Code Delta
ehemaligen Rabbi, der sich auch mit Genetik und Biologie befasst. Er könnte in der Lage sein …«
Pierce trat plötzlich näher. Er wirkte beunruhigt. »Fühlt ihr das auch?«
King tauchte aus seinen Gedanken auf. Er spürte so etwas wie ein leichtes Vibrieren, ein Kitzeln an den Füßen. Er war so in die Unterhaltung vertieft gewesen, dass er nichts davon bemerkt hatte. »Gibt es in der Nähe eine U-Bahn?«
Alexander schüttelte den Kopf und stand auf. »Dieser Bereich ist oberhalb und unterhalb der Erde geschützt.«
»Geschützt vor Bauvorhaben«, sagte Pierce. »Aber auch vor Angriffen?«
»Jeder Eingang wird mit Wärmesensoren und Bewegungsmeldern überwacht«, erwiderte Alexander. »Niemand kann herein, ohne dass ich es erfahre.«
»Und wenn jemand einen neuen Eingang geschaffen hat?«, fragte Pierce.
Besorgnis blitzte in Alexanders Miene auf.
»Fiona«, flüsterte King.
Alexander setzte sich ruckartig in Bewegung und rannte den Weg zurück, den sie gekommen waren. King hielt sich dicht hinter ihm, denn er wusste, dass der unsterbliche Mann die Menschen beschützen wollte, die zu verstecken er sich so bemüht hatte. Pierce folgte eine Sekunde später, weil er sich nur schwer von dem Raum mit seinen archäologischen Schätzen losreißen konnte.
Als sie das Labyrinth der Gänge erreichten, wurden die Vibrationen so stark, dass sie sich kaum noch auf den Füßen halten konnten. Als das Rütteln endlich nachließ und das Grollen von Felsen verstummte, drang ein neuer Laut durch die Tunnel – der schrille Schrei einer Frau.
37 Washington, D. C.
Präsident Duncan saß am Kopfende des Tisches in einem Konferenzraum des Weißen Hauses. Siebenundzwanzig Berater aus allen Bereichen, vom Schulsystem bis zum Raumfahrtprogramm, hatten sich versammelt – jeder Sektor des Landes spürte den Druck. Aber keiner mehr als die Wirtschaft.
»Die Leute gehen nicht mehr aus dem Haus«, meinte Claire Roberts. Sie gehörte zu den fünf Top-Wirtschaftsfachleuten. Ihr Spezialgebiet waren Auslandsinvestitionen und Kredite, und sie irrte sich selten. »Die Menschen sehen sich Filme lieber online an, als ins Kino zu gehen. Sie fahren weniger Auto. Kaufen weniger ein. Und wenn sie so weitermachen, verlieren sie irgendwann ihre Jobs.«
»Ach, kommen Sie«, widersprach ein rothaariger Mann. Larry Hussey, der volkswirtschaftliche Berater, war ein ewiger Optimist und grundsätzlich anderer Ansicht als Roberts. »Dafür steigen die Internetverkäufe. Und wie. Der Markt wird sich selbst bereinigen, sobald die Krise überstanden ist. Die Amerikaner konsumieren weiter, nur eben aus der Privatsphäre und Sicherheit ihrer eigenen Wohnung heraus.«
Roberts seufzte und sah Duncan an. »Er hat recht, was die Internetverkäufe angeht. Aber die Konjunktur hängt an einem seidenen Faden. Es geht um Folgendes: Wenn der Durchschnittsamerikaner ein Buch kaufen geht, gibt er nicht einfach acht Dollar für ein Taschenbuch aus. Er verfährt durchschnittlich für etwa drei bis fünf Dollar Benzin. Er trinkt einen Chai Latte oder einen Frappuccino. Der eine geht anschließend noch zum Essen, der andere ins Kino. Ein Buch online zu kaufen kostet weder Benzin, noch gibt es dabei die Gelegenheit, nebenbei Geld für andere Dinge auszugeben.«
»Das könnte das Überschuldungsproblem lösen«, brummte Hussey.
Roberts erhob die Stimme. »Der allergrößte Teil der Onlineeinkäufe wird per Kreditkarte abgewickelt.«
Hussey sank ein wenig in sich zusammen. Seine Körpersprache drückte eine Niederlage aus, die er nie offen eingestanden hätte.
»Bleibt die Frage nach dem ›Warum‹ und den möglichen Lösungen«, fuhr Roberts fort. »Das Warum ist einfach. In normalen Krisenzeiten, im Krieg beispielsweise, geben die Menschen weniger Geld für Unwichtiges aus. Filme, Bücher, Musik. Luxusartikel. Die Unterhaltungsindustrie muss Rückschläge einstecken. Die Leute haben Angst vor der Zukunft und horten instinktiv ihr Geld. Aber was wir hier erleben, ist etwas anderes. Die Menschen fürchten sich, aus dem Haus zu gehen. Sie meiden Menschenansammlungen, weil sie Angst vor Terroranschlägen haben. Wenn die bösen Buben in Fort Bragg zuschlagen können, was sollte sie daran hindern, ein Konzert, ein Fußballspiel oder ein vollbesetztes Kino aufs Korn zu nehmen? Sogar die Zahl der Kirchenbesuche ist zurückgegangen, und die steigt normalerweise während einer Krise.«
»Lösungsmöglichkeiten?«, fragte Duncan. Er hasste die Frage, denn er hatte seine
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