Code Delta
Terroranschlag seit dem World Trade Center. »Es hieß, es hätte einen Überlebenden gegeben, aber seine Identität wurde nie genannt. Das warst du ?«
Als Fiona nickte, streckte Elma die Hand aus und berührte ihr Gesicht, als müsste sie sich vergewissern, dass es dieses kleine Mädchen tatsächlich gab. »Kein Wunder, dass du so zäh bist …« Sie stand auf. »Das ändert alles. Du musst dir keine Sorg…«
Die Kammer erzitterte. Die von der Decke hängenden Lampen schwangen hin und her.
Als das Stampfen gigantischer Füße laut wurde, schob Fiona sich dicht an die Wand zurück. Sie kannte das Geräusch. »Die wollen mich holen«, sagte sie.
Elma sah sie mit schreckgeweiteten Augen an. »Wer will dich holen?«
Fiona deutete zum hinteren Ende der Kammer, von wo die Geräusche herkamen. »Die wollen uns alle!«
Die Rückwand zerbarst. Dahinter kam ein Tunnel zum Vorschein. Ein seltsames Flüstern drang heraus. Die Trümmer der Wand teilten sich in zwei Schutthaufen. Als sie sich zu zwei kolossalen Steinkörpern formten, begann Elma zu schreien.
Alexander fuhr mit seiner Erklärung fort: »Womit wir wieder ganz am Anfang, beim ersten Bericht über die Erschaffung eines Golems wären: ›Da formte Gott, der Herr, den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen.‹
»Adam?« King versuchte gar nicht erst, seine Skepsis zu verbergen.
»Adam taucht in den antiken Schriften vieler Kulturen auf. Lassen Sie sich von dem ganzen jüdisch-christlichen Brimborium nicht irritieren. Neben der Bibel sagen auch andere Quellen, dass Gott sprach , und das Universum entstand. Licht, Erde, Wasser, Leben – alles entsprang aus seinen Worten . Und den Menschen schuf er aus Staub. Wir alle sind Golems, nur dass uns das eingehauchte Leben geblieben ist.«
»Wovon reden wir hier? Der Sprache Gottes?«
»Nennen Sie es, wie Sie wollen«, meinte Alexander. »Es ist jedenfalls die menschliche Protosprache, und richtig angewandt, kann sie erstaunliche und fürchterliche Dinge bewirken.«
»Ist das der Grund, warum Sie Ihr Versprechen« – King deutete auf den Durchgang, durch den sie eingetreten waren – »ihr gegenüber gebrochen haben?«
»Was die Menschheit sich selbst antut, interessiert mich nicht«, sagte Alexander unvermittelt schroff. »Ich bin, im Gegensatz zu einigen anderen« – er warf Pierce einen Seitenblick zu –, »ein Bewahrer der Geschichte.«
Die neue Wendung des Gesprächs ließ Pierce aufmerken, und er trat näher. »Nein, Sie löschen Geschichte aus.«
»Um sie zu bewahren, muss manches vergessen werden. Die Geschichte ist nicht Eigentum der Gegenwart. Sollte Ihr Grab in tausend Jahren exhumiert werden, würden Sie dann wollen, dass Ihr Körper seziert, ausgestellt oder Opfer von zig anderen Verbrechen gegen die Toten wird?«
King dachte daran, wie er sich am Grab seiner Mutter gefühlt hatte. Er konnte Alexanders Argumentation nachvollziehen. Das Leben war heilig, und das Gleiche galt für den Körper im Tod. Er verstand die Motive des Mannes. »Sie kannten viele von ihnen«, riet er.
Alexander senkte den Blick auf den spiegelglatten Boden. »Menschen, die ich gekannt habe, sind heute in Museen ausgestellt. Menschen, die es skandalös finden würden, wie mit ihrem Leichnam umgegangen wird.«
»Aber was ist mit dem, was wir aus der Vergangenheit lernen können?«
»Was immer der Mensch lernt, setzt er zur Zerstörung ein. Die Faszination für Rätsel und Geheimnisse ist lediglich eine Form der Gier nach Macht. Und die gegenwärtige Situation ist nicht viel anders. Die Protosprache wurde aus gutem Grund in viele Einzelteile zersplittert. Sie sollte der Kontrolle des heutigen Menschen entzogen bleiben. Was jetzt geschieht, ist eine Vergewaltigung der Geschichte, die so nicht stehenbleiben darf.«
»Darum geht es Ihnen also?«, fragte Pierce. »Darum sammeln Sie Leute auf dem ganzen Planeten ein? Um jemanden davon abzuhalten, diese antike Sprache zu erlernen?«
»Und um ihr Leben zu schützen«, sagte Alexander. »Sie sind die letzten Sprecher uralter Idiome. Ihr Wissen – ihr Leben – bedeutet mir etwas. Wer immer für die Morde an ihnen verantwortlich ist, entweiht alles, das zu schützen ich geschworen habe.«
»Sie wissen also nicht, wer dahintersteckt?«
»Nein«, erwiderte Alexander. »Und ich weiß auch nicht, wie diese Sprache funktioniert. Aber ich habe einen Mann ausfindig gemacht – einen genialen Physiker und
Weitere Kostenlose Bücher