschossen. Dass einer von ihnen, wenn nicht gar beide, einen Jet fliegen konnte, würde ihn kaum noch überraschen.
Lynn legte eine Hand auf Kings Rücken und rubbelte ihn, wie sie es bei irgendwelchen langweiligen Veranstaltungen getan hatte, als er noch ein Kind war. »Mein Kleiner«, sagte sie, nahm sein Gesicht in beide Hände und zog es mit einem Blick auf den Jet zu sich herab. »Du scheinst ja eine wichtige Persönlichkeit geworden zu sein.«
King konnte sich ein leises Grinsen nicht verkneifen. Seine Eltern mochten ihre Geheimnisse haben – er hatte mindestens genauso viele. Sie wussten ebenso wenig von ihm wie er von ihnen. Schöne Familie.
Er drückte seine Mutter an sich. »Was ich tue … niemand wird je davon erfahren. Ich bin ein Niemand, Mom.«
»Du bist Vater«, stellte sie fest.
»Pflegevater«, berichtigte er, löste sich aus ihrer Umarmung und richtete sich auf. »Und kein besonders guter dazu.«
»Blödsinn«, sagte Peter. »Wird es gefährlich, da, wo du hingehst?«
»Ja«, sagte King und spürte, dass sein Vater keine Details wissen wollte.
»Du könntest getötet werden?«
»Ja, Dad.«
King sah die Sorge in den Augen seiner Mutter. Hoffentlich brach sie nicht in Tränen aus.
»Und du tust das für deine Tochter?«
King dachte über die Frage nach. Es war sein Job, für sein Land sein Leben zu riskieren. Aber diesmal war es anders. Diesmal war es persönlich. Für Fiona. »Ja.«
»Sohn, es gibt keine größere Liebe als die eines Vaters, der bereit ist, sein Leben für seine Kinder zu opfern.« Er nahm King bei den Schultern. »Verstehst du?«
Die Worte hallten in King nach. Er wusste, dass er kein guter Vater war. Wie sollte ein alleinstehender Mann aus dem elitärsten und geheimnisumwittertsten Delta-Team der Welt sich um ein dreizehnjähriges Mädchen kümmern können? Aber darum war es seinem Vater nicht gegangen. Sondern darum, dass er sein Leben für Fiona geben würde.
Seltsam, dass ein Mann, der die letzten zehn Jahre im Gefängnis verbracht hat, so weise Worte finden kann , dachte King, und dann traf es ihn wie ein Schlag. Peter war ins Gefängnis gegangen und hatte die Verachtung seines Sohnes ertragen, damit dieser eine normale Kindheit verleben konnte. Er hatte sein eigenes Leben aufgegeben, um King vor dem Schatten der Vergangenheit zu schützen. Der zähe alte Ex-Knastbruder und Ex-Spion hatte ihm gerade auf seine Art gesagt, dass er ihn liebte.
»Ich verstehe, Dad. Danke.« Er ging zum Jet und blickte mit einem Grinsen zurück. Seine Mutter hatte Tränen in den Augen, während er hinaufkletterte. Er winkte Aleman, der in der Tür von Decon stand, und rief: »Such ihnen eine Unterkunft.«
Aleman salutierte. King kletterte in den hinteren Sitz im Cockpit des Jets und schnallte sich an. Dann tippte er dem Piloten auf den Helm, und sie rollten aus dem Hangar auf die leere Startbahn.
Während der Jet sich entfernte, ging Aleman zu Kings Eltern. Peter sah auf Lynns tränennasses Gesicht hinab. »Alles okay?«
Sie nickte und sagte: »Mir gefällt das nicht.«
Peter drückte ihren Arm. »Er kommt schon klar.«
Aleman erreichte sie und fragte: »Was halten Sie vom Best Western?«
»Solange sie da ein kontinentales Frühstück servieren, bin ich dabei«, sagte Peter.
Die drei traten gemeinsam vor den Hangar und sahen zu, wie Kings F / A - 18 abhob und nach Osten davondonnerte. Ein lauter Knall rollte über sie hinweg, als der Jet die Schallmauer durchbrach und zu einem winzigen Punkt am Himmel
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