Codename Azteke
erschien. Er nahm die drei Ausweise an sich und studierte sie eingehend.
»Sie sind Brite, Mr Hadley«, bemerkte er und streckte fordernd die Hand aus, als Jack nickte. »Ihren Pass bitte.«
Er legte die drei Plastikausweise in Jacks Pass und steckte ihn in seine Tasche.
»Ich bin Inspektor Rueda«, erklärte er langsam und deutlich, als ob er mit einem Kind oder geistig Zurückgebliebenen
spräche. »Und das ist eine ernste Angelegenheit, verstehen Sie das?«
Selbst in ihrem betäubten Zustand war das allen drei so klar, dass sie nickten.
»Hier geht es nicht nur um Ruhestörung«, fuhr Rueda fort. »Ich werde das der Guardia Civil melden müssen.«
Der Inspektor gab dem älteren Polizisten eine Kamera und befahl ihm, die Beweise zu fotografieren und dann einzutüten, damit er sie auf die Wache mitnehmen konnte.
»Für heute Nacht haben Sie in diesem Viertel für genügend Unruhe gesorgt«, erklärte Rueda geduldig. »Jetzt werden Sie genau das tun, was ich sage.«
Er erklärte ihnen, dass er nun mit ihren Ausweisen und den Beweisen gehen würde und dass sie in der Wohnung bleiben und niemanden hereinlassen sollten. Vor der Tür würde ein Polizist Wache halten. Morgens um neun Uhr sollten Sie sich im Polizeihauptrevier von Salamanca melden, wo die entsprechenden Vorwürfe gegen sie erhoben werden würden.
»Noch Fragen?«
»Scheiße«, brachte Jack als Erstes heraus, als die Polizei weg war.
»Es tut mir leid.« Rosa schien angemessen zerknirscht.
»Wir haben alle Schuld daran, Rosa«, meinte Mercedes und nahm ihre Hand. »Mach dir deswegen keine Vorwürfe.«
»Scheiße«, wiederholte Jack, als ihm die Universität einfiel.
Mercedes stand auf und ging ins Schlafzimmer, aus dem sie ein Kissen und eine Decke holte und auf das Sofa legte. Rosa bedankte sich.
»Morgen früh wird es uns allen besser gehen«, sagte
Mercedes. »Wir sollten versuchen, etwas zu schlafen. Es sind sowieso nur noch vier Stunden.«
Sie küsste Rosa auf die Wange, nahm Jack an der Hand und führte ihn zum Bett.
Am nächsten Morgen brachte man sie ins Polizeihauptrevier am Jesuitenpark. Unterwegs schlug Mercedes vor, dass sie einen Anwalt anrufen sollten.
» Bitte lasst mich das machen«, sagte Rosa. »Ich habe gute Verbindungen in Madrid.«
»Wir sollten uns zuerst anhören, was Rueda zu sagen hat«, meinte Hadley.
In dem großen Gebäude in der Jardines-Straße wurden sie in den zweiten Stock geführt, wo sie bis halb elf in einem Warteraum saßen. Als sie schließlich in Ruedas Büro geführt wurden, war der Inspektor alles andere als freundlich.
»Tut mir leid, dass ich zu spät bin, aber ich bin erst heute Morgen um fünf ins Bett gekommen«, meinte er sarkastisch.
Sie saßen vor Ruedas Schreibtisch. Durch die hohen Fenster strömte Sonnenlicht herein und brachte den Duft der Akazien von der Straße mit sich. Rosa und Mercedes trugen dunkle Sonnenbrillen. Jack blinzelte und wünschte sich, er hätte daran gedacht.
Der Inspektor las zwei getippte Dokumente auf seinem Schreibtisch. Das erste schien drei oder vier Seiten lang zu sein.
»Wenn es nach mir ginge«, sagte er barsch, »würde ich Sie alle drei hinter Gitter stecken. Das hier ist eine Universitätsstadt. Wir erwarten, dass sich Studenten wie Studenten benehmen, und können mit dem einen oder anderen Fall von Haschisch- oder Marihuana-Konsum leben.« Er schlug
mit der Faust auf den Tisch. »Es ist auch eine Touristenstadt! Wir rechnen damit, dass der eine oder andere Ausländer, der sich unbedingt betrinken muss, ein wenig laut wird… Aber Sie!« Er deutete mit dem Finger auf Hadley. » Sie sind Professor an unserer großartigen Universität. Sie sollten sich schämen!«
»Es tut mir leid …« Jack begann sich zu entschuldigen, aber Rueda hatte sich bereits an Mercedes gewandt.
»Und was, glauben Sie, wird Ihr Vater dazu sagen, Miss Vilanova?«
»Ich bin dreißig, Inspektor«, erklärte sie trotzig zu Hadleys Bestürzung.
Rueda ignorierte Mercedes’ patzige Antwort. »Und was Sie angeht, Mrs Uribe …«
Mrs? Jack und Mercedes sahen sich an.
»Was sagt denn Ihr Mann dazu? Kennt er Ihre schmutzigen kleinen Gewohnheiten?«
Rosa zuckte kaum merklich mit den Schultern, sagte aber nichts.
Rueda stand auf, schlug mit der Hand erneut auf den Tisch und rief lauter: »Aber unglücklicherweise geht es nicht nach mir! Und wie man mir sagt, geht es nicht einmal nach der Guardia Civil!«
Er setzte sich wieder und holte tief Luft.
»Es scheint«, fuhr er
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