Codename Azteke
Speichellecker ignorieren ganz offen deinen Diplomatenstatus …«, rief sie noch, dann schaltete Ortiz das Telefon aus.
»Sie sind verhaftet!«, brüllte er. »Alle beide!«, ergänzte er, als Lucía etwas zu ihrer Mutter sagen wollte.
Er wandte sich an einen seiner Männer und befahl ihm, die Frauen zu bewachen, dann ging er hinaus zu seinem Jeep, um einen Funkspruch abzusetzen.
Zwanzig Minuten später hörte man das dumpfe Wummern eines Hubschraubers in der Ferne, das sich schnell näherte. Der ganze Bungalow erbebte, als der Armeehubschrauber über dem Dach schwebte und dann im Garten zwischen dem Haus und der Klippe landete.
Die beiden Piloten blieben an Bord, als sie hinausgingen. Ortiz und der Korporal hatten die beiden Frauen fest am Arm gepackt. Mit dem freien Arm hielt Lucía María Luz fest an sich gedrückt. Durch die Plexiglaskuppel des Helikopters konnte sie die grünen Helme und dunklen Sonnenbrillen der Besatzung erkennen und fand, dass sie dadurch noch bedrohlicher wirkten.
Sie musste Ruhe bewahren, dachte sie sich. Dieser Mann war ein rangniederer Offizier, sie würde ihr verfassungsmäßiges Recht einfordern – Kriegsgesetze oder Ausnahmezustand hin oder her – und auf Jesús’ Reaktion warten. Sie war sich sicher, dass er bereits mit den kubanischen und mexikanischen Botschaften Kontakt aufgenommen hatte.
Ortiz stieß die beiden Frauen zu einer nach hinten ausgerichteten Bank. Einer seiner Männer setzte sich ihnen gegenüber, während der Korporal neben Ortiz an der offenen rechten Tür stehen blieb. Der vierte Mann hatte den Befehl erhalten, zurückzubleiben und das Haus zu bewachen.
Das Vibrieren verstärkte sich gleichzeitig mit dem Motorenlärm, als sie aus Florins Garten abhoben und über die Klippen hinweg hinaus aufs Meer flogen.
»Wohin bringen Sie uns?«, wollte Lucía wissen, als sie an Höhe gewannen und sich von der Küste entfernten. Die Männer antworteten nicht. Einen Augenblick später setzte sich Ortiz ihr gegenüber.
»Was ist mit Ihrer eigenen Organisation?«, fragte er sie. Da er nicht schrie, musste sie sich anstrengen, ihn über den Lärm des Hubschraubers zu verstehen.
»Was soll damit sein?« Lucía spürte Panik in sich aufsteigen und hoffte, dass er es nicht merkte. Dieser Mann war jünger als sie selbst. Ein Offizier in der Armee ihres Landes.
In der Kabine wurde es kälter, da durch die offene rechte Tür heftiger Wind hereinblies. Instinktiv drückte sie María Luz dichter an sich, um sie warm zu halten.
»Was können Sie mir darüber sagen?«, fragte Ortiz.
»Können Sie die Tür zumachen?«, verlangte sie. »Meiner Tochter wird kalt.«
»Haben Sie mich nicht gehört?« Ortiz hob die Stimme.
»Ich werde gar nichts sagen, bevor wir nicht angekommen sind«, erklärte Lucía und hoffte, dass sie entschlossen genug klang.
»Wer sagt, dass wir irgendwohin fliegen?«
Lucía erkannte, dass ihr Gesicht das Entsetzen widerspiegeln musste, das ihr diese Worte einflößten, denn langsam begann sein Gesichtsausdruck statt Wut ein sadistisches Grinsen zu zeigen. Sie versuchte, tief durchzuatmen, um nicht in Panik zu geraten.
»Nehmen Sie das Kind, Korporal«, befahl er immer noch grinsend.
»Nein!« Lucía und Eva schrien fast gleichzeitig auf. Lucía packte María Luz fester und hielt das verängstigte Kind mit beiden Armen, das sein Gesicht an der Brust der Mutter verborgen hatte. Mit einem kurzen Ruck schwenkte der Hubschrauber auf seine feste Flughöhe ein und flog durch ein paar vereinzelte Wolken.
»Bitte geben Sie mir das Kind«, sagte der Korporal und streckte die Hände danach aus.
Eva Bamberg sah Ortiz entsetzt an und begann zu weinen. »Lassen Sie das Baby in Ruhe!«, bat sie schluchzend.
Ortiz sah sie an, als bemerke er sie zum ersten Mal. Dann stand er auf, neigte sich langsam, aber bedächtig zu Lucías Mutter, griff sie an den Haaren und zog sie hoch.
Eva schrie vor Schmerz auf, und Lucía kreischte entsetzt genauso laut wie die verängstigte María Luz. Doch Ortiz packte Eva unbeirrt mit der linken Hand im Genick, hielt sich am Griff über der Tür fest und versetzte Eva Bamberg mit seinem ganzen Körpergewicht einen Stoß, der sie durch die offene Tür ins Meer stürzen ließ.
»Du!«, brüllte er die erstarrte Lucía an. »Du wirst mir jetzt alles sagen, was ich wissen will, sonst ist der kleine Bastard da der nächste, der durch die verdammte Tür fliegt!«
Lucía wurde von blankem Entsetzen überwältigt, und unfähig, ihre
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