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Codename Azteke

Codename Azteke

Titel: Codename Azteke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Vidal
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Soldaten das Haus ihrer Tochter betraten.
    »Dann haben Sie ja nichts zu befürchten, nicht wahr, Mrs Florin?«, meinte der Offizier mit einem bösartigen Grinsen.
    »Was wollen Sie?«, fragte Lucía gefasst. Als Rechtsanwältin hatte sie häufig mit uniformierten Beamten zu tun, die von ihrer eigenen Wichtigkeit überzeugt waren.
    »Wo ist Ihr Mann?«, fragte er.
    »Das geht Sie nichts an«, erwiderte sie.
    Ortiz schlug Lucía heftig ins Gesicht, und ihre Mutter stieß einen Schrei aus. María Luz begann zu weinen.
    »Ihresgleichen«, zischte Ortiz Lucía an, »wird uns in Zukunft ein wenig mehr Respekt erweisen müssen! Und die Zukunft«, rief er laut, »beginnt jetzt!«
    »Mein Mann, Capitán … Ortiz«, erklärte Lucía langsam, aber bestimmt, während sich ihre rechte Gesichtshälfte rötete, »ist ein ausländischer Diplomat. Und selbst Ihren Vorgesetzten, wer auch immer das sein mag, sollte die Tragweite Ihres Handelns bewusst sein.«
    »Ihr Mann«, erwiderte Ortiz, »ist ein ausländischer Agitator mit einer Neigung zum Terrorismus. Er hat längst die Rechte und Privilegien verspielt, die einem wahren Diplomaten zukommen.«

    Er befahl den beiden Frauen, sich auf das Sofa zu setzen, und wandte sich an seine Männer.
    »Durchsucht das Haus«, wies er seine Männer an.
    Lucía tat der Kopf weh von dem Schlag. María Luz! Lieber Himmel, wie soll ich María Luz schützen?
    »Es ist am besten, wenn du nichts weißt« , hatte Jesús seiner Frau in einer kühlen Nacht am Pazifik in der Stille ihres Schlafzimmers erklärt. »Dann kannst du auch nichts sagen, wenn man dich fragt.«
    Lucía wusste, dass ihr Mann kein normaler Diplomat war. Er arbeitete in der politischen Abteilung der kubanischen Botschaft und verfügte über ein Netzwerk von Agenten, das sich über ganz Chile erstreckte, von der Atacama-Wüste bis zum Kap Hoorn.
    »Die CIA bekämpft man nicht mit schönen Worten« , hatte er ihr erklärt, als sie sich abfällig über seinen Hang zur politischen Unterwelt geäußert hatte.
    »Ich möchte mit Ihrem Vorgesetzten sprechen«, verlangte Lucía. »Bringen Sie mich augenblicklich zu ihm.«
    »Wenn nötig, werde ich das ganze Haus auseinandernehmen lassen«, ignorierte Ortiz ihre Forderung. »Ich werde die Wände einreißen und die Bodenbretter herausnehmen.«
    »Da ist doch nichts«, wandte Eva ein, die den Tränen nahe war.
    Die Männer begannen im ganzen Haus Schränke zu öffnen und Schubladen aufzuziehen und deren Inhalt achtlos auf den Boden zu werfen.
    »Ihr Name ist Lucía Irene Bamberg de Florin del Valle?«, begann Ortiz mit seiner aggressiven Befragung. Er wusste, dass sie am Ende alle zusammenbrachen.

    »Ich bevorzuge Lucía Florin.«
    »Ihre Vorlieben interessieren mich nicht. Sind Sie Mitglied der kommunistischen Partei?«
    »Ja, das bin ich.«
    »Sind Sie ein Mitglied von Komintern?«
    »Ja, und das wissen Sie genau!«
    »Verkehren Sie mit den Subversiven Gladys Marin, Pablo Neruda und Victor Jara?«
    »Ha!«, stieß Lucía halb lachend, halb verzweifelt hervor. »Ich bin stolz darauf, die Abgeordnete Marin, Botschafter Neruda und Maestro Jara zu kennen.«
    Lucía hörte die lauten Geräusche, mit denen das Haus auseinandergenommen wurde. Holzpaneele wurden abgerissen und Bodenbretter hochgestemmt, wie Ortiz gedroht hatte. Alle Papiere, die man fand, wurden ins Wohnzimmer gebracht und auf den Couchtisch in der Mitte gelegt: Gerichtsakten, Pässe, Urkunden, Haushaltsrechnungen, doch nichts, was Ortiz im Moment interessierte.
    Ein paar Minuten lang studierte er die Einträge in einem Adressbuch, warf es jedoch bald wieder auf den Stapel.
    Einer der Soldaten kam ins Wohnzimmer und zeigte Ortiz Florins Satellitentelefon.
    »Was ist das?«, wollte Ortiz wissen.
    »Ein Telefon. Was denn sonst!«
    Ortiz betrachtete das ungewöhnliche Gerät. Auf einer großen Batterie lag ein Hörer. Eine ausziehbare Antenne konnte auf den Himmel ausgerichtet werden. Er zog sie heraus und schaltete das Gerät ein. Sie erschraken alle, als das Telefon klingelte. Ortiz nahm den Hörer ab und hielt ihn ans Ohr.

    »Lucía? Kannst du mich hören?«, erklang Florins Stimme von weit her.
    Ortiz sagte nichts.
    »Lucía, meine Liebe, kannst du mich nicht hören?«
    Ortiz reichte ihr den Hörer und behielt das Akkugerät in der Hand.
    »Jesús, hallo?«
    »Lucía? Geht es dir gut?«
    »Das Militär ist hier, Jesús, und reißt das ganze Haus ein!«
    Ortiz versuchte, ihr den Hörer wegzunehmen, doch sie duckte sich.
    »Ihre

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