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Codename Azteke

Codename Azteke

Titel: Codename Azteke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Vidal
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fort, »dass zumindest einer von Ihnen« – er hielt inne, um sie der Reihe nach anzusehen – «Freunde an höchster Stelle hat. Also was soll ein einfacher Polizeiinspektor da machen?«
    Er nahm das zweite Dokument und las es erneut durch, als ob er sicher sein wollte, dass er sich die ersten Male nicht verlesen hatte.

    »Ich werde alle Papiere, die diesen Fall betreffen, in eine Tüte stecken. Und dann werde ich einen Wagen mit Chauffeur besorgen, um Sie drei nach Madrid zu schaffen!«
    »Wann?«, wollte Mercedes wissen, die ihre Geistesgegenwart behalten hatte.
    »Sofort!«, donnerte Rueda mit einem letzten Hieb auf den Tisch. »Jetzt sofort, in genau dieser verfluchten Sekunde!«
     
    Als die Sonne ihren winterlichen Höchststand erreicht hatte, fuhren sie in einem Zivilfahrzeug los. Hadley saß vorne neben dem Fahrer, die beiden Frauen hinten. Schweigend fuhren sie Richtung Avila. Vor sich konnten sie die Sierra sehen, die sie auf ihrer Fahrt in die Hauptstadt durchqueren mussten.
    »Wohin fahren wir?«, fragte Mercedes den Fahrer, doch der tat so, als hätte er sie nicht gehört.
    Jack dachte über die Auswirkungen ihrer prekären Lage nach. Eine Verhaftung wegen Drogenbesitzes konnte dazu führen, dass sie beide ohne weiteres von der Universität verwiesen wurden. Beziehungen zwischen Studenten und Fakultätsmitgliedern wurden nicht gerade geschätzt, aber da Mercedes eine Aufbaustudentin war und sie und Jack allen äußeren Umständen nach tatsächlich ein »Paar« geworden waren, war ihr Verhältnis gerade so akzeptabel und bislang noch nicht angesprochen worden. Doch mit einer Anklage wegen Drogenbesitzes, Ruhestörung und was auch immer sich die Behörden noch ausdenken mochten, malte sich Hadley seine Zukunft nicht sonderlich rosig aus.
    Das Timing hätte nicht schlechter sein können. Wenn er kurzfristig seinen Job verlor – und somit auch keine Möglichkeit hatte, eine andere Stelle in Spanien zu finden –,
würde seine finanzielle Lage schwierig werden. Er hätte keine Unterkunft mehr, und seine bevorstehende Reise nach Kuba wäre in Gefahr. Er fühlte sich miserabel.
    Doch irgendetwas nagte in seinem Hinterkopf, etwas, auf das er im Moment nicht den Finger legen konnte, das aber die Alarmglocken in seinem Kopf schrillen ließ.
    Die Nachwirkungen des Alkohols von letzter Nacht in Kombination mit dem Schlafmangel machten die Sache keineswegs besser.
    »Bitte«, wiederholte Mercedes, »können Sie uns sagen, wohin wir fahren?«
    »Tut mir leid.« Der Fahrer klang ehrlich betrübt. »Das darf ich nicht.«
    »Bist du wirklich verheiratet?«, wandte sich Mercedes an Rosa.
    Rosa sah sie an und nickte kurz. Mercedes schüttelte den Kopf, als frage sie sich, was wohl als Nächstes kommen würde, und entdeckte ein kleines Lächeln auf Rosas Lippen. Hadley schien den Fragen seiner Freundin wenig Aufmerksamkeit zu schenken.
    »Und wer hat jetzt die Freunde in den höchsten Kreisen?«, wollte Mercedes wissen.
    »Dein Vater?«, vermutete Hadley, ohne den Kopf zu drehen.
    » Collons !«, rief Mercedes. Selbst zu Hause sprach sie nur kastilisch, aber wenn ein Fluch angebracht schien, wechselte sie in den bodenständigen valencianischen Dialekt.
    Sie überlegte kurz und meinte dann: »Nein. Woher sollte er auch davon wissen? Es ist ja erst ein paar Stunden her.« Sie musste nicht erklären, was es war.
    Da waren sie wieder, die Alarmglocken, aber immer noch wusste Hadley nicht, was sie bedeuteten.

    »Er ist ein einflussreicher Mann«, beharrte er. »Vielleicht hat es ihm jemand gesagt.«
    »Er ist nur ein Geschäftsmann, Jack«, protestierte Mercedes. »Er kann die Guardia nicht dazu bringen, die Augen zuzudrücken.« Dann wandte sie sich an Rosa. »Was macht denn dein Mann?«
    »Er ist Zahnarzt, Mercedes«, erwiderte Rosa. »Keine Chance.«
    Während der nächsten halben Stunde schwiegen sie weitgehend. Als sie an einem Wegweiser vorbeikamen, deutete Jack auf die Entfernung nach Madrid hin, und Mercedes sagte, dass sie Hunger habe, aber keine dieser Bemerkungen rief Antworten oder Mitgefühl hervor.
    Die beiden Frauen schliefen eine Weile, und Jack dachte weiter über die möglichen Konsequenzen dieses Schlamassels nach. Bald überquerten sie den Guadarrama-Pass und fuhren auf die Stadt zu.
    »Trotzdem ein schöner Abend«, brach Mercedes schließlich das Schweigen und verriet somit, woran sie gedacht hatte.
    Rosa gab ein Schnauben von sich, das Hadley dazu veranlasste, sich zu den beiden Frauen umzudrehen und

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