Code Delta
und drei Granaten bewaffnet, würde Rook sich gerade so lange halten können, wie der Kanonier brauchte, um ihn mit dem Visier zu erfassen und den Abzug zu drücken.
Da es keine Versteckmöglichkeit gab, beschloss Rook, sich unsichtbar zu machen. Er sprang über den niedrigen Stacheldrahtzaun der Weide und rannte den Hügel hinauf. Während er durch den weichen, lehmigen Boden pflügte, zerriss eine zweite Explosion den Wald. Die Raketen, die eigentlich für Panzer bestimmt waren, mussten seinen Freund Jeff Kafer zerfetzt haben. Sein Zorn trieb Rook im selben Moment über die Hügelkuppe, als ein einzelner Hubschrauber über dem Wald aufstieg und in seine Richtung flog.
Rook bremste auf gemütliches Schritttempo ab und bewegte sich am Rand einer großen, unruhigen Rinderherde entlang. Er blickte über die Schulter. Der obsidianschwarze Helikopter näherte sich wie eine Verkörperung des Bösen. In seinen beiden Stummelflügeln führte er genügend Feuerkraft für einen kleinen Krieg mit. Rook zwang sich zu Gelassenheit; er hoffte, seine offensichtliche Furchtlosigkeit und die einheimische Kleidung würden den Kanonier zögern lassen. Als der Hubschrauber scharf abkippte und den Hügel umkreiste, wusste er, dass sein Plan funktionierte. Jedenfalls fürs Erste.
Doch dann wendete der Helikopter und kam zurück, flog direkt auf Rook zu. Er schwebte so tief, dass die Herde in Panik geriet und durchging. In ihrer Kopflosigkeit rannten die Rinder sich gegenseitig über den Haufen und veranstalteten ein fürchterliches Durcheinander, während ihr panisches Muhen im Tschopp-tschopp des Koaxialrotors des Hubschraubers unterging.
Rook sah, wie der Pilot und der Kanonier ihn musterten, und nutzte seinen Zorn über den Tod seines Teams, um den wütenden Besitzer der in Panik geratenen Rinderherde zu spielen. Mit krebsrotem Gesicht stieß er einen Schwall von russischen Verwünschungen hervor und gestikulierte heftig zu den durchgehenden Tieren hin. Als er damit keine Reaktion erzielte, wurde er dreist, hob einen kleinen Stein auf und schmiss ihn nach dem Helikopter. Er traf die Windschutzscheibe und brachte die Männer dahinter zum Lachen.
Die Maschine stieg höher, sauste dicht über seinen Kopf hinweg und kehrte zu den beiden anderen zurück, die immer noch über dem Wald kreisten. Rook blickte ihnen einen Moment lang nach, bevor er zwei Militärtransporter voller Soldaten die Straße entlangrumpeln sah und sich zu den Hofgebäuden zurückzog. Er hoffte, dort irgendeine Art von Fahrzeug zu finden, stieß stattdessen jedoch auf einen Mann, der aufgeregt in ein Handy sprach und gleichzeitig mit einer doppelläufige Schrotflinte auf ihn zielte.
Die Waffe ließ Rook erstarren. Er versuchte zu verstehen, was der Mann sagte, doch das zurückkehrende Geräusch der Rotorblätter übertönte seine Worte. Nicht nur einer, sondern alle drei Hubschrauber näherten sich. Bevor Rook einen klaren Gedanken fassen, etwas sagen oder sich auch nur bewegen konnte, ging der anschwellende Lärm der Kriegsmaschinen im Donner von zwei Schrotläufen unter.
35 El Calvario, Kolumbien
Tief in den Schatten verborgen, beobachteten Queen und ihr Team, wie vier weitere Fahrzeuge auf die steile Dorfstraße einbogen und auf sie zurollten. Nur fünf Meter von ihnen entfernt hielten sie an. Es waren schwarze SUV s aus den 1980 er Jahren, schlammbedeckt vom Offroadbetrieb im Dschungel – definitiv kein Militär. Zwanzig Männer stiegen aus, ausgerüstet mit einer Mixtur aus halbautomatischen und automatischen Waffen, die das kolumbianische Militär nicht verwendete. Die meisten trugen olivgrüne Kleidung, genau wie die fünfzehn Männer am oberen Ende der Straße, aber der Mischmasch von Uniformteilen roch nach Miliz. Die erbosten Mienen der Männer waren ein Hinweis darauf, dass das Militär hier nicht willkommen war.
Vermutlich handelte es sich um Drogenhändler, und falls die Soldaten nicht wussten, dass sie in der Nähe einen Stützpunkt unterhielten, würden sie es bald herausfinden. Dafür würde Queen schon sorgen.
Die Drogenhändler schienen nichts von der Anwesenheit der Deltas zu wissen, wohingegen das Militär offenkundig auf der Suche nach ihnen war. Vielleicht bereits mit Verstärkung im Anmarsch. Queen musste ein massives Ablenkungsmanöver veranstalten, damit sie die Straße überqueren und in den Dschungel entkommen konnten, wo ein UH - 100 S -Stealth-Blackhawk-Transporthubschrauber darauf wartete, sie schnellstens in Freundesland
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