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Codename Azteke

Codename Azteke

Titel: Codename Azteke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Vidal
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zu lassen. Als man die Geräte gefunden hatte, war der Teufel los gewesen, aber Sierra hatte genug Schläue bewiesen, aus seiner reichhaltigen privaten Sammlung
ähnlicher Technik nur amerikanische Produkte zu wählen, wie sie von der CIA eingesetzt und somit häufig von der kubanischen Gegenspionage bei ihren eigenen ausländischen Gesandtschaften gefunden wurden.
    Wie vorherzusehen war, waren die USA das Ziel ausdrücklicher und gut dokumentierter Vorwürfe vor den Vereinten Nationen geworden.
    Aber Sierra war über Raúl Castros giftige Reaktion erschrocken – die sich zum Glück gegen die Amerikaner richtete. Es wurde klar, dass Castro eine Verletzung von Florins Privatsphäre als persönlichen Angriff betrachtete, und Sierra hielt es für klug, in diesem Fall alle Beweise seiner unautorisierten Schnüffelei verschwinden zu lassen.
    Doch vernichtet oder nicht, er hatte sie nicht vergessen, besonders nicht eine scheinbar scherzhafte Unterhaltung zwischen Florin und seinem früheren Mentor, Mercer, im Jahre 1994. Damals hatte Sierra die Bedeutung nicht ganz verstanden, obwohl ihm das Thema durchaus nicht unbekannt gewesen war.
     
    »General Florin.« Schwester Miriam konnte die Freude in ihrer Stimme nicht verbergen. »Sie haben Besuch!«
    Florin war draußen im Garten und versuchte trotz des Septemberwindes, den Grill anzuzünden.
    Sie war erst seit zwei Monaten bei ihm, doch ihre anfängliche Scheu – ja sogar Furcht – war verschwunden. Sie schien wirklich gern für den Azteken zu arbeiten.
    Im Juli war sie von seiner Ordonnanz, Corporal Truenos, in Florins Wohnzimmer geleitet worden.
    »Und wer sind Sie?«, hatte er, vielleicht barscher als notwendig, gefragt.

    »Miriam Mercado«, hatte sie unterwürfig mit weicher Stimme geantwortet.
    »Und wer sagt, dass ich eine Krankenschwester brauche?«
    »Ich …« Sie zögerte. »Don Raúl schickt mich. Er sagte …«
    »Sehe ich aus, als bräuchte ich eine Krankenschwester, Miriam?« Florin baute sich vor ihr auf und stemmte die Hände in die Hüften.
    »Ich weiß nicht. Don Raúl hat gesagt …«
    »Und woher kennen Sie den zweiten Sekretär?«, unterbrach sie Florin.
    »Wir sind verwandt«, erklärte sie. »Die Cousine meiner Mutter …«
    »Ich verstehe«, sagte Florin abwehrend. »Und Sie sind also eine richtige Krankenschwester?«
    Sie schien Anfang zwanzig zu sein. Über hellbraunen Hosen trug sie eine gepunktete Bluse und hielt einen offiziell anmutenden Umschlag in der rechten Hand. Ihre Befehle, vermutete Florin. Sie trug die Haare kurz und hatte wenig Make-up aufgetragen. Ein wirklich hübsches Mädchen, stellte Florin fest. Was hatte sich Raúl Castro nur dabei gedacht?
    »Ja. Und ich bin auch gelernte Physiotherapeutin. Don Raúl sagte, Ihr Rücken …«
    »Ah!« Florin erinnerte sich an das Gespräch, bei dem er sich einmal über ständige Rückenschmerzen beklagt hatte, als er mit dem Kommandanten der bewaffneten Streitkräfte einen Drink genommen hatte.
    »Jetzt verstehe ich.« Er griff nach dem Umschlag.
    Sie war eine Guantanamera aus Baracoa am Südostzipfel von Kuba. Soeben hatte sie mit dreiundzwanzig Jahren ihren Abschluss an der Schwesternschule von Havanna
gemacht. Ihre Referenzen enthielten unter anderem ein kurzes Anschreiben an Florin, in dem sie »Meine Nichte« genannt wurde.
    Jetzt stand sie in ihrer ordentlichen Schwesternkleidung auf der Veranda zu Florins Bungalow und strahlte ein Maß an Selbstbewusstsein aus, das Florin bei einem so jungen Menschen nur bewundern konnte.
    »Ein Besucher, ja? Ich wette, ich weiß, wer das ist!«, erwiderte er fröhlich und mit erhobener Stimme, damit man ihn drinnen hören konnte.
    »Du weißt, wer das ist, was, Cabrón ?«, tönte eine Stimme aus dem Halbschatten des Wohnzimmers.
    Mercer trat durch die offenen Verandatüren in den Garten, und die beiden Männer umarmten sich. Der Spanier wirkte müde, ja sogar abgehärmt. Seit sie sich das letzte Mal getroffen hatten, war er sichtlich gealtert.
    »Lass mich dich ansehen, Pendejo «, scherzte er, hielt Florin auf Armeslänge von sich und betrachtete den verblichenen olivgrünen Arbeitsanzug. »Du siehst gut aus!«, stellte er fest.
    »Und du siehst beschissen aus!«, entgegnete Florin, nur halb im Scherz.
    Mercer blickte sich auf der Veranda um und setzte sich auf einen der neuen Rohrstühle. »So fühle ich mich auch, Jesús«, gab er zu. »Ich bin in letzter Zeit nicht mehr ganz auf der Höhe. Ich bin schließlich sechsundachtzig.«
    »Du siehst

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