Codename Azteke
zu lassen?«
Das hieß nichts anderes, als dass Pinto zwei Möglichkeiten hatte: Er konnte den Putsch unterstützen und Potro in die Tasche stecken oder Potro an Penang verkaufen und den Präsidenten unterstützen. Wenn er das Richtige tat, würde man ihm leise auf die Schulter klopfen, während der Minister die Lorbeeren einstrich. Wenn er es falsch anpackte, bekäme er das übliche »Ich habe Sie ja gewarnt« zu hören und dürfte vorzeitig in Rente gehen.
»Ich hoffe, es geht Ihnen beiden gut?«, begrüßte er sie. So, wie er das Pronomen betonte, konnte man annehmen, dass
es anderen – wahrscheinlich vor allem ihm selbst – nicht gut ging.
»Nicht wirklich«, entgegnete Hadley. »Aber dazu kommen wir noch.«
Es klopfte an der Tür in Afrika. Die Frau, die eintrat, wurde ihnen als Irma Diaz von der Forschungsabteilung vorgestellt. Pinto lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die Dinge auf dem Tisch.
»Irma hat sich mit den Frachtpapieren von 1936 beschäftigt«, informierte Pinto Hadley. »Vielleicht erzählen Sie uns erst einmal, wie Sie an diese Dinge gekommen sind?«
Während sich Irma mit dem Geldsack und den Resten der Verpackungen der Bank von Spanien beschäftigte, erzählte Hadley alles, von ihrer Ankunft in Montenegro bis zu ihrem Treffen mit Klejevic und dem Ausflug in die Schlucht am nächsten Tag.
»Haben Sie Fotos gemacht?«, unterbrach ihn Pinto.
Mercedes erklärte, dass sie alle noch auf ihrer Kamera waren, doch Pintos Vorschlag, dass der CNI die Kamera behielt, führte zu Diskussionen.
»Da sind auch meine Privatfotos drauf!«
Schließlich ging Diaz mit der Kamera hinaus, um die Bilder aus Montenegro zu kopieren. Während sie weg war, erzählte Hadley den Rest der Ereignisse des gestrigen Tages, die in der Erschießung des Mexikaners gegipfelt hatten. Mit dieser Entwicklung hatte man nicht gerechnet, und auf Pintos Gesicht zeigte sich schlecht verhohlenes Erschrecken ab.
»Was meinen Sie, Irma?«, fragte Pinto und wies auf die Dinge auf dem Tisch.
»Sieht ziemlich echt aus«, erwiderte sie. »Aber wir brauchen etwas mehr Zeit, um sicher zu sein.«
Pinto nickte, und Diaz nahm die restlichen Sachen sowie die letzte Lieferung der Notizen des Azteken, um sie zu kopieren, bevor sie sich entschuldigte.
»Ich glaube, Sie wollten mir noch etwas sagen«, forderte Pinto Hadley auf.
»Ja, tatsächlich. Wir wollten etwas sagen«, fügte er mit einem Blick auf Mercedes hinzu. »Kurz gesagt, wir haben genug.«
Pinto runzelte fragend die Stirn. »So einfach ist das nicht«, erklärte er nach einer kurzen Pause. Falls er sie gemacht hatte, damit sich Hadley näher erklärte, hatte es nicht funktioniert. »Wir müssen hier einen Job zu Ende bringen.«
»Es tut mir leid, Capitán Pinto, aber wir werden hart bleiben: Sie haben vielleicht noch einen Job zu erledigen, aber wir nicht. Wir werden nicht unser Leben für Ihre Mantel- und Degenspiele riskieren. Wir bereuen es sogar, überhaupt mitgemacht zu haben. Aber das können wir jetzt nicht mehr ändern.«
»Soweit ich weiß, hatten Sie damals kaum eine andere Wahl«, meinte Pinto sarkastisch.
»Im Gegenteil«, entgegnete Hadley, »soweit ich weiß, habe ich damals vorgeschlagen, einen Anwalt anzurufen, und Sie antworteten: ›Gott bewahre!‹«
Pinto trommelte mit den Fingerspitzen auf dem Tisch und zog verärgert die Mundwinkel herab. »Sie sind unsere Verbindung zu Florin, Mr Hadley. Und die werde ich zu diesem Zeitpunkt nicht kappen. Dazu bin ich gar nicht in der Lage.«
»Dann müssen Sie eben eine andere Verbindung finden«, beharrte Hadley.
Pinto ignorierte seine Bemerkung und sagte: »Ich gehe
nicht davon aus, dass Ihnen in den Sinn gekommen sein könnte, dass hier vielleicht mehr auf dem Spiel steht als lediglich das Moskauer Gold zu finden.«
»Das ist Ihr Problem, Capitán Pinto. Ich habe keine Kristallkugel. Mercedes und ich haben uns entschieden, und das ist endgültig. Wir haben Ihnen genug geholfen.«
»Und Sie tragen die Konsequenzen?« Einen Moment lang klang der sonst so freundliche Pinto drohend.
»Egal, wie die Konsequenzen aussehen.«
»Gilt das auch für Sie, Miss Vilanova?«
»Allerdings«, bestätigte Mercedes, ohne zu zögern. »Ich habe nichts zu befürchten.«
»Glauben Sie, dass Ihre Eltern das auch so sehen werden?«
»Was zum Teufel soll das denn wieder heißen?« Hadley konnte seinen Ärger nicht länger verbergen. Wollte dieser hinterhältige Kerl jetzt versuchen, Mercedes einzuschüchtern?
»Ich habe nicht mit
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