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Code Delta

Code Delta

Titel: Code Delta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremy Robinson
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Dunkelheit der Nacht hereinfallen. Mit der warmen Luft strömten die Gerüche der Stadt heran. Das Licht der Straßenlaternen am äußeren Rand des Geländes drang kaum bis zu den Ruinen. Der Mond versteckte sich hinter den Wolken, so dass Pierce’ Taschenlampe wie ein Suchscheinwerfer wirkte. Sie waren leicht zu entdecken, doch das schien Pierce nicht zu stören, denn er zog eine zweite Taschenlampe hervor, schaltete sie ein und reichte sie King. Dem gefiel es nicht, so auf dem Präsentierteller zu sitzen, aber was blieb ihm übrig? Die Zeit war wie üblich knapp, und eine Suche bei Tageslicht inmitten der Touristenscharen hätte noch mehr Aufsehen erregt.
    Erst als sie das Ruinenfeld betraten, wurde ihm klar, was für eine unmögliche Aufgabe er sich gestellt hatte. Das Forum Romanum umfasste mehrere Tempel, Basiliken und Atrien in etlichen Schichten übereinander. Am anderen Ende der Anlage lag das hell erleuchtete Kolosseum. Es schien ein geeigneter Platz für ein Versteck des Herkules und seiner Schemen zu sein, aber wie sollten sie mit nur zwei Mann den Einstieg finden? King seufzte. Er wusste nicht einmal, wo er anfangen sollte.
    Pierce klopfte ihm auf die Schulter. »Keine Angst. George ist bei dir. Hier lang. Ich habe eine Idee.«
    King folgte dem Archäologen über einen abfallenden Weg aus großen Steinplatten, zwischen deren Spalten Grasbüschel wuchsen – die Reste einer antiken Straße. Sie wurde zu beiden Seiten von niedrigen, schwarzen Metallzäunen gesäumt, die eher eine Warnung darstellten, die Ruinen zu betreten, als ein echtes Hindernis. Die Ruinen mochten bei Tag sehr eindrucksvoll wirken, in der Nacht empfand King sie eher wie eine unheimliche Unterwelt, in der die Kreaturen der Nacht hausten. Vielleicht lag er damit gar nicht so weit daneben. Die Haare standen ihm zu Berge, so exponiert fühlte er sich. Er wurde das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden. Es gab keinerlei Anhaltspunkt dafür. Nur seinen Instinkt.
    Einen Instinkt, auf den er sich normalerweise verlassen konnte.
    Er zog die Sig Sauer und zielte damit in dieselbe Richtung wie mit der Taschenlampe. Gegen regenerative Capybaras, Hydras, Neandertaler oder gigantische Felsmonster half das vielleicht nicht viel, aber selbst der kleinste Vorteil konnte lebensrettend sein.
    22 Washington, D. C.
    Präsident Duncan saß auf der Rückbank der ›Bestie‹, eines schwarzen Stretch-Cadillacs mit zwölfeinhalb Zentimeter dicker militärischer Panzerung, Notlaufreifen und schusssicherem Glas. Der Wagen konnte ihn vor fast jedem Feind schützen, vor einem jedoch nicht: der Presse.
    Seit dem Attentat auf ihn vor einem Jahr, das fast zu einer globalen Pandemie geführt hätte, kreisten die Reporter wie Geier über ihm. Und jetzt auch noch Fort Bragg. Das war kein terroristischer Angriff auf Zivilisten gewesen wie beim World Trade Center oder in der Siletz Reservation. Sondern eine Attacke auf ein Herzstück des Landes, seine elitärste militärische Einrichtung. Ein kriegerischer Akt. Schlimmer noch, ein erfolgreicher kriegerischer Akt.
    Zu den Pluspunkten seiner Präsidentschaft hatte es gehört, gegen Terrororganisationen in aller Welt vorzugehen, daher interpretierte die Presse den neuerlichen Angriff als Racheakt. Es sah so aus, als hätte er die Schlagkraft des Feindes sträflich unterschätzt. Beleg dafür war die Zahl der Todesopfer und Verletzten auf amerikanischer Seite, während der Feind ungeschoren davongekommen war.
    Duncan und die Soldaten in Fort Bragg wussten natürlich, dass der ›Feind‹ einfach zu Staub zerfallen war und deswegen gar keine Verluste verzeichnen konnte, doch das ließ sich schlecht im Fernsehen verkaufen. Die amerikanische Öffentlichkeit würde ihn schlicht für verrückt und unfähig erklären. Darum musste er etwas tun, was er hasste. Und in seiner Amtszeit erst ein einziges Mal getan hatte.
    Lügen.
    Die Attacke auf die Siletz Reservation war als terroristischer Anschlag dargestellt worden. Da niemand die Verantwortung übernahm und die Ermittlungen im Sande verlaufen waren, hatte das Land seinen Zorn hinuntergeschluckt. Aber er brodelte weiter und wartete nur auf ein geeignetes Ziel.
    Und jetzt also Fort Bragg. Wieder ein Angriff ohne Feind, auf den man mit dem Finger zeigen und den man seinen Zorn spüren lassen konnte. Leider gab es in solchen Fällen immer irgendjemanden, der diesen Zorn gegen den amtierenden Präsidenten zu lenken versuchen würde. Staatsoberhäupter wurden gerne für alle Probleme

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